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Linksextremismus Die Ideologie

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Die Ideologie

Grundsätzliches

In der Tradition des Marxismus stehende Linksextremisten gehen davon aus, dass auch geschichtliche Abläufe "naturgesetzlichen" Bedingungen unterworfen sind. Insbesondere orthodox-kommunistische Parteien und Organisationen halten daran fest, dass der sogenannte "wissenschaftliche Sozialismus" eine Wissenschaft sei. Ein "überirdischer" (göttlicher) Einfluss wird strikt ausgeschlossen ("Religion ist Opium für das Volk", Marx). Die Entwicklung der linksextremistischen Ideologie ist von zahlreichen Brüchen gekennzeichnet, aus denen verschiedene Formen des Linksextremismus hervorgegangen sind. Diese ideologischen Lager stehen einander z.T. unversöhnlich gegenüber, jedes nimmt für sich in Anspruch, über die richtige Auslegung und Sichtweise zu verfügen.

Kommunistisches Weltbild

Die meisten Linksextremisten berufen sich auf die "Klassiker" der kommunistischen Lehre. Hierzu gehören in erster Linie Karl Marx und Friedrich Engels. Beide suchten - angetrieben von dem Elend der Industriearbeiter des 19. Jahrhunderts - nach Erklärungen und Lösungsansätzen. In ihren Untersuchungen der kapitalistischen Produktionsweise kamen sie zu dem Schluss, dass die "Ausbeutung des Menschen durch den Menschen" nur durch eine grundlegende Veränderung der Produktionsverhältnisse zu überwinden sei. Sie waren fest davon überzeugt, dass die Entwicklung der Menschheitsgeschichte Gesetzmäßigkeiten unterworfen war, die sich aus den Besitzverhältnissen ableiteten. Aus dieser materialistischen Sicht ergab sich u.a. auch der Marxsche Lehrsatz "das Sein bestimmt das Bewusstsein".

1848 legten Marx und Engels die Schrift "Das kommunistische Manifest" vor, in der sie die bisherige Geschichte als "Geschichte der Klassenkämpfe" darstellten und behaupteten, die "proletarische Revolution" werde sich als Ergebnis eines gesetzmäßig verlaufenden Geschichtsprozesses ergeben. Nach der "proletarischen Revolution" würde das Stadium des Sozialismus erreicht. Auf absehbare Zeit würde der Staat durch die "Diktatur des Proletariats" gekennzeichnet sein. Diese "Diktatur" müsse verhindern, dass noch vorhandene "Klassenfeinde" wieder an die Macht gelangen könnten. Durch die Überwindung der "kapitalistischen Produktionsweise" würden sich im Verlauf der Zeit alle Probleme der Menschheit lösen lassen. Auch menschliche Eigenarten wie Habsucht, Egoismus und Neid würden in einer kommunistischen Gesellschaftsform verschwinden. Im Stadium des Kommunismus würde die Menschheit wieder in einer klassenlosen Gesellschaft leben, in denen allen alles gehören würde. Ausbeutung, Hunger und Kriege würden von der Erde verschwinden. Mit dem Erreichen des Kommunismus sei die gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit an ihr Ende gelangt.

Während sich Marx und Engels über eine Organisierung der Revolution keine Konzepte entwickelten, vertrat der russische Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Lenin die Auffassung, dass die "Führung der Arbeiterklasse" durch eine kommunistische Partei übernommen werden sollte. Nur sie gewährleiste, dass die Entwicklung zum Kommunismus vor und auch nach einer Revolution erfolgreich verlaufe. In dieser Partei solle das Prinzip des "demokratischen Zentralismus" gelten, d.h. in der Praxis, die wesentlichen Entscheidungen werden von der Parteispitze getroffen, die Basis stimmt nachträglich zu.

Da dieses vornehmlich von Marx, Engels und Lenin entwickelte Gedankengebäude von Kommunisten zur wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeit erklärt wurde, übernahmen die Sowjetunion nach der Oktober-Revolution und später auch die DDR diese Ideologie als Staatsdoktrin. Da die Lehre als ewige und unveränderbare "Wahrheit" verstanden wurde, erwiesen sich sozialistische Staaten in der Folge in der Regel als unfähig, auf wirtschaftliche und weltpolitische Veränderungen flexibel zu reagieren. Sie erstickten quasi an der eigenen starren Ideologie. Dem Umstand, dass sich der weltweite Kommunismus nicht einstellen wollte, wurde mit immer neuen Interpretationsversuchen entgegengetreten. Kein sozialistischer/kommunistischer Funktionär wagte aber, die Grundidee des Kommunismus in Frage zu stellen.

Bis heute beharren orthodox-kommunistische Organisationen auf diesem Gedankengebäude. Die Schuld für das Scheitern der sozialistischen Experimente wird nicht bei den geistigen Urvätern gesucht, stattdessen werden Anwendungsfehler und das "aggressive" Verhalten des Kapitalismus für den Untergang der UdSSR und der DDR verantwortlich gemacht. Auch deshalb setzen Kommunisten ihren Weg unbeirrt fort. Dies ist auch heute noch bei der "Deutschen Kommunistischen Partei" (DKP) und Teilen der Partei „DIE LINKE.“ zu beobachten.

Trotzkismus

Eine der zahlreichen Varianten der klassischen kommunistischen Lehre ist der Trotzkismus. Namensgeber ist Leo Trotzki, der neben Lenin einer der wichtigsten Führer der Oktober-Revolution 1917 war. Als Volkskommissar für Militärwesen schuf er die Rote Armee. Nach Lenins Tod (1924) verlor er gegen Josef Stalin den Kampf um die Nachfolge. Auch ideologisch vertrat Trotzki eine andere Linie. Seiner Auffassung nach müsse auch nach der proletarischen Revolution der Kampf gegen Verkrustung und für Weiterentwicklung geführt werden ("permanente Revolution"). Letztlich setzte sich Stalin durch und verdrängte Trotzki nach und nach aus allen Ämtern. Trotzki ging nach Mexiko ins Exil, wo er 1940 von russischen Geheimpolizisten im Auftrag Stalins ermordet wurde. Auch heute noch existieren in der linksextremistischen Szene trotzkistische Gruppen wie die "Sozialistische Alternative" (SAV), die an dem Gedankengebäude ihrer ideologischen Vorbilder festhalten. Nach wie vor versuchen trotzkistische Gruppen andere politische Organisationen durch Unterwanderung zu übernehmen, in ihrem Sinne "umzudrehen" oder zu spalten. Dieses Entrismus genannte Verhalten ist auf Trotzki zurückzuführen, der schon um 1930 für die Unterwanderung anderer Organisationen plädierte.

Maoismus

Der Maoismus (nach dem chinesischen Staatsgründer Mao Zedong) basiert zwar auch auf den Lehren von Marx, Engels und Lenin, beinhaltet aber auch Elemente chinesischer Traditionen. Im Gegensatz zum sowjetischen Kommunismus setzte Mao Zedong mehr auf verarmte Bauern anstatt auf Arbeiter als "Träger der proletarischen Revolution".

Außerdem befürwortete er den ländlichen Guerillakrieg und lehnte es ab, die Sowjetunion als einzigen Kristallisationspunkt des weltweiten Kommunismus zu akzeptieren. Der Maoismus hatte in Deutschland seine Hochphase in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Danach spaltete und zerstritt sich diese politische Bewegung derart, dass sie in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Inzwischen berufen sich einzelne antiimperialistische Gruppen wieder auf Mao und seinen Lehren über den „Volkskrieg“.

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