Was konnte bereits umgesetzt werden? Rückblick auf die Schwerpunkte des Jahres 2020
Stärkung der Freiwilligenagenturen
Im Jahr 2020 wurden die Vorbereitungen getroffen, um die staatliche Förderung der Freiwilligenagenturen in Hamburg deutlich auszubauen. So konnten die bestehenden Zuwendungen für die Agenturen in den Bezirken Hamburg-Nord, Wandsbek, Bergedorf, Harburg und Altona seit Anfang 2021 mehr als verdoppelt werden. Mit der erhöhten Förderung wurde auch das Aufgabenspektrum der Agenturen erweitert. Die Förderung des freiwilligen Engagements orientiert sich damit noch stärker als bisher an den Bedarfen und Gegebenheiten vor Ort, so dass die Freiwilligenagenturen intensiver in die Quartiere hineinwirken. Hierfür hat die Sozialbehörde in Abstimmung mit den Freiwilligenagenturen die Regelungen für die Zuwendung entsprechend geändert.
Darüber hinaus wurde im Sommer 2020 eine Öffentliche Bekanntgabe zur Förderung von je einer Freiwilligenagentur in den Bezirken Hamburg-Mitte und Eimsbüttel durchgeführt. Im Ergebnis erhielten die ASB Zeitspender-Agentur (E) und das FreiwilligenZentrum Hamburg (M) den Zuschlag, so dass es seit Jahresbeginn 2021 in allen sieben Bezirken je eine geförderte Freiwilligenagentur gibt.
Kostenfreie Räume für freiwillig Engagierte im Museum für Hamburgische Geschichte
Anfang Oktober 2020 wurde im Museum für Hamburgische Geschichte (MHG) die Auftaktphase des Haus des Engagements (HdE) eingeleitet. Auf Anfrage konnten dort ein großer Hörsaal und ein Gruppenraum kostenfrei von freiwillig Engagierten für Tagungen, Gruppentreffen oder anderen Veranstaltungen angemietet werden. Das Angebot endete am 31. Mai 2022 und wird als Haus des Engagements im betahaus Hamburg fortgesetzt.
Insgesamt wurden 109 Veranstaltungen in den Räumen des Museums durchgeführt. Angeboten wurden vor allem Schulungen, Sprachkurse und Workshops. Inhaltlich standen bei den Veranstaltungen häufig die Themen Partizipation, Senior:innen, Flucht und Migration sowie Bildung im Vordergrund.
2.642 Personen (Mehrfachnennungen) nutzen im Zeitraum die kostenfreie Raumbuchung. Trotz der pandemiebedingten Schließzeiten in den Jahren 2020 und 2021 wurde das Raumangebot erfolgreich erprobt. Auch der Einsatz einer Koordinatorin des HdE hat sich im Rahmen der Auftaktphase bewährt. Die Anzahl der Anfragen und auch die Vielfalt der Veranstaltungen in den Räumen des MHG bekräftigen die Ausrichtung der Maßnahme. Das Angebot hat zu weiteren Kooperationen angeregt und wurde auch aus Sicht des Museums als Bereicherung des Tagesbetriebs angesehen.
Niedrigschwellige Projektförderung für freiwillig Engagierte
Bereits mit Jahresbeginn 2020 wurde die Förderrichtlinie Forum Flüchtlingshilfe erweitert, so dass auch andere Freiwilligenprojekte, die sich für das gelingende Zusammenleben in unserer Stadt einsetzen, finanziell unterstützt werden konnten. Im Verlauf des Jahres hat die Sozialbehörde dann in Abstimmung mit den Bezirksämtern das Förderverfahren überarbeitet, um auch mittelfristig verlässliche Strukturen zu schaffen, durch die freiwillig Engagierte niedrigschwellig und möglichst unkompliziert in ihrer Arbeit unterstützt werden können. Ergebnis dieser Bemühungen ist die neue Förderrichtlinie Freiwilliges Engagement in den Bezirken (PDF; 200 KB), die seit Januar 2021 das Engagement im Sozialraum stärkt und Austausch sowie Vernetzung fördert.
Weiterentwicklung der Freiwilligenakademie
Freiwilliges Engagement erfordert fachliche Kenntnisse, die stets aktualisiert werden müssen. Gleichzeitig bedeuten Qualifizierung und Supervision für viele Freiwillige auch Wertschätzung ihres Engagements.
Die Akademie wurde deshalb weiter ausgebaut und erhält nach gemeinsamer Planung in 2020 seit 2021 ein eigenes Fortbildungsbudget, um das Hamburger Fortbildungsportfolio durch Kooperationen oder eigene Angebote erweitern zu können. Dazu gehören beispielsweise zusätzliche und aktuell besonders benötigte digitale Fortbildungsangebote für Freiwillige ebenso wie eine Vermittlung von Supervisionsangeboten insbesondere für kleine und mittlere Initiativen.
Bonus Ticket für alle Engagierten in den Freiwilligendiensten
Seit August 2020 können Auszubildende und Freiwilligendienstleistende für 30 Euro statt bisher rund 70 Euro monatlich im gesamten HVV-Bereich Bus und Bahn fahren. Da alle, die sich im Rahmen eines freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahrs oder in den Bundesfreiwilligendiensten engagieren, nur ein Taschengeld erhalten, ist das eine deutliche finanzielle Entlastung.
Die Stadt Hamburg ermöglicht dieses BonusTicket durch einen Kostenzuschuss für Auszubildende und Freiwilligendienstleistende. Voraussetzung ist, dass auch die Träger sich an dem Bonusprogramm beteiligen. Detaillierte Informationen dazu stehen im Internet unter https://www.hvv.de/bonusticket.
Darüber hinaus sollen die Freiwilligendienste zukünftig stärker unterstützt werden, z.B. durch Öffentlichkeitsarbeit und Prüfung von Modellprojekten.
Steuerliche Entlastungen für freiwillig Engagierte
Die Finanzbehörde hat ihre Initiativen zur stärkeren steuerlichen Entlastung des freiwilligen Engagements und zur Entbürokratisierung des Gemeinnützigkeitsrechts im Jahr 2020 auf Bundesebene erfolgreich weiter vorangetrieben. Mit Verabschiedung des Jahressteuergesetzes im Dezember 2020 wurde die Reform des Gemeinnützigkeitsrechts im Bundestag beschlossen. Zu den wichtigsten Änderungen zählen die Erhöhung von Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale, die Erweiterung der Zwecke der Gemeinnützigkeit sowie gelockerte Regelungen zur Mittelverwendung und steuerlichen Vergünstigung für gemeinnützige Organisationen.
Schwerpunkte im Jahr 2021
Ausbau von Projektförderung für freiwillig Engagierte
Seit Anfang Juli 2021 ist die Förderrichtlinie für gesamtstädtische Projekte des freiwilligen Engagements (PDF; 150 KB) in Kraft. Sie ergänzt die bereits seit 01.01.2021 vorliegende Förderrichtlinie Freiwilliges Engagement in den Bezirken (PDF; 200 KB). Mit der Förderrichtlinie können im Rahmen einer niedrigschwelligen Projektförderung auch hamburgweite Freiwilligenprojekte und -initiativen unterstützt werden.
Insgesamt stehen bis zu 230.000 Euro Fördermittel pro Jahr zur Verfügung. Projekte können pro Zuwendungszweck und -empfänger 5.000 bis 30.000 Euro pro Jahr erhalten.
Das Angebot richtet sich an Projekte, die beispielsweise die Vernetzung lokaler Akteure, digitale Kompetenzen im Engagementfeld oder bestimmte Zielgruppen wie Geflüchtete oder Menschen mit Behinderungen unterstützen.
Hinweise zu den Antragsunterlagen, Informationen zur Förderung der Projekte sowie zu Ansprechpersonen sind unter www.hamburg.de/foerderrichtlinie-fe/ abrufbar.
Hamburger Nachweis wird zu einem Kompetenznachweis
Der Hamburger Nachweis wurde zu einem aussagekräftigen Kompetenznachweis ausgebaut. Der überarbeitete Nachweis betont nun welche Schlüsselqualifikationen und andere persönliche Fähigkeiten durch das freiwillige Engagement erworben wurden. Er soll damit insbesondere für junge Engagierte attraktiver werden, die damit bei Bewerbungen beispielsweise um einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz belegen können, dass sie sich engagieren. Nach Überarbeitung im Jahr 2021 erfolgte die Einführung des neuen Hamburger Nachweises im Mai 2022 auf der AKTIVOLI-FreiwilligenBörse.
Forum WIR in Hamburg
Die jährliche Großveranstaltung Forum Flüchtlingshilfe konnte 2020 aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erstmals nicht stattfinden. Auch für 2021 musste die Großveranstaltung aus diesem Grund abgesagt werden. Im September 2022 wurde das Format wieder aufgegriffen und im Schwerpunkt erneut auf die Themen Flucht und Integration fokussiert. Über 1.000 Gäste und ca. 80 Organisationen nutzten einen Markt der Akteure, Themenrunden und das Rahmenprogramm für Austausch und Vernetzung.
Das nächste Forum WIR in Hamburg im Jahr 2024 soll weiter an die aktuellen Gegebenheiten des freiwilligen Engagements und nachbarschaftliches Miteinander angepasst werden. Und auch die Corona-Pandemie und die jüngsten Fluchtbewegungen aus der Ukraine zeigen wieder den unverzichtbaren Wert der gegenseitigen Unterstützung und Nachbarschaftshilfe durch freiwilliges Engagement.
Gezielte Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund
Der Hamburger Senat möchte die öffentliche Wahrnehmung des freiwilligen Engagements von Migrantenorganisationen erhöhen und deshalb entsprechende Angebote von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte stärken. Dazu soll die interkulturelle Öffnung bestehender Strukturen in der Engagementförderung mit zivilgesellschaftlichen Akteuren wie beispielsweise dem AKTIVOLI-Landesnetzwerk und Hamburger Stiftungen weiter vorangetrieben werden. Seit 2021 steht darüber hinaus mit der Förderrichtlinie Gesamtstädtische Projekte des freiwilligen Engagements eine weitere Unterstützungsmöglichkeiten für die Zielgruppe zur Verfügung. Aufgrund der anhaltenden Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie, musste ein angedachter Fachtag verschoben werden und wurde 2022 schließlich durch die Großveranstaltung Forum WIR in Hamburg ersetzt.
Schwerpunkte ab dem Jahr 2022
Fachtag zum Umsetzungsstand der Engagementstrategie
Ein zunächst für das erste Halbjahr 2021 geplanter Fachtag zum Umsetzungsstand der Engagementstrategie wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie auf Januar 2023 verschoben. Der gemeinsam mit dem AKTIVOLI-Landesnetzwerk e.V. organisierter Fachtag, lieferte einen Zwischenstand zur Umsetzung der Engagementstrategie und bot Gelegenheit Ideen, Bedarfe und das weitere Vorgehen mit Aktiven aus der Hamburger Engagementlandschaft zu diskutieren.
Haus des Engagements wird zum zentralen Kompetenzzentrum
Das Haus des Engagements wird seit Mai 2022 schrittweise zu einem zentralen Kompetenzzentrum in Hamburg ausgebaut, in dem freiwillig Engagierte nicht nur Räume kostenfrei mieten können, sondern in dem sie auch kompetente Ansprechpartner in der AKTIVOLI-Geschäftsstelle und der Freiwilligenakademie finden werden. Zudem wird die Zusammenarbeit von Menschen im Haupt- und Ehrenamt sowie die Beratung zu Fördermöglichkeiten durch das Projekt Engagement Dock unterstützt. Mittelfristig ziehen zusätzlich auch eine barrierefreie Freiwilligenagentur sowie eine digitale Geschäftsstelle, die vor allem kleinere und mittlere Initiativen in ihren Verwaltungsprozessen unterstützen soll, in das Haus des Engagements.
In die Planung und Umsetzung dieser Maßnahmen wird die Sozialbehörde jeweils verschiedene Akteure einbeziehen, darunter die Bezirksämter, weitere Fachbehörden, Vertreterinnen und Vertreter aus Stiftungen und Wirtschaft, das AKTIVOLI-Landesnetzwerk e.V., die Freiwilligenagenturen und andere Initiativen und Netzwerke der Hamburger Engagementlandschaft.
Vergünstigungen für freiwillig Engagierte
Der Hamburger Senat möchte seine Wertschätzung gegenüber Menschen, die sich freiwillig engagieren, noch deutlicher als zuvor zum Ausdruck bringen. Daher soll 2022 und 2023 ein konkretes Konzept entwickelt werden, wie die Stadt freiwillig Engagierten nützliche nicht-monetäre Vorteile als Anerkennung ihres jeweiligen Einsatzes gewähren kann. Dazu gibt es bereits einen Austausch zwischen dem AKTIVOLI-Landesnetzwerk e.V und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie zwischen der Sozialbehörde und anderen Ministerien in Deutschland.
Weitere Vorhaben
Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Mehrgenerationenhäuser, Senioren- und Jugendtreffs sollen als so genannte „verlässliche Orte“ für das freiwillige Engagement deutlich sichtbarer gemacht werden. Hierzu zählt auch gemeinsam mit der Hamburger Schulbehörde zu prüfen, wie Engagementprojekte in die Ganztagsangebote in den Schulen künftig stärker integriert werden können.
Eine Öffentlichkeitskampagne für das freiwillige Engagement in Hamburg musste auf das Jahr 2024 verschoben werden.