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Altes Land

Zwischen Äpfeln, Birnen und Beeren

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Weiß rosa blühende Kirschbäume und saftige Äpfel, prachtvolle Fachwerkhäuser und schmuckvolle Prunkpforten, grüne Deiche und blau schimmernde Kanäle, Beerensträucher und die Elbe - das Alte Land ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.

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Kirschblüte im Alten Land
Kirschblüte im Alten Land CopyrightPlatzhalter

Obst so weit das Auge reicht

Der Obstanbau und die Schifffahrt, die Nähe zur Elbe und zur Großstadt Hamburg prägen das Alte Land seit Jahrhunderten. Ob im Frühling zur Kirschblüte oder im Sommer und Herbst zur Erntezeit - Besucher können hier vielerlei Attraktionen entdecken, allen voran die bezaubernde Landschaft sowie kulturelle Events und Sehenswürdigkeiten vom Leuchtturm bis zur Arp-Schnitger-Orgel. 

Das Alte Land ist ein einzigartiger Landstrich. Er erstreckt sich von den Toren Hamburgs über 30 km südlich der Elbe bis hin zur Hansestadt Stade. Das Gebiet umfasst die Gemeinde Jork, die Samtgemeinde Lühe und den Neu Wulmstorfer Ortsteil Rübke in Niedersachsen sowie die Hamburger Stadtteile Neuenfelde, Cranz und Francop. Die Nebenflüsse der Elbe - die Schwinge, die Lühe und die Este - gliedern das Alte Land in drei Abschnitte und zwar in die erste, zweite und dritte Meile von Westen nach Osten. 

Obwohl schon in vorchristlicher Zeit Menschen in diesem Gebiet an der Elbe siedelten, entstand die heutige Kulturlandschaft vor allem ab dem 12. Jahrhundert. Der Erzbischof von Bremen holte Siedler hierher und veranlasste unter der Leitung holländischer Kolonialisten den Bau von Deichen und die Entwässerung des Gebietes durch ein Grabensystem. Obst wird auf dem fruchtbaren Marschboden seit über 700 Jahren angebaut. 

Mit einer Anbaufläche von rund 10.500 Hektar gehört das Alte Land zu den größten Obstanbaugebieten Europas. Hier wachsen rund 10 Millionen Obstbäume. 90% davon sind Äpfel, 6% Kirschen, 4% machen Birnen, Pflaumen, Zwetschgen und Beerenfrüchte aus. Hamburg und viele Teile Norddeutschlands werden so ganzjährig mit frischem Obst aus dem Alten Land versorgt. Doch nicht nur der fruchtbare Boden an der Elbe, sondern auch die milden Jahresmitteltemperaturen von 8,5 Grad und viele Sonnenstunden ermöglichen auch im Norden Deutschlands eine große Obstvielfalt. 

Das Alte Land im Wandel der Jahreszeiten

Der natürliche Zyklus der vielen Früchte bestimmt das Jahr im Alten Land. Die Obstblüte im Frühling ist nicht nur für die Obstbauern sehr wichtig, sondern auch ein wunderschönes Naturschauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Wenn tausende Obstbäume in Blüte stehen und einen lieblichen Duft versprühen, wird am ersten Maiwochenende das traditionelle Blütenfest gefeiert. Die Blütenkönigin wird gekrönt, die das Alte Land für ein Jahr im In- und Ausland repräsentiert. Es gibt einen bunten Festumzug im Jorker Ortskern. Mit Musik, Altländer Spezialitäten und Trachtentänzen werden Altländer Traditionen gelebt. An mehreren Wochenenden im Frühling können sich Besucher die Blütenpracht auch auf der Altländer Blütentour vom roten Doppeldeckerbus ansehen. Gästeführer erläutern Sehenswürdigkeiten und erzählen von der Bedeutung des Obstanbaus im Alten Land. 

Über den aktuellen Stand der Kirsch- und Apfelblüte informiert das Blütenbarometer

Die Erntezeit beginnt im Sommer. Saftige Kirschen, frisches Gemüse, leckere Beeren verkaufen die Bauern direkt am Hof. Wer mag, kann die Früchte auch selbst von den Bäumen pflücken. Im Herbst hängen dann endlich die Äpfel erntebereit an den Bäumen. Von Ende August bis November ist Apfelerntezeit. Über die Reife der Früchte informiert das Obstbarometer. Auch die Äpfel werden direkt auf den Höfen angeboten oder man pflückt sie selbst von den Bäumen und sichert sich so seinen privaten Apfelvorrat. Höhepunkte während der Apfelsaison sind der Tag des offenen Hofes, das Apfelfest in Steinkirchen sowie das Apfel- und Kürbisfest in Schuback. Besucher können die volle Vielfalt des Apfels erfahren, viele Gerichte mit der Frucht probieren und sich an einem bunten Unterhaltungsprogramm erfreuen. Gerade beim Tag des offenen Hofes werden spannende Einblicke in den Apfelanbau gewährt. 

Unterwegs im Alten Land

Am schönsten lässt sich das Alte Land auf dem Fahrrad oder zu Fuß entdecken. Über 100 Kilometer Haupt- und Nebenflussdeiche ziehen sich durch das Alte Land und laden zur Radtour auf dem Deich ein. Das Radwandernetz im gesamten Alten Land umfasst insgesamt wohl rund 1.000 Kilometer. Am Wegesrand finden sich alte Fachwerkhäuser, Hofläden und Cafés, die mit Altländer Spezialitäten zur Rast einladen. Der bekannte Elberadweg und der Nordseeküstenradweg führen als Radfernwege ebenso durch das Alte Land. Die Fahrradrouten sind allseits gut ausgeschildert. 

Zahlreiche Tourenvorschläge für die Fahrt durchs Alte Land finden Sie im Tourenplaner. Wer zur Blüte- oder Erntezeit und auch gern etwas länger unterwegs ist, kann auch die Obstroute wählen. Die Strecke führt in zwei Abschnitten auf einer Länge von 36 und 37 km an der Elbe, den Obstplantagen und an der Hansestadt Stade und der Märchenstadt Buxtehude vorbei. Spannend sind aber auch die Waldroute, auf der es unter anderem Hügelgräber zu sehen gibt, oder die Elbinsel-Route entlang der Elbinsel Krautsand. Von Ende April bis Anfang September verkehrt der Elbe-Radwanderbus auf zwei Linien durch das Alte Land und steuert dabei viele Haltestellen an. Wem bei einer langen Fahrradtour die Puste ausgeht, kann so problemlos ein paar Stationen mit dem Bus fahren, das Fahrrad auf den Anhänger laden und schließlich an einer anderen Stelle weiterfahren. 

Aber nicht nur mit dem Fahrrad, auch zu Fuß lässt sich das Alte Land wunderbar erkunden. Neben schönen Spaziergängen auf dem Elbdeich, Lühedeich und Estedeich bietet sich der Obstlehrpfad Jork an. Am Westminnerweg in Jork sind auf einer Strecke von 1,5 Kilometern inmitten der Obstplantagen zwölf Schautafeln aufgestellt, die Wissenswertes zum Obstanbau von der Pflanzung bis zur Ernte vermitteln. 

Natürlich gibt es auch Bus-Rundfahrten, die beliebten Bimmelbahntouren oder die Obsthofwanderungen, bei denen Gäste einen Eindruck von der Schönheit des Alten Landes bekommen. 

Maritimes Altes Land

Neben dem Obstanbau ist seit jeher die Schifffahrt ein wichtiges Standbein für die Altländer. Die Elbe sorgte mit ihren fruchtbaren Marschböden nicht nur für den erfolgreichen Obstanbau, sondern war gleichzeitig die wichtigste Wasserstraße des Alten Landes. Leuchttürme weisen den großen Pötten noch heute den Weg, früher brachten Händler und Schiffe das hier angebaute Obst über die heimischen Häfen nach Hamburg. Und in Cranz an der Este-Mündung hat die große Pella Sietas-Werft ihr Zuhause.

Die maritime Seite des Alten Landes kann man unter anderem bei einem entspannten Spaziergang auf dem Deich mit Blick auf die Elbe erleben. Spannend ist auch der Besuch der ehemaligen Seefahrtschule in Grünendeich, die das "Haus der Maritimen Landschaft Unterelbe" beherbergt. In erster Linie dient das Haus als Infostelle über die vielfältigen Angebote der Region. Doch Kapitän Giese und Kapitän Brill führen Gäste regelmäßig über die hauseigene Kapitänsbrücke. An bestimmten Tagen im Jahr oder auf Voranmeldung öffnet das Planetarium im Haus. In der Dauerausstellung "Meer erleben an der Elbe" gibt es unter anderem ein begehbares Modell des Unterelbelaufs und wechselnde Kunst- und Fotoausstellungen. 

Zu den maritimen Höhepunkten des Alten Landes zählt auch der Twielenflether Leuchtturm, im äußersten Westen der Region. Der Leuchtturm wurde zu einem Schifffahrtsmuseum umgewandelt, das besichtigt werden kann. Die ausgestellten Schiffe im Maßstab 1:1250 zeichnen die Entwicklung der Schifffahrt in den letzten 100 Jahren nach. 
Wo heute nur noch ein Schiff an den damaligen Umschlagplatz von Äpfeln, Kirschen und anderen Obstsorten erinnert, lagen Ende des 18. Jahrhunderts noch 59 Schiffe vor Anker - im Borsteler Hafen. Dennoch lohnt der Besuch des alten Hafens. Mittwochvormittags öffnet die Tjalk "Annemarie" ihre Lucken zur Besichtigung. Vorträge zu maritimen Themen wie zur Geschichte des Hafen Borstel oder zu den Altländer Schiffen & Reedern können auf vorherige Anfrage gebucht werden.

Museen und ein Schloss

Zwar sind die besonderen Anlaufpunkte der Region vor allem die schönen Obstplantagen, es gibt jedoch auch Museen und ein Schloss zu entdecken. In der Hansestadt Stade erlebt man außerdem ein abwechslungsreiches Kulturprogramm und kann einiges über die Hanse und die Region lernen. Dafür steuert man am besten das Museum Schwedenspeicher an, in dem man in einer multimedialen Ausstellung Historisches über die Stadt und die Hansezeit erfährt. Auch das Kunsthaus, untergebracht in einem alten Speicherhaus, hält spannende Werke aus der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst bereit.  

Königlich geht es auf Schloss Agathenburg bei Stade zu: Zwar lebten dort keine Monarchen, aber die Adelsfamilie von Königsmarck. Ihr Leben und Wirken wird in Agathenburg mithilfe einer spannenden, erlebnisorientierten Ausstellung nachgezeichnet und ist damit auch etwas für Kinder. 

Von Prunkpforten bis Arp Schnitger-Orgeln

Der Obstanbau, die Elbnähe und natürlich ihre Tüchtigkeit bescherte den Altländern in der Vergangenheit und heute Wohlstand. Davon zeugen einerseits die kunstvollen Fachwerkhäuser mit reich verzierten Brauttüren und den prachtvollen vorgelagerten Prunkpforten und andererseits die 10 Altländer Kirchen in den Ortskernen von Twielenfleth, Hollern, Steinkirchen, Grünendeich (1. Meile), Mittelnkirchen, Neuenkirchen, Jork, Borstel, Estebrügge (2. Meile) und St. Pankratius Neuenfelde in der dritten Meile. Charakteristisch für die Kirchen ist, dass ihre Türme neben dem Hauptschiff stehen, da der Boden der Last der Türme nicht standhalten würde. Der wertvollste Schatz der Kirchen sind aber ihre Orgeln, die teils über 500 Jahre alt sind. An acht der Orgeln hat der berühmte norddeutsche Orgelbauer Arp Schnitger mitgewirkt. Diesem kulturellen Erbe widmet sich das alljährliche Orgelkonzert zu Arp Schnitgers Geburtstag, zu dem im Juli in sämtlichen Kirchen des Alten Landes und der näheren Umgebung Orgelkonzerte ertönen. 

Der Blick der Besucher des Alten Landes bleibt immer wieder an den Fachwerkhäusern mit ihren Brauttüren und Prunkpforten hängen. Letztere sind eine Art hochaufstrebendes Rundbogentor zum eigentlichen Gehöft. Auf das weiß gestrichene Holz sind Sinnsprüche gemalt, die Altländer Tugenden beschreiben. Viele der Fachwerkhäuser verfügen zudem über bunte bemalte geschnitzte Brauttüren. Diese wurden nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Dahinter verbarg sich früher meist eine Kofferkammer mit allen wichtigen Papieren und Schätzen des Hauses. Im Notfall konnte so über die Brauttür das Notwendigste schnell in Sicherheit gebracht werden. An dem vorbildlichen Erhalt dieser Kunstwerke ist gut zu erkennen, wie Traditionen im Alten Land gepflegt werden. 

Altländer Geschichte in geballter Form können Besucher zudem im Museum Altes Land in Jork erleben. In dem Altländer Fachhallenhaus wird die wechselvolle Entwicklung des Landstrichs, die durch die ständige "Bedrohung" des Wassers geprägt ist, dokumentiert. 

Das Alte Land zählt insgesamt über 400 Baudenkmäler, zu denen neben Fachwerkhäusern, Leuchttürmen, Kirchen und Museen auch Windmühlen gehören. 

Anfahrt

  • Auto: bis Jork über die A7 ca. 45 Minuten
  • Öffentliche Verkehrsmittel: Von Hamburg fährt die S3 in Richtung Stade, in Buxtehude aussteigen und den Bus 2031 Richtung Jork - Schulzentrum nehmen, in Jork am Marktplatz aussteigen. Alternativ mit der S3 nach Stade fahren und von dort aus den Bus 2357 Richtung Jork nehmen und nach Belieben im Alten Land aussteigen, zur HVV Fahrplanauskunft 
  • Von den Landungsbrücken aus fahren regelmäßig Fähren (Fähre 62) bis nach Finkenwerder, von da aus mit dem Bus 150 nach Cranz fahren, zur HVV Fahrplanauskunft