Warum werden Streckenbeeinflussungsanlagen (SBA) gebaut?
Das Ziel einer SBA ist es durch eine sogenannte Harmonisierung des Verkehrs, Störungen hinauszuzögern und vor Gefahrensituationen, wie einem Stauende, zu warnen. Eine SBA kann jedoch bei einer deutlichen Überlastung der Autobahn keinen Stau verhindern. Die Verkehrsbelastung auf der A 1 ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, so dass es häufig zu Überlastungen und damit Staus kommt. Aus diesem Grunde ist der Ausbau der A 1 von drei auf vier Fahrstreifen pro Richtung auf dem hamburgischen Gebiet in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 aufgenommen worden. Derzeit wird dieser Ausbau von uns geplant.
Es gibt neben der Verkehrsdichte viele Faktoren, die einen flüssigen Verkehrsstrom beeinflussen. Diese sind zum Beispiel:
- Umgebungsbedingungen (Wetter, Lichtverhältnisse, bauliche Gegebenheiten, Verkehrslenkungseinrichtungen , Anzeigen, Verbote ,Gebote , Gefälle/Steigung etc.)
- unterschiedliche Verkehrsteilnehmer (Pendler, Berufskraftfahrer, Ortskundige, Urlauber, Fernreisende, ängstliche oder wenig routinierte Verkehrsteilnehmer)
- andere Faktoren (Spurwechselverhalten, Störungen, Liegenbleiber, Unfälle, Ablenkung, körperliche Verfassung)
Baustellen können selbstverständlich auch zu Stausituationen führen. Darum wird in einem stets umfangreichen Abstimmungsprozess abgewogen, ob eine Tagesbaustelle durchgeführt werden muss, oder diese als Nachtbaustelle eingerichtet werden kann. Einige Arbeiten (z.B. handnahe Bauwerksprüfungen) erfordern jedoch Tageshelligkeit und können dadurch nicht in der Nacht durchgeführt werden.

Die Streckenbeeinflussungsanlage auf der A 1 reicht von der Anschlussstelle Moorfleet bis zur Hamburgischen Landesgrenze mit Niedersachsen. 18 Verkehrszeichenbrücken mit Wechselverkehrszeichen über der Fahrbahn wurden hier errichtet.
Mehr zum Bau der Streckenbeeinflussungsanlage erfahren Sie auf der Seite des Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer.
Ihre Fragen - unsere Antworten
Die Stau-Situation, wie wir sie heute oft haben, hatten wir vor der Einführung der SBA definitiv nicht. Es gab oft lange Staus ab Dreieck Süd, die durch Unfälle, schlechtes Wetter und Bauarbeiten etc. verursacht wurden. Jetzt werden die Staus durch die SBA ausgelöst. Warum wird das Tempo an der Anschlussstelle Stillhorn gen Süden regelmäßig, insbesondere im Berufsverkehr, reduziert?
Es staut sich an dieser Stelle nicht durch die Temporeduzierung, sondern die Temporeduzierung wird aufgrund eines Staus weiter südlich, z.B. auf Höhe der Anschlussstelle Hamburg-Harburg geschaltet. Staus können nicht nur aufgrund von Bautätigkeiten, sondern auch aufgrund von temporären Überlastungen, also während der Rush Hour, entstehen. Eine Stauerscheinung gegen 07:30 Uhr am Morgen ist im großstädtischen Bereich nichts Ungewöhnliches und hat auch nichts mit der Einrichtung der Streckenbeeinflussungsanlage zu tun.
Die Schaltung auf eine geringere Geschwindigkeit ist nicht nur bei einem Stau weiter vorne sinnvoll, sondern auch wenn die Verkehrsdichte steigt und dadurch die Geschwindigkeit im Verkehr sinkt. Mit der Geschwindigkeitsreduzierung wird vermieden, dass einzelne Fahrzeuge plötzlich bremsen und so ein Stau entsteht. Gerade bei der Zusammenführung der beiden Autobahnen A1 und A255 kommt es häufig zu einer Verdichtung durch die einfädelnden Fahrzeuge.
Erst wenn die Dichte auf allen drei Fahrstreifen wieder abnimmt, wird die Geschwindigkeitsbeschränkung zurückgenommen. Für den einzelnen Verkehrsteilnehmer, der durch die betroffene Strecke durchfährt, ist das nicht immer zu erkennen.
Wann wird es endlich wieder zurück geändert wie es früher mal war: 120km/h gen Norden bis Stillhorn, ab da weiter Richtung Hamburg-City mit 80km/h?
Wenn es zu keiner besonderen Belastungssituation im Verkehr kommt, ist die Streckenbeeinflussungsanlage auch so geschaltet. Gerade zur Rush Hour ist es aber eher der Fall, dass schon ab HH-Harburg der Verkehr stark zunimmt und daher die Geschwindigkeit reduziert wird, um den zufließenden Fahrzeugen an der nächsten Zufahrt das Einfahren zu erleichtern und so einen Rückstau zu verhindern.

Zur besseren Erläuterung der Funktionsweise der Streckenbeeinflussungsanlage ist in der Grafik die Funktionsweise der Streckenbeeinflussungsanlage dargestellt. In dem Beispiel kommt es zu einer Stausituation auf Höhe der A 255 Richtung HH-Centrum. In dem System der Streckenbeeinflussungsanlage reagieren die verschiedenen Verkehrszeichenbrücken mit- und aufeinander. Das heißt, wenn am AK HH-Süd Stau angezeigt wird, schaltet der stromaufwärtsliegende Anzeigequerschnitt HH-Harburg zunächst von 120 km/h runter auf 100 km/h (und später vielleicht schließlich auf 80 km/h). Demzufolge schalten die Verkehrszeichenbrücken, die näher an der Stausituation liegen, auf noch niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen herab, um die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer schon vor dem Stauende zu reduzieren. Wenn die Fahrzeuge in einer geringeren Geschwindigkeit fahren, können Sie angemessener auf einen Stau reagieren und schneller bremsen. Auffahrunfälle werden so vermieden.
Bei einer Geschwindigkeit auf der Autobahn von unter 30 km/h müssen viele Fahrzeuge stark abbremsen. Wenn dies passiert, ist der Verkehr sehr instabil, das heißt, es kann leicht zu einem erneuten Geschwindigkeitseinbruch kommen. Die Anlage bleibt daher zentrumsnah zunächst auf der Anzeige "Stau" und geschaltet, wenn sich die Geschwindigkeit wieder erholt, wird sie sukzessive auf 60 km/h, dann auf 80 km/h und schließlich wieder auf 100 km/h hochgeschaltet. Dabei reagiert die Anlage immer auf die aktuelle Verkehrslage (Geschwindigkeit und Verkehrsmenge).
Dies bedeutet auch, dass die Verkehrslage an dem stromaufwärtsliegenden Anzeigenquerschnitt für die Verkehrsteilnehmer oft nicht so einfach nachzuvollziehen ist, wie die Schaltungen an dem Querschnitt direkt bei der Engstelle. Bei ihnen gibt es noch keinen Stau und trotzdem ist die Geschwindigkeit bereits auf 80 km/h reduziert.
Ist diese Temporeduzierung dort, insbesondere wenn keine Baustellentätigkeiten zu verzeichnen sind, überhaupt sinnvoll und notwendig?
Definitiv ja! Gerade der Bereich, in dem die Streckenbeeinflussungsanlage eingerichtet wurde, stellt eine Nadelöhr-Situation dar: Der Bereich von der Abfahrt HH-Moorfleet bis zur Abfahrt HH-Harburg umfasst sieben Auf- und Abfahrten zur A 1 über eine Strecke von gerade einmal 8,5 Km. Zusätzlich gibt es durch die täglichen Pendler vor Hamburgs Toren enorm viele Autofahrer, die in diesem Bereich die Autobahn befahren und / oder wieder verlassen. Dies ist zum einen der Grund dafür, dass die A 1 in diesem Bereich von sechs auf acht Fahrstreifen erweitert werden soll. Zum anderen bietet sich an diesem Brennpunkt eine Streckenbeeinflussungsanlage an, die sensibel den Verkehr in dem Abschnitt gerade auch in den Stoßzeiten erfasst und den nachfolgenden Verkehr mit einer entsprechenden Tempoanpassung reguliert.
Warum wird die A1 in Richtung Süden im Feierabendverkehr in Stillhorn auf 60 km/h gesenkt? Dadurch kann der Verkehr nicht abfließen.
Ziel einer Streckenbeeinflussungsanlage sind stets die Harmonisierung des Verkehrs, Störungen hinauszuzögern und vor Gefahrensituationen, wie ein Stauende, zu warnen. Wenn also der Feierabendverkehr auf 60 km/h gesenkt ist, ist das damit zu begründen, dass die Autobahn weiter südlich gerade stark belastet ist und es zu einem starken Geschwindigkeitseinbruch kam. Dieser kann bereits einige Minuten her sein, jedoch wird mit etwas Verzug das Tempo wieder erhöht, damit es nicht zu einem erneuten Geschwindigkeitseinbruch durch stark anfahrende und abbremsende Fahrzeuge kommt.
Können nicht noch zusätzliche Schilder aufgestellt werden, die den Verkehrsteilnehmern erklären, wie sie sich am Stauende verhalten sollen, damit ein Stau schnell aufgelöst wird?
Zusätzliche Hinweisschilder dürfen wir nur aufstellen, sofern diese im Verkehrszeichenkatalog der Straßenverkehrsordnung vorgesehen sind. Abweichungen sind nur in sehr wenigen Ausnahmefällen möglich und müssen durch die Straßenverkehrsbehörden angeordnet werden.
Weiterhin hat der Verkehrsteilnehmer auf einer Autobahn mit vielen Abfahrten eine Flut an Informationen zu verarbeiten, muss sich aber trotzdem noch auf die Straße konzentrieren können. Hierbei müssen wir uns auf die zwingend erforderliche Beschilderung und Signalisierung beschränken. Zusätzlich sind viele Anzeigen davon flexibel ausgeführt, um möglichst jeden Ereignisfall abzudecken.
Bedenken Sie bitte, dass bei einem Stau oder Unfall es wichtig ist, den erforderlichen Sicherheitsabstand einzuhalten. Hier ist sehr genau abzuwägen welche Vor- und Nachteile eine Maßnahme bringen kann. An erster Stelle der Betrachtungen steht allerdings immer die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer.
Wir versuchen darüber hinaus, durch Informations- und Aufklärungsveranstaltungen sowie Besichtigungen die verschiedenen Besuchergruppen über solche Beiträge aufzuklären und zu sensibilisieren sowie auf die Verkehrsstörungen aufmerksam zu machen. Durch diese Aufklärungsmaßnahmen versuchen wir den Verkehrsfluss zu verbessern.
Wir prüfen durch gezielte Maßnahmen und Optimierung der Verkehrsführung sowie zusätzliche Hinweisschilder ("Achtung Steigung") den Verkehrsteilnehmer an strategischen Punkten, auf die geographischen Verhältnisse hinzuweisen. Die Verbesserungen sind auch stets in unserem Interesse, um die Verkehrsstörungen möglichst gering zu halten.
Weitergehende Informationen können Sie auch auf folgenden Internetseiten finden:
- Aktuelle Baustellen: https://www.hamburg.de/baustellen
- Informationen zu den Ausbauprojekten auf den Hamburger Autobahnen: https://www.hamburg.de/fernstrassen
- Informationen zum Ausbau der A1: https://www.hamburg.de/fernstrassen/a1/
- Technik gegen Stau (Baden-Württemberg): https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/service/mediathek/