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Salafismus in Hamburg Verfassungsschutz verzeichnet auch in Hamburg steigendes Salafisten-Potenzial

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Verfassungsschutz verzeichnet auch in Hamburg steigendes Salafisten-Potenzial

Aufruf zur Benefiz-Veranstaltung der Ansar International im Internet

Angesichts des syrischen Bürgerkrieges verschwimmen in Hamburg die Grenzen zwischen dem politischen und dem jihadistischen Salafismus zunehmend. Auch der fester strukturierte Salafismus breitet sich nach Hamburg aus.

Die politischen und die jihadistischen Strömungen innerhalb des salafistischen Spektrums unterschieden sich bisher maßgeblich in der Frage, inwieweit der bewaffnete Jihad gerechtfertigt wurde.  

Beide Richtungen propagieren aktiv die Ablehnung wesentlicher Bestandteile der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und treten für die Etablierung eines Staates ein, in dem vermeintlich göttlich gegebene Gesetze gelten sollen. Während politische Salafisten ihr Ziel mit Mitteln der Mission (Dawa) und fortwährender Überzeugungsarbeit zu verwirklichen suchen, befürworten Jihadisten in einem stärkeren und radikaleren Maße die Anwendung von Gewalt. In Hamburg verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Lagern zunehmend.

Der politische Salafismus, der festere Organisationsstrukturen aufweist, war in Hamburg bis vor kurzem kaum vertreten. Dies hat sich angesichts der gestiegenen Bemühungen, Spenden zugunsten der islamistischen Gruppierungen im syrischen Widerstand zu sammeln, geändert. Politisch-salafistische Organisationen gründeten nun auch Ableger in Hamburg, Vertreter dieser salafistischen Strömung treten vermehrt in Hamburg auf.

Pierre Vogel warb für Spendensammlungen für Syrien am 13.12.2013 in Hamburg Pierre Vogel warb für Spendensammlungen für Syrien am 13.12.2013 in Hamburg
So warb der salafistische Prediger Pierre Vogel am 13.12.2013 auf dem Hansa-Platz in St. Georg vor ca. 300 Zuhörern für Spenden für Syrien. Am Tag danach hielt er einen Vortrag in der Harburger El Iman-Moschee, die sich neben der Taqwa-Moschee als ein zweiter Treffort der Salafisten in Hamburg zunehmend etabliert.

Am 05.01.2014 führte der Verein „Ansaar International – Team Hamburg“ in Wilhelmsburg eine Spendenveranstaltung unter dem Motto „Benefiz für Syrien“ durch. „Ansaar International“ hat seinen Vereinssitz in Düsseldorf. An dieser Veranstaltung nahmen mehrere Hundert Personen teil. Es wurden Gegenstände wie Goldketten, Uhren wie auch Parfüm versteigert. Zusammen mit dem Verkauf von Getränken und eingenommenen Eintrittsgeldern dürften Gelder im höheren vierstelligen Bereich generiert worden sein. Der Erlös solle nach Angaben der Veranstalter für den Bau eines Waisenhauses in Syrien verwendet werden.

Eine Unterscheidung zwischen humanitärer Hilfe für die Not leidende Bevölkerung einerseits und Hilfeleistungen zugunsten vor Ort kämpfender Gruppierungen andererseits ist dabei häufig schwierig. So finden sich in der salafistischen Propaganda regelmäßig Aufrufe, für die muslimischen Glaubensgeschwister in Syrien zu spenden, neben gleichzeitigen Sympathiekundgebungen für den bewaffneten Widerstand, etwa die Al Qaida-Regionalorganisation „Jabhat al-Nusra“.

Neben „Ansaar International“ ist mit „Helfen in Not – Team Hamburg“ eine weitere salafistische Organisation aktiv, die Sach- und Geldspenden für Syrien sammelt. „Helfen in Not“ hatte am 21.04.2013 eine größere Benefizveranstaltung in Hamburg-Wandsbek durchgeführt. Wie die Entwicklung in anderen Bundesländern zeigt, steht mit der Etablierung derartiger gefestigterer Strukturen zu erwarten, dass die Anzahl der Salafisten auch in Hamburg weiter steigen wird.

Ende 2013 verzeichneten die Sicherheitsbehörden bundesweit 5.500 Salafisten, 2012 waren es 3.800. In Hamburg stieg die Zahl der Salafisten auf 240, 2012 waren es 200. Ein gutes Drittel dieser Klientel zeigt sich besonders jihad-affin. Bisher sind aus dem Raum Hamburg rund 25 Personen mit dem Ziel Syrien aufgebrochen. Die Motive der Reisebewegungen waren individuell unterschiedlich und reichten von humanitärer Hilfe zugunsten der syrischen Bevölkerung über logistische Unterstützung für den jihadistischen Widerstand bis zur beabsichtigten Teilnahme an Kampfhandlungen. Nach unserer Kenntnis schafften es weniger als zehn Personen, sich zumindest vorübergehend kämpfenden Einheiten in Syrien anzuschließen. Mindestens eine Person kam dabei ums Leben.

 Von aus Syrien zurückkehrenden Personen geht ein größeres Sicherheitsrisiko aus, da