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Analysebericht 2014 Situation von Frauen am Hamburger Arbeitsmarkt

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Junge Frau macht Notizen

Analysen Hamburger Fachkräftenetzwerk Fachkräftestrategie Fachkräftesicherung

Die Fachkräftestrategie hat als Ziel, die Erwerbsbeteiligung von Frauen in Hamburg zu erhöhen.  Um eine bessere Datengrundlage zu haben, wurde 2014 ein Analysebericht (PDF, 2,25 MB) zur Situation von Frauen am Hamburger Arbeitsmarkt erstellt. Der Bericht eruiert auch die Motive, lediglich in Teilzeit zu arbeiten. Ebenso werden Faktoren genannt, die zur Steigerung der Arbeitszeit führen können.

Zusammenfassung des Analyseberichts

Lebenslagen von Frauen und Männern

Die Lebenslagen der Frauen sind im Unterschied zu denjenigen der Männer nicht auf durchgängige Erwerbsbeteiligung über die Biographie hinweg gekennzeichnet. Typische Lebenslagen von Frauen finden sich sowohl im Bereich der Erwerbsarbeit als auch im häuslichen Bereich. Aus dieser Optionalität erklärt sich, was im Vergleich zu den Arbeitsmarktdaten der Männer paradox erscheinen mag: Frauen sind in vielerlei Hinsicht schlechter in Erwerbsarbeit integriert, zugleich aber auch weniger von Arbeitslosigkeit und Erwerbslosigkeit betroffen. 

Die Erwerbstätigenquote der Frauen in Hamburg lag 2013 mit etwas über 70 % deutlich hinter der der Männer (ca. 77 %). Drei Viertel der sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten in Hamburg waren 2014 Frauen. Signifikant mehr Männer (ca. 28.000) als Frauen (ca. 21.500) waren 2013 im Rechtskreis SGB II arbeitslos gemeldet. Im Rechtskreis des SGB III liegen die Arbeitslosenzahlen von Frauen und Männer nicht so gravierend auseinander (2013: Männer 11.300, Frauen 10.100).

Entwicklung der Erwerbsbeteiligung

Die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist stetig und deutlich zunehmend. Allerdings geht die Steigerung der Erwerbstätigenquote der Frauen in Hamburg von 2005 bis 2013 von ca. plus zehn Prozentpunkte (gegenüber nur ca. plus fünf Prozentpunkten bei Männern) hauptsächlich auf vermehrte Beschäftigung in Teilzeit zurück (2008 bis 2014: 117.027 auf 169.461). Die Zahl der in Vollzeit beschäftigten Frauen stagnierte im Vergleichszeitraum in der Größenordnung von ca. 245.000.

Entwicklung des Arbeitsvolumens

Im Zeitraum 1991 bis 2014 nahm in Deutschland das von Frauen geleistete Arbeitszeitvolumen trotz der deutlich gesteigerten Zahl weiblicher Beschäftigter insgesamt nur geringfügig zu (knapp plus fünf Prozent). Die pro Person durchschnittlich geleistete Arbeitszeit nahm zeitgleich ab und kompensierte die positiven Effekte der steigenden Erwerbsbeteiligung größtenteils. Bei den Männern konnte der Rückgang des durchschnittlichen Arbeitszeitvolumens pro Kopf nicht durch eine steigende Anzahl an Beschäftigten kompensiert werden, sodass das Arbeitsvolumen der Männer im Vergleichszeitraum um ca. zehn Prozent abnahm.

Im Hinblick auf die Sicherung des Fachkräfteangebots muss diese Entwicklung pessimistisch stimmen. Positive Entwicklungen bei der Erwerbsbeteiligung können nicht in ein insgesamt steigendes Arbeitsvolumen umgesetzt werden.

