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Furkan-Gemeinschaft tritt offensiver in der Öffentlichkeit auf Islamisten demonstrieren am Sonnabend in der Hamburger City

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Unter dem Motto „Freiheit für Alparslan Kuytul!“ ist für den kommenden Sonnabend, 20. Oktober 2018, ab 15.45 Uhr ein Aufzug durch die Hamburger Innenstadt geplant (Kurt-Schumacher-Allee bis zum Hansaplatz). Hinter dieser Versammlung steckt die islamistische Furkan-Gemeinschaft, die seit 2016 vom Hamburger Verfassungsschutz beobachtet wird. Ziel der extremistischen Organisation ist die Errichtung einer so genannten „Islamischen Zivilisation“, eine Art weltweites Kalifat, in dem die Regularien der Scharia gelten sollen. Demokratische Werte sieht die Furkan-Gemeinschaft als unvereinbar mit ihrer Ideologie an. Von den Veranstaltern werden am Sonnabend 80 Personen erwartet; nach Einschätzung des Landesamtes für Verfassungsschutz dürfte die Teilnehmerzahl deutlich höher ausfallen.

Islamisten demonstrieren am Sonnabend in der Hamburger City

Alparslan Kuytul ist das geistige Oberhaupt der aus der Türkei stammenden Furkan-Bewegung („Furkan Eğitim ve Hizmet Vakfi“) sowie Gründer und Leiter der „Furkan Stiftung“. Kuytul wurde am 30. Januar 2018 mit einigen seiner Anhänger in Adana (im Süden der Türkei), dem Hauptsitz der Organisation, verhaftet. Die türkischen Behörden legen ihm unter anderem zur Last, unter dem Label der Stiftungsarbeit gegen die verfassungsmäßige Ordnung und die öffentliche Sicherheit agitiert und eine Untergrundorganisation gegründet zu haben.

Schwerpunkte der Organisation liegen in Hamburg und Dortmund; zudem verfügt sie über weitere Ableger in Berlin und München. Die Hamburger Organisation stützt sich auf den Verein „Jugend, Bildung und Soziales e.V.“ (frühere Bezeichnungen: „Furkan-Zentrum für Bildung e.V.“ sowie Furkan Bildungs- und Kulturzentrum e.V.). Der Vereinsvorstand hält enge Verbindungen zur Organisationsspitze in Adana. In Hamburg agierte die Furkan-Gemeinschaft bisher vorwiegend im Privaten und versucht über das Werben im persönlichen Umfeld sowie gelegentlichen Veranstaltungen neue Anhänger zu gewinnen. Das Mitwirken in der Gruppierung ist einem strengen Reglement unterworfen. So wird strikter Gehorsam gefordert und kein Widerspruch geduldet. Derzeit hat die Bewegung in Hamburg gut 150 Anhänger (Ende Dezember 2017 rund 100, 2016 etwa 80), darunter auch Jugendliche. Die steigenden Zahlen sind durch den Zulauf zu der Bewegung sowie durch die intensive nachrichtendienstliche Beobachtung zu erklären. Furkan-Anhänger engagieren sich unter anderem in einer Sportgruppe und kommen auch zu Unterrichtseinheiten zusammen, die vorwiegend in Privatwohnungen abgehalten werden.

Bild einer Demonstration mit dem Logo der Furkan-Gemeinschaft

Die westlichen Länder insgesamt gelten als Feindbilder der Gemeinschaft; speziell die USA und Israel. Als Teil einer so genannten „Vorreiter-Generation“ sieht sich die Furkan-Gemeinschaft auch islamistischen Vordenkern sowie jihadistischen Ideologen und Aktivisten wie Sayyid Abul Ala Maududi, Hassan al-Banna, Sayyid Qutb, Scheich Ahmad Yasin, Abdallah Yussuf Azzam und Schamil Salmanowitsch Bassajew verbunden. Der angestrebten „Islamischen Zivilisation“ soll es nach der Furkan-Ideologie auch gestattet sein, Kriege zur Durchsetzung ihrer Ziele zu führen.

Nachdem es sich in der Vergangenheit überwiegend um Anhänger mit türkischem Migrationshintergrund handelte, öffnet sich die Organisation mittlerweile auch für Personen anderer Herkunft und anderer islamistischer Gruppierungen. So handelt es sich bei dem Anmelder der Versammlung am kommenden Sonnabend um eine Person, die an den früheren salafistischen Dawa-Ständen der Organisation „Siegel der Propheten“ agierte. Personelle Schnittmengen der Furkan-Gemeinschaft gibt es nicht nur mit dem salafistischen Milieu, sondern auch mit der mit einem Betätigungsverbot belegten Hizb ut-Tahrir.

Das Vorgehen der türkischen Behörden gegen Kuytul und seine Anhänger ist nach Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes ein maßgeblicher Grund dafür, dass die Furkan-Gemeinschaft offensiver in der Öffentlichkeit auftritt und nicht mehr vornehmlich im Privaten agiert. Nach der Verhaftung Kuytuls sowie während der Debatte um ein mögliches Kopftuch-Verbot gab es verstärkte Aktivitäten der Furkan-Gemeinschaft im Internet, auch der Hamburger Anhänger. Anfang September 2018 berichtete die Organisation im Internet über eine erste öffentlichkeitswirksame Aktion an der Binnenalster. Furkan-Anhänger forderten bei der Aktion auf einem Transparent die Freilassung Kuytuls. Die Verhaftung ihres Anführers ist für die ansonsten eher im Verborgenen agierende Organisation nunmehr Anlass, ihre bisherige Strategie zu ändern und den Weg in die Öffentlichkeit zu suchen – allerdings ohne den Namen ihrer Vereinigung offiziell preiszugeben.

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