Zur Aufdeckung von Lebensmittelverfälschungen arbeitet das Institut für Hygiene und Umwelt (HU) mit modernster Technik: Verdünnter Wein, gestrecktes Olivenöl oder falsch deklarierter Honig – diese und viele andere Manipulationen lassen sich mit dem NMR-Spektrometer aufdecken. Das Gerät arbeitet mit einem ähnlichen Messprinzip wie die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) in der medizinischen Diagnostik: Es identifiziert Atomkerne durch hochfrequente Wellen in einem starken magnetischen Feld. Im Vergleich zu vielen anderen Methoden kann die NMR-Spektroskopie nicht nur mit ihrer Genauigkeit, sondern auch mit Schnelligkeit punkten.
Bei der NMR-Spektroskopie wird die aufgearbeitete Probe von zum Beispiel Kaffee, Honig oder Wein einem kurzen Radiowellenimpuls ausgesetzt. Dieser regt die Atomkerne in der Probe an, sie beginnen, um ihrer eigene Achse zu rotieren. Diese Resonanzwellen werden aufgezeichnet. Verschiedene Atome besitzen charakteristische Resonanzfrequenzen (in Megahertz). Die exakte Resonanzfrequenz (Verschiebung um wenige Hertz) ist jedoch von der chemischen Umgebung der Atome abhängig, so dass hierdurch erst das eigentliche Spektrum entsteht.
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Das aufgezeichnete Resonanzspektrum lässt darauf schließen, welche Substanzen in welcher Menge in der Probe enthalten sind. So können zum einen Target-Untersuchungen, also zielgerichtete Analysen, durchgeführt werden. Hierbei ist die qualitative und quantitative Bestimmung von vielen relevanten Inhaltsstoffen eines Lebensmittels mit nur einer Messung möglich. Die Lage des Messsignals gibt Auskunft, um welchen Inhaltsstoff es sich handelt, die Fläche des Signals spiegelt die Menge dieses Stoffes im Gesamtgemisch wieder.
Zum anderen lassen sich mit der NMR-Methode auch Non-Target, also nicht zielgerichtete Untersuchungen durchführen. Jedes Lebensmittel besteht aus einer für sich typischen Zusammensetzung einzelner (chemischer) Inhaltsstoffe, deren Komposition das Lebensmittel erst ausmacht (Prinzip der Authentizität). Dabei kann das NMR-Spektrum des untersuchten Lebensmittels als eine Art Fingerabdruck („Fingerprint“) betrachtet werden. Beispielsweise zeigen Honige der gleichen Sorte sehr ähnliche Spektren, so dass bei Abweichungen gegebenenfalls eine falsche Deklaration vermutet werden kann.
Der Aufbau einer Fingerprint-Datenbank am HU ist in Planung, wobei der Schwerpunkt auf Lebensmitteln liegen wird, die für Hamburg besonders relevant sind. Hierzu zählen etwa Weine, die über den Hamburger Hafen aus Drittländern importiert und schließlich in ganz Deutschland und Europa verkauft werden.
Die Etablierung der NMR-Methode geschieht in Zusammenarbeit mit anderen Landesuntersuchungsämtern der verschiedenen Bundesländer – weltweit befindet sich die Nutzung dieser Methode zur Aufdeckung von Lebensmittelfälschungen noch in der Entwicklung. Das Ziel dabei ist klar: Lebensmittelbetrug soll schneller und effizient aufgedeckt werden.
Ansprechpartner am HU:
Projekt-Leitung
Marco Last
Tel. 040 428 45-7237
Projekt-Ingenieurin
Dr. Janine Zahlbach
Tel. 040 42845-7239