An einem schönen sonnigen Augusttag des Jahres 1953 erblickte das Finanzamt Hamburg-Eimsbüttel das Licht der Welt. Es entstand durch eine Teilung des damaligen Finanzamtes Neustadt St. Pauli – Eimsbüttel. Das neue Amt hatte viele Paten, die den Start mit großzügigen Geschenken erleichterten. So kamen vom Finanzamt Nord die Stadtteile Lokstedt, Niendorf und Schnelsen dazu. Die Finanzämter Neustadt und Rechtes Alsterufer steuerten einige Eimsbüttler Straßen des Eimsbüttler Kerngebietes bei. Das Finanzamt Blankenese schließlich beteiligte sich mit den Stadtteilen Stellingen und Eidelstedt an der Neugründung. Das junge Finanzamt erhielt seinen Sitz in den städtebaulich auch heute noch interessanten Grindel-Hochhäusern, die damals gerade fertiggestellt worden waren.
Während die übrigen Finanzämter größtenteils mit Vorkriegsmobiliar leben mussten, wurde das neue Amt völlig neu ausgestattet. Die Krönung der Neuanschaffungen waren moderne Reiseschreibmaschinen. So ausgestattet, begann das junge Finanzamt schwungvoll und munter zu arbeiten und entwickelte sich im Laufe der Jahre durch rege Bautätigkeit und wirtschaftliche Entwicklung im Amtsbereich zu einem richtig großen Finanzamt.
Durch die regionale Anbindung hatten nicht nur viele Steuerpflichtige erstmals die Gelegenheit, ihr Finanzamt in angemessener Zeit aufzusuchen, sondern auch Kinderscharen aus den umliegenden Schulen, die nach Unterrichtsende „erst mal ’ne Runde Paternoster „fahren“ wollten.
Im Laufe der Zeit wuchsen die Fallzahlen in den Hamburger Finanzämtern so stark an, dass Anfang der 70er Jahre die Erkenntnis reifte, mit der bisherigen Organisationsform dem Arbeitsanfall nicht mehr gerecht werden zu können. Eine Arbeitsgruppe entwickelte daher ein neues Konzept, bei dem auch Erfahrungen aus anderen Bundesländern berücksichtigt wurden (zum Beispiel Finanzamt Fürth und Saarlouis). Beim Finanzamt Hamburg-Eimsbüttel wurde das neue Konzept ab Oktober 1971 als Modellversuch, das berühmte „Eimsbüttler Modell“, erprobt und später auch in anderen Finanzämtern eingeführt. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen flossen in die Grundsätze für die Neuorganisation der Finanzämter - GNOFÄ - ein.
Im Laufe der Jahre stieg trotz der einsetzenden intensiven Unterstützung durch die elektronische Datenverarbeitung und modifizierter Organisations- und Arbeitsabläufe aufgrund erheblicher Fallzahlenzuwächse die Arbeitsbelastung weiter an. Das Amt platzte förmlich aus allen Nähten. Die zirka 225 Mitarbeiter und 44 Auszubildenden sowie mehrere Kubikmeter Akten waren auf acht Stockwerke sowie einige außerhalb des Hauptgebäudes angemietete Räume verteilt. Dennoch reichte der Platz nicht aus. Deshalb wurde für das Finanzamt Hamburg-Eimsbüttel in der Stresemannstraße ein auf die Bedürfnisse des Amtes ausgerichtetes Gebäude erbaut. Der langersehnte, engagiert geplante Umzug fand in der Woche vom 24. bis 31. Januar 1997 statt. Knapp zwei Wochen später weihte der damalige Finanzsenator Runde das neue Dienstgebäude ein.
Nur wenige Monate nach dem Einzug fand im neuen Dienstgebäude bereits ein größerer Umzug unter Einbeziehung weiterer angemieteter Räume statt, um für die neuen Körperschaftsteuer – Teilbezirke Platz zu schaffen (Dezember 1998).
Doch auch nach diesen Umzügen kehrte keine Ruhe ein. Nach einem halben Jahr des Eingewöhnens und Zusammenwachsens nahm die neue Finanzsenatorin, Frau Dr. Nümann-Seidewinkel, am 12. April 1999 die Einführung des neuen Vorstehers (Herrn Buck) zum Anlass, bekannt zu geben, dass das Finanzamt Eimsbüttel eines der beiden Finanzämter sein werde, bei denen im Rahmen des Projektes zur Neuorganisation der Veranlagung ein neues Organisationsmodell (PRONOVA) erprobt werden würde, und dass darüber hinaus beim Finanzamt Eimsbüttel gleichzeitig als Pilotprojekt eine Informations- und Annahmestelle (IAS) eingerichtet werden solle.
Nach intensiven Vorarbeiten der Projektgruppe bei der Oberfinanzdirektion begannen im Finanzamt im Spätherbst die arbeitsaufwändigen, nervenstrapazierenden Planungs- und Vorbereitungsarbeiten zur Umstellung des gesamten Veranlagungsbereiches. Es war nicht nur ein vollständiger Neuschnitt der Veranlagungsdienststellen notwendig. Darüber hinaus war zu berücksichtigen, dass von dieser Umstellung nicht nur rund 130 Dienstzimmer samt Mobiliar, sondern insbesondere auch rund 130 Amtsangehörige in einschneidender Weise betroffen waren, weil sie sich nach der Umstellung zum größten Teil mit neuen Kollegen, in anderen Dienstzimmern und neuen Sachgebieten wieder finden würden, um sich darüber hinaus in gänzlich neue Steuerfälle einzuarbeiten, ganz abgesehen davon, dass sie vorher selbst ihre alten Dienststellen auflösen mussten.
Am 15. Mai 2000 war dieser Kraftakt geschafft und gleichzeitig die Informations- und Annahmestelle durch die Finanzsenatorin in Anwesenheit von Pressevertretern eröffnet.
Die zwei Projekte IAS und PRONOVA sind mittlerweile aus der Probephase hinausgewachsen.
Die IAS hat sich als Erfolgsmodell erwiesen und wurde inzwischen bei allen Hamburger Finanzämtern eingeführt.
Trotz der Möglichkeiten des Internets und ELSTER suchen viele Steuerpflichtige offenbar immer noch den unmittelbaren Kontakt zu ihrem Finanzamt. Dies spricht für den guten Service und die Bürgernähe der IAS.
Stillstand bedeutet gemeinhin Rückschritt und so wurde das beim Finanzamt Hamburg-Eimsbüttel pilotierte PRONOVA-Projekt fortentwickelt. Unter der Kurzbezeichnung VERA wurden in den Jahren 2008 bis 2010 alle Hamburger Finanzämter organisatorisch fit gemacht, für die sich ständig fortentwickelnden Aufgaben der Finanzverwaltung. Im Zuge dieser Umstellungen zog das Finanzamt Hamburg-Eimsbüttel erneut um und verließ seinen Standort in der Stresemannstraße. Heute liegt das Amt erstmals in seiner Geschichte in seinem Kerngebiet. Mitten in Hamburg-Lokstedt am Standort Hugh-Greene-Weg ist das Amt bürgernah für alle Steuerpflichtige zu erreichen.