Der Wunsch nach Erwerbsbeteiligung

Nach den hier ausgewerteten Studien ist das Streben nach Erwerbsbeteiligung bei Frauen weniger stark ausgeprägt als bei Männern. Nur 26,6 % der in Teilzeit beschäftigten kinderlosen Frauen hegte 2008 in Deutschland den Wunsch nach Aufstockung der Wochenarbeitszeit. 36,6 % der kinderlosen erwerbstätigen Frauen gaben 2010 in Westdeutschland an, keine Vollzeittätigkeit zu wünschen. In der Gruppe der kinderlosen Männer war der Wunsch nach Aufstockung der Wochenarbeitszeit deutlich häufiger anzutreffen (37,2 vs. 26,6 %). Frauen in geringfügiger Beschäftigung wünschen eine durchschnittlich deutlich höhere Aufstockung ihrer Wochenarbeitszeit als Frauen in regulärer Teilzeitbeschäftigung. 22 % der Frauen in geringfügiger Beschäftigung waren unfreiwillig in Teilzeit, da sie die angestrebte Vollzeitstelle nicht finden konnten. Aufgrund der großen Zahl von geringfügig beschäftigten Frauen in Hamburg ergibt sich hieraus ein erhebliches Potential zur Steigerung des Arbeitsvolumens.

Berufliche Qualifikation

Die Erwerbsbeteiligung bei Frauen, wie auch bei Männern, fällt desto höher aus, je höher die berufliche Qualifikation ist. Bei Müttern und kinderlosen Frauen mit keinem oder niedrigem Abschluss beträgt die Erwerbstätigenquote 35,5 bzw. 57,2 %, bei mittlerem Abschluss 71,6 bzw. 75,0 % und bei Akademikerinnen 76,0 bzw. 85,8 %.

Teilzeit bei Hochqualifizierten ist schwierig

Paradoxerweise ist der Frauenanteil unter den am höchsten qualifizierten, sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten niedriger als an der Grundgesamtheit aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Nur 37,3 % aller als „Experte/in“ eingestuften sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren Frauen. In der Gesamtheit betrug der Frauenanteil 46,6 %.

Stellen für Hochqualifizierte finden sich nur stark unterproportional im Teilzeitbereich. 2012 waren in Deutschland 19 % aller Stellen für Bewerberinnen und Bewerber mit akademischer Qualifikation ausgeschrieben. Jedoch nur 13 bzw. 14 % waren für der Vollzeit nahe Teilzeit bzw. für Teilzeit mit 20 bis 31 Wochenstunden vorgesehen. Die Präferenz von Frauen für Teilzeitbeschäftigung in Verbindung mit dem niedrigen Anteil von Teilzeitstellen für Hochqualifizierte wirkt offenbar hemmend auf Beschäftigung hochqualifizierter Frauen.

Kulturelle Einflüsse

Unter Deutschen betrug der Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 47,1 %, unter Nicht-Deutschen nur 41,9 %.

Die Erwerbstätigenquoten sowohl von Müttern als auch von kinderlosen Frauen unterscheiden sich stark nach Nationalität. Kinderlose deutsche Frauen und kinderlose Frauen aus EU-Staaten waren 2008 mit 74,5 bzw. 72,7 % in etwa gleich häufig erwerbstätig. Bei kinderlosen Frauen aus Nicht-EU-Staaten war dies jedoch mit nur 46,4 % sehr viel seltener der Fall. Deutsche Mütter waren zu 68,8 % erwerbstätig, Mütter aus Nicht-EU-Staaten jedoch nur zu 37,8 %. Mütter aus EU-Staaten waren mit einer Erwerbstätigenquote von nur 43,8 % ebenfalls signifikant seltener erwerbstätig als deutsche Mütter. Die Erwerbstätigenquote insgesamt in Deutschland 2008 betrug 70,1 %.

Branchen

Die Branchen mit dem höchsten Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind zugleich diejenigen mit dem höchsten Frauenanteil an den ausschließlich geringfügig Beschäftigten: u.a. Gesundheits- u. Veterinärwesen, Heime u. anderen Sozialwesen. Es handelt sich um die Branchen mit Bezug zum lebenden Objekt und um die Bekleidungsbranche. Bei stark technisch orientierten Branchen mit widrigen äußeren Einflüssen ist der Frauenanteil sehr niedrig: u. a. Baugewerbe, Müllentsorgung, Metallverarbeitung, Post- und Kurierdienste.

Teilzeitstellen finden sich vor allem in Branchen mit hohem Frauenanteil: in der Dienstleistungsbranche, Handel, Verkehr und Gastgewerbe, kaum jedoch im verarbeitenden Gewerbe und am Bau.

Beschäftigungsumfang, Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit

Eine Erhebung zu Stellenanforderungen und den Qualifikationen der Stellenbesetzerinnen u. –besetzer (Deutschland 2012) förderte bei der Vollzeit nahen Stellen und Vollzeitstellen zu Tage, dass bei ihnen sehr viel häufiger als im Durchschnitt das Qualifikationsniveau der aus-gewählten Person hinter den Anforderungen zurückbleibt. Berufliche Aufstiegsmöglichkeiten finden folglich ganz überwiegend im Vollzeit und der der Vollzeit nahen Bereich statt, was in Verbindung mit der Affinität der Frauen zu Beschäftigung in Teilzeit auch hinsichtlich der Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern relevant ist.

Unbefristete Arbeitsverträge werden ebenfalls ganz überwiegend mit Vollzeit oder der Voll-zeit naher Teilzeit angeboten (Deutschland 2012). Beschäftigung in Teilzeit ist folglich häufig auch prekäre Beschäftigung.

Alleinerziehende

Die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit ist bei Alleinerziehenden überdurchschnittlich hoch. 2011 war ein Drittel der erwerbsfähigen leistungsberechtigten Alleinerziehenden in Hamburg arbeitslos. Alleinerziehende Arbeitslose finden sich vor allem im Rechtskreis SGB II. Dort betrug deren Zahl im Dezember 2014 ca. 6.350. Im Rechtskreis SGB III waren es nur ca. 670. Die Arbeitslosigkeit Alleinerziehender ist folglich von langer Dauer geprägt, obwohl nur ca. 40 % ein Kind unter sieben Jahren zu betreuen hatten.

Die niedrigsten SGB II-Quoten Alleinerziehender wiesen 2011 Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf; die höchsten Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Bremen. Offenbar ist für die Erwerbsbeteiligung und die Erzielung auskömmlicher Einkommen Alleinerziehender primär das gute Funktionieren des Arbeitsmarktes entscheidend.

In Modellprojekten erwiesen Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung als am wirksamsten bezüglich der Wahrscheinlichkeit, eine Alleinerziehende im Anschluss in bedarfsdeckende Beschäftigung überleiten zu können.

Situation Alleinerziehender in Hamburg

In Hamburg fielen 2011 deutlich mehr arbeitslose Alleinerziehende nur dadurch aus der Ar-beitslosigkeit, indem sie sich vom Arbeitsmarkt in Nicht-Erwerbstätigkeit zurückzogen, als in Westdeutschland (48,3 vs. 39,5 %) der Fall war. Ebenfalls deutlich weniger arbeitslose Al-leinerziehende in Hamburg verglichen mit Westdeutschland beendeten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Ausbildung (17,6 vs. 21,7 %).

Die Erwerbsorientierung arbeitsloser Alleinerziehender in Hamburg ist generell sehr hoch. 2011/2012 gaben 69 % von ihnen an, eine Vollzeitbeschäftigung zu suchen.

Beruflicher Wiedereinstieg

In einem vom BMFSFJ von 2009 bis 2012 durchgeführten Modellprogramm  zum beruflichen Wiedereinstieg nach Erwerbsunterbrechungen erwiesen sich Angebote zur beruflichen Orientierung und zu Qualifizierung als am stärksten nachgefragt. Am zweithäufigsten wurden familienbezogene Angebote wie zum Beispiel zur Klärung der familiären Situation in Anspruch genommen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren bezüglich längerer Arbeitswege von einer halben Stunde und mehr sowie bezüglich Arbeit, die nicht ihrem fachlichen Können entspricht, am häufigsten konzessionsbereit (70 %). Unflexible Arbeitszeiten (48 %) und Belastungen durch Lärm, Schmutz und körperliche Anstrengung (43 %) wollten sie deutlich seltener tolerieren. Ein Wohnortwechsel kam nur für elf Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Betracht.

 

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