Das Motto der Demonstration lautete: „Für Religionsfreiheit und Menschenrechte!"

Für die Beobachtung der Scientology-Organisation (SO) durch den Verfassungsschutz ist es unerheblich, ob die Organisation Titel wie „Kirche" oder „Religion" trägt. Es zählen allein die tatsächlichen Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen. Doch die Weltanschauungs- bzw. Religionsfreiheit gilt selbstverständlich auch im Hinblick auf Scientology.
Dass die SO das Thema Menschenrechte demonstrativ vor sich her trägt, ist allerdings bigott. Scientology strebt eine Gesellschaftsordnung an, in der zentrale Verfassungswerte wie die Menschenwürde und das Recht auf Gleichbehandlung außer Kraft gesetzt oder eingeschränkt werden sollten, wie es auch gerichtlich (OVG Münster 2008) festgestellt wurde.
Vor der Scientology Kirche Hamburg e.V. kam es zu einer Schlusskundgebung und zur feierlichen Eröffnung der sogenannten Idealen Org.
Laut Scientology News (49/2011) erwächst aus der weltweiten Reihe Idealer Orgs „die Kraft für planetarisches Clearing“. Damit ist eine weitgehende Scientologisierung gemeint. In einer Führungsanweisung wird „die totale Expansion“ gefordert und Mut gemacht: „Das ist unser Planet“. Ziel der SO ist, mit prestigeträchtigen, umsatzstarken und personell gut ausgestatteten Niederlassungen in politisch und ökonomisch bedeutenden Regionen präsent zu sein und dort zu expandieren. Dafür scheint den Scientologen die Metropolregion Hamburg bestens geeignet.
In Berlin wollten Scientologen im Jahr 2007 mit der Eröffnung der ersten Idealen Org in Deutschland die „obersten Ebenen der deutschen Regierung“ erreichen und das scientologische System in die deutsche Gesellschaft tragen. Dass diese politischen Ambitionen bekannt wurden, war der SO unangenehm. Daher wurden nun solche Aussagen vermieden. Doch ganz verbergen lassen sich die Ziele der SO nicht. Auch in Hamburg haben Scientologen politische Einrichtungen im Visier. In einem Richtlinienbrief des Gründers L. Ron Hubbard heißt es „Handhabt die Presse“ und „Verbreitet Scientology an Regierungen und breite Gesellschaftsschichten“.
Doch der scientologische Lobbyismus stößt in einer aufgeklärten Gesellschaft auf breite Ablehnung. Daher versucht die SO, sich mit Hilfe von Nebenorganisationen zu etablieren. Dies weiterhin zu organisieren wird auch eine Aufgabe der Idealen Org Hamburg sein. Die Nebenorganisationen geben sich als Vereine und Initiativen aus und bekennen sich selbst bei Nachfragen nur ungerne zur SO. Sie wollen sich mit Psychiatriekritik, Menschenrechtsthemen und Antidrogenarbeit in Politik und Gesellschaft einbringen.
Wirklich erfolgreich waren die Hamburger Scientologen trotz emsiger Werbeaktivitäten in den vergangenen Jahren jedoch nicht. Nach Zeiten deutlicher Mitgliederrückgänge blieb am Ende ein reduzierter Kreis von überzeugten Scientologen übrig; seither halten sich Ab- und Zugänge annähernd die Waage.
Der systemimmanente Druck des Managements und die Euphorie über den neuen Status werden jedoch Ansporn zu größeren Anstrengungen sein. Nach Weisungen des L. Ron Hubbard haben die Scientologen noch viel vor: „Das Endprodukt ist nicht nur eine Ideale Org, sondern eine neue Zivilisation…“
Nachdem die Scientologen in Berlin ein „Leuchtfeuer der Freiheit“ entfachen wollten, dort aber erfolglos blieben, ist nun Hamburg, der „Hafen zur Freiheit“ das aktuelle Ziel. Sie geben sich als Kämpfer für Freiheit und sind doch selbst so unfrei in ihrer totalitären Organisation.
Die SO trägt ein breites Angebot vor sich her, das sich an die Politik, den Bildungsbereich sowie an soziale und wirtschaftliche Gruppen richtet. Das LfV Hamburg informiert über die vielfältigen Arbeitsweisen und Ableger der SO und bietet Beratung und Ausstiegshilfe im Zusammenhang mit Scientology an.
(Zitate aus: Scientology News 49/2011, HCO-Richtlinienbrief v. 20.11.65 rev. am 4.5.85, LRH-Führungsanweisungen v. 20.5.70 u. v. 28.2.74 u. weiteren SO-Druck- und Videoerzeugnissen.)