Wärme aus dem Energiepark Hafen
Mit dem Rückkauf des Fernwärmenetzes kann die Stadt ihre Wärmeversorgung nun weitgehend selbst gestalten. Die wichtigsten Energiequellen liegen im Hafengebiet südlich der Elbe. Mit einer Leitung unter der Elbe werden diese Quellen im Westen ans Fernwärmenetz angeschlossen. Im Hafen produzieren Betriebe der Schwerindustrie große Mengen an Abwärme, die bisher nicht genutzt werden. Diese Wärme entsteht dort, wo viel Energie eingesetzt und hohe Temperaturen erzeugt werden müssen wie bei der Metallschmelze. Mit dem neuen Fernwärmekonzept müssen Hamburgs Aluminium-, Kupfer- und Stahlhütten einen Teil dieser Wärme künftig nicht mehr in die Elbe leiten, sondern für die Wärmeversorgung nutzen und so ihre CO2-Bilanz erheblich verbessern.
Energiequelle Müll
Schon heute heizt auch der Müll Hamburgs Fernwärmekunden ein. Zukünftig wird auch die Müllverbrennungsanlage am Rugenberger Damm neben der Köhlbrandbrücke zur Wärmeversorgung der Stadt beitragen. Außerdem baut die Stadtreinigung mit dem Zentrum für Ressourcen und Energie in Stellingen eine hochmoderne Anlage zur Abfallverwertung, die künftig mehr Abfall recycelt und aus den Resten noch mehr Energie herausholt. Der Beitrag der Müllenergie für die Fernwärme steigt.
Wärme vom Klärwerk
Auf der Dradenau, am Köhlbrand, arbeitet eines der größten Klärwerke Deutschlands. Wenn das geklärte Abwasser das Klärwerk verlässt, hat es eine Temperatur von rund 14 Grad. Es liegt nahe, diese Energiequelle, die gleichmäßig das ganze Jahr über zur Verfügung steht, für die Wärmeversorgung zu nutzen. Das passiert jetzt: Große Wärmepumpen werden künftig dem Wasser die Energie entziehen und auf einem sehr viel höheren Temperaturniveau an das Fernwärmenetz abgeben. Den Strom für die Wärmepumpen soll ein neues, mit Erdgas betriebenes Heizkraftwerk liefern. Die Wärmepumpe kann auch Überschuss-Strom aus erneuerbaren Energien nutzen und damit zum Lastmanagement der Stromnetze beitragen.
Effizientes Heizkraftwerk
Das Gas- und Dampf-Heizkraftwerk wird dank neuester Technologie besonders effizient und klimafreundlich sein. Es produziert in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) parallel Strom und Wärme und kann bei Bedarf das heiße Wasser der anderen Quellen weiter aufheizen. Das stellt sicher, dass in Spitzenlastzeiten, also an besonders kalten Wintertagen, Hamburgs Wohnungen mollig warm bleiben. Zudem kann es in Zeiten geringer Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie einspringen und für Stabilität im Stromnetz sorgen.
Speicher in warmer Erde
Für das neue Fernwärmesystem werden Wärmespeicher benötigt. Ein sogenannter Aquiferspeicher könnte mehrere hundert Meter tief unter dem Hamburger Hafen liegen. In klein gibt es so einen Speicher unter dem Reichstagsgebäude in Berlin, in der Größenordnung, die Hamburg plant, ist es eine Weltpremiere.
In salzhaltigem, also für die Trinkwassergewinnung nicht geeignetem Grundwasser, wird künftig Wärme gespeichert, die im Sommer nicht gebraucht wird. Denn Industrie, Müllverbrennung und Klärwerk arbeiten zu jeder Jahreszeit. Damit diese Energie etwa im Sommer nicht einfach verpufft, wird sie in Form von heißem Wasser in den Speicher gepumpt und in der kalten Jahreszeit wieder entnommen. In der Tiefe herrschen konstante Temperaturen. Die Wärme des heißen Wasser bleibt erhalten, der Energieverlust ist gering.
Innovativ und bezahlbar
Der neue Fernwärme-Mix Hamburgs ist deutschlandweit einzigartig. Hamburg setzt mit der Kombination der Energieträger technologisch ein Ausrufezeichen. Das Konzept ist ein großer Schritt für den Kohleausstieg bei der Fernwärme und für den Klimaschutz in Hamburg. Die Wärmeversorgung wird damit unabhängiger von den Preisschwankungen fossiler Brennstoffe. Das Konzept sichert so eine wirtschaftliche Versorgung und sorgt für eine bezahlbare Heizungsrechnung.