Über die Frage, wann das Finanzamt Hamburg-Hansa das Licht der Welt erblickt hat, streiten sich die Geister.
„Ur-Hanseaten" vertreten den Standpunkt, mit der Gründung des Finanzamts V am 1. Juni 1920 sei zugleich bereits das Finanzamt Hansa entstanden. Dieses im Stadtteil St. Georg, Spadenteich 8, belegene Finanzamt war zusammen mit neun weiteren Hamburger Finanzämtern im Zuge der Neuordnung der Finanzverwaltung nach dem ersten Weltkrieg geschaffen worden. Es war zuständig für alle Hamburger Bürger und Personengesellschaften, deren Namen mit dem Buchstaben M anfingen.
Weil sich die Zuständigkeitsabgrenzung nach Anfangsbuchstaben schon bald als unzweckmäßig erwies, wurde ab 1. Januar 1923 das Prinzip der regionalen Zuständigkeit eingeführt. Gleichzeitig erhielt das Finanzamt V den neuen Namen Finanzamt St. Georg zuständig für die Ortsteile St. Georg-Nord, St. Georg-Süd, Borgfelde und Hohenfelde mit insgesamt rund 156.500 Einwohnern. Auch das also ein denkbarer Gründungszeitpunkt!
In den nachfolgenden Jahren änderten sich Aufgaben und Zuständigkeitsbereich des Amtes beträchtlich. Schon ab 1. April 1937 wurde das Finanzamt Hamburg-St. Georg neben seinen bisherigen Aufgaben zuständig für die Besteuerung der Straßenhändler, der Wandergewerbetreibenden sowie derjenigen Obst-, Gemüse-, Südfrucht- und Blumen-Großhändler, die ihre Hauptbetriebsstätte auf dem Hamburger Großmarkt beziehungsweise dem Deichtormarkt hatten.
Nach den verheerenden Bombenangriffen wurden im Jahre 1944 einige Finanzämter aufgehoben. Darunter auch das für die Ortsteile Eilbek und Uhlenhorst zuständige Finanzamt Baumeisterstraße, dessen Dienstgebäude völlig zerstört worden war. Sein Zuständigkeitsbereich wurde dem Finanzamt Hamburg-St. Georg angegliedert.
Das blieb im Wesentlichen so bis 1953. Im Rahmen einer umfassenden Neustrukturierung der Hamburger Finanzämter wurden durch Senatsanordnung vom 24. März 1953 die Ortsteile Uhlenhorst und Hohenfelde dem Finanzamt Hamburg-Barmbek-Uhlenhorst und der Ortsteil Eilbek dem Finanzamt Hamburg-Wandsbek zugeschlagen.
Das Finanzamt St.Georg übernahm dagegen den seit 1944 vom Finanzamt Hamburg-Mitte-Altstadt betreuten Zuständigkeitsbereich des ebenfalls im Jahre 1944 aufgelösten Finanzamts Hamburg-Süd mit den Ortsteilen Hamm, Horn, Billstedt, Billbrook, Billwerder-Ausschlag, Rothenburgsort und Veddel. Damit hatte sich der räumliche Schwerpunkt des Amtes erheblich nach Süden und Osten verlagert, und der alte Stammbezirk St. Georg erschien jetzt als kleiner nordwestlicher Zipfel des Finanzamtsbezirks.
Aus seinem alten Dienstgebäude in St. Georg war das Amt ohnehin schon im Jahre 1937 ausgezogen und in das ein Jahr zuvor vom Karstadt-Konzern für rund 3,3 Millionen Reichsmark erworbene "Haus des Fortschritts", Steinstraße 10 eingezogen. Gründe genug also, um im Jahre 1953 nach einem neuen Namen für das Finanzamt Hamburg-St. Georg zu suchen: Finanzamt Hamburg-Hansa. Von Vielen wird diese Umbenennung als die eigentliche Geburtsstunde des Amtes angesehen.
Der kurz darauf im Juli 1953 eingeführte neue Vorsteher Dr. Erich Beyer verstand es, Größe und Bedeutung des Amtes in jeder Weise - auch durch einen "Abgabestopp" von Akten - zu fördern und mit dem Ziel hervorzuheben, es zum „größten Finanzamt Europas“ zu machen.
Dieses Ziel wurde wohl nie ganz erreicht, wenngleich mit der zum 01. Januar 1998 durchgeführten „Neustrukturierung der Hamburger Finanzämter“ und der damit verbundenen Übernahme von zirka 3.500 Körperschaftsteuerfällen ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan wurde. Seinen vorläufigen Höhepunkt hat diese Entwicklung dann mit der zum 01. Oktober 2005 erfolgten „Neuorganisation der Hamburger Finanzämter“ gefunden.
Bei dieser Gelegenheit fand nicht nur der weltbekannte Stadtteil St. Pauli mit seinen vielen Vergnügungsbetrieben eine neue steuerliche Heimat, sondern mit den Stadtteilen Steinwerder, Kleiner Grasbrook und Klostertor ging auch ein Teil des sehr zukunftsorientierten und innovativen Hafengebietes in den Zuständigkeitsbereich des Amtes über.
So stellt sich das Amt heute als das personenstärkste Hamburger Finanzamt dar, das auf Grund seiner zentralen Lage am Hauptbahnhof nicht nur Anziehungspunkt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der gesamten Region, sondern darüber hinaus für manch einen so etwas wie „berufliche Heimat“ geworden ist. An dieser Stelle sei der Hinweis gestattet, dass das aus dem Althochdeutschen stammende Wort „Hansa“ soviel wie „Gruppe, Schar“ bedeutet, womit auch Amtsidentität und Zusammengehörigkeitsgefühl der „Hanseaten“ ihren angemessenen Ausdruck finden.
Neben dem bereits erwähnten legendären Vorsteher Dr. Erich Beyer haben weitere bedeutende Persönlichkeiten dem Amt gedient und von hier aus ihre erfolgreichen Karrieren gestartet. Namentlich erwähnt seien der spätere Hamburger Finanzsenator Horst Gobrecht, der hier viele Jahre lang als Veranlagungs- und Rechtsbehelfssachbearbeiter seinen Dienst versehen hat, sowie der auch als AO-Kommentator bekannt gewordene Steuerrechtler Prof. Dr. Klaus Tipke, der sich hier einst als junger Sachgebietsleiter seine ersten steuerlichen Sporen verdient hat.