Nachdem die Eckpunkte für die Wiederaufnahme des Verfahrens verabredet worden waren, startete im Juni 2019 die Fortschreibung des IEK, um auf dieser Basis die Projektplanungen und die Förderlaufzeit anzupassen.
Im Rahmen dieser Fortschreibung wurden die Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen zur Umsetzung der Baumaßnahmen optimiert, damit alle Personen oder Akteure, die aufgrund ihrer Funktion, ihrer Kompetenzen und ihrer Interessen von den Planungen direkt betroffen sind, zukünftig noch besser am Prozess beteiligt sind. Leitbild und Ziele der ersten Phase wurden im Wesentlichen bekräftigt – mit Aktualisierungen der Handlungsschwerpunkte, Projekte und Maßnahmen. Entsprechend wurde auch der Zeit-Maßnahme-Kosten-Plan (ZMKP) aktualisiert.
Um alle geplanten Maßnahmen umsetzen zu können, erfolgte eine Verlängerung der Förderlaufzeit bis Ende 2027.
An der Erstellung der Fortschreibung des IEK haben folgende Beteiligte inhaltlich mitgewirkt:
- das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Hamburg-Mitte,
- die steg Hamburg mbH,
- das Amt für Wohnen, Stadterneuerung und Bodenordnung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW),
- die Gängeviertel Genossenschaft 2010 eG,
- der Verein Gängeviertel e.V. und
- die Behörde für Kultur und Medien (BKM).
Dem Leitbild und den Leitzielen für das Sanierungsverfahren entsprechend sollen bis Ende 2027 alle Gebäude des Gängeviertels mit öffentlichen Fördergeldern instand gesetzt und modernisiert werden. Anschließend unterliegen die Wohnungen über einen Zeitraum von 21 Jahren einer Mietpreis- und Belegungsbindung. Dadurch wird ein wichtiger Beitrag zur Schaffung von preisgünstigem Wohnraum in der Hamburger Innenstadt geleistet.
Folgender Zeitplan ist gemäß der Fortschreibung des IEK anvisiert:
Bereits erfolgreich abgeschlossen:
- Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude Caffamacherreihe 37–39 und Caffamacherreihe 43–49
- Instandsetzung und Modernisierung der „Fabrique“ Valentinskamp 34a zur anschließenden Nutzung als soziokulturelles Zentrum mit Kunst, Kultur, Gastronomie und sozialen Angeboten
Zeitraum bis Ende 2022:
- Fertigstellung der Instandsetzung und Modernisierung des Gebäudes Speckstraße 83–87
- Beginn der Vorplanungen für die Gebäude Valentinskamp 38b und Valentinskamp 38c sowie Valentinskamp 35–38
Zeitraum bis Ende 2025:
- Fertigstellung der Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude Valentinskamp 35–38, Valentinskamp 38b und Valentinskamp 38c
Zeitraum bis Ende 2026:
- Fertigstellung der Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude Valentinskamp 39, Valentinskamp 38a und e, Valentinskamp 38f
Zeitraum bis Ende 2027:
- Fertigstellung der Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude Valentinskamp 32, Valentinskamp 28a und b
- Fertigstellung der Gestaltung der Außenanlage (Brache)
Zur Erweiterung des Wohnangebotes sollen auch die Dachgeschosse zu Wohnungen ausgebaut werden, sofern dies statisch möglich ist und alle erforderlichen Nebennutzungen (z. B. Abstellflächen für Mieterinnen und Mieter und Räume für die Haustechnik) mit untergebracht werden können. Nach Abschluss der aktuellen Planung soll es im Gängeviertel 70 Wohnungen geben. Ein Viertel davon soll als Arbeitsraumwohnungen genutzt werden können, ein Zehntel der Wohnungen wird als Residency-/Stipendiaten-/Gästewohnungen hergerichtet.
Daneben sind in fast allen Gebäuden die Erdgeschoss- bzw. Souterrainflächen für eine Gewerbenutzung vorgesehen. Dies können Galerie-, Atelier- und Büroräume oder vereinzelt auch gastronomische Flächen sein. Hierbei gilt stets, dass diese Nutzungen mit der Wohnnutzung in den Häusern verträglich sein müssen.
Kultureller Mittelpunkt des Gängeviertels ist die „Fabrique“, deren Umbau zum sozio-kulturellen Zentrum aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)“ sowie ergänzend aus Mitteln des Sanierungsfonds Hamburg 2020 der Bürgerschaft finanziert wurde.
Bis auf das Gebäude Valentinskamp 32 stehen im Gängeviertel alle Gebäude unter Denkmalschutz. Insofern finden denkmalpflegerische Belange im Sanierungsverfahren in besonderem Maße Berücksichtigung. Oberstes Ziel ist der Erhalt der historischen Bausubstanz, wo immer dies technisch und wirtschaftlich vertretbar ist.
Ein Blick zurück
Das ursprüngliche IEK wurde zwischen Mai und September 2010 im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (heute Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen) von der steg Hamburg mbH in einem kooperativen Prozess mit dem Verein Gängeviertel e.V. und unter kontinuierlicher Beteiligung des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Hamburg-Mitte sowie des Denkmalschutzamtes der Behörde für Kunst, Sport und Medien (heute Behörde für Kultur und Medien) erarbeitet. Die intensive Einbeziehung des Vereins Gängeviertel e.V. in allen Punkten und Phasen der Erstellung des IEK stellte eine Neuerung dar. Grund hierfür war die besondere Entstehungsgeschichte des Projektes, die mit der friedlichen Besetzung 2009 ihren Anfang nahm.
Die Bestandsaufnahme der Bausubstanz im Sommer 2010 hatte ergeben, dass in allen Gebäuden (ausgenommen das bereits sanierte Haus Valentinskamp 34) umfangreiche Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten erforderlich waren bzw. heute noch sind, um den langfristigen Erhalt zu sichern. Die gravierendsten Mängel: starke Durchfeuchtungen im Dach und an den Außenwänden, teils schwache Fundamente sowie erneuerungsbedürftige Fenster und Dachstühle. Auch Schall-, Wärme- und Brandschutz genügten nicht den heutigen Anforderungen. Die haustechnischen Installationen (Sanitär, Heizung, Elektro) bedurften ebenfalls einer kompletten Erneuerung.