Takfir bezeichnet die Exkommunikation, nämlich das "für ungläubig erklären" (arab. takfir) von Muslimen durch andere Muslime. Weiterhin lautet so die Kurzbezeichnung für eine Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, unter anderem auf der Grundlage der von Sayyid Qutbs Schrift „Wegzeichen", von dem ägyptischen Islamisten Shukri Mustafa begründete Strömung des militanten Islamismus, aus der eine heute nicht mehr existente Organisation entstand. Die Takfir-Lehre wurde insbesondere auch durch die als „Takfiri-Troika“ bekannt gewordenen saudi-arabischen Ideologen Nasr Ibn Hammad Ibn Humaid al-Fahd, Ali Ibn Khudair Ibn Fahd al-Khudair und Ahmad al-Khalidi.
In der Diktion der Anhänger der Takfir-Ideologie (auch als Takfiris bezeichnet) sind die derzeitigen muslimischen Staatsoberhäupter Ungläubige bzw. Apostaten (vom Glauben abgefallen), weil sie die Herrschaft Gottes ablehnen (Gottesherrschaft). Aus Sicht der Takfiris hätten die Staatsoberhäupter die Moral der Gesellschaft zerstört, religiöse Institutionen säkularisiert, die Gesellschaft durch nationale Symbole manipuliert und islamische Gelehrte zur Rechtfertigung ihrer blasphemischen Taten benutzt. Der takfir sei daher zur Identifizierung der „Abtrünnigen" notwendig, gegen die somit der Jihad gerechtfertigt sei.
Das religiöse Establishment – d.h. die traditionellen Rechtsgelehrten (arab. ulama’) – wandte und wendet sich bis heute mehrheitlich gegen das Takfir-Konzept; häufig sind sie daher selbst von diesem Phänomen betroffen. Eine Exkommunikation von Muslimen, die sich zu Gott und den fünf Säulen des Islam bekennen, ist nach ihrer Meinung nicht zulässig. Zudem stellt es nach allgemeiner islamischer Auffassung eine besonders schwere Sünde dar, einen Muslim zu einem Ungläubigen zu erklären, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht. Daher sei es Sache von Gelehrten, ein so schwerwiegendes Urteil zu fällen. Anhänger der Takfir-Ideologie nehmen jedoch, zumeist ohne religiöse Ausbildung, das Recht, über Glauben und Unglauben zu richten, für sich in Anspruch. Takfir-Gedanken sind insbesondere in Teilen der salafistischen Bewegung verbreitet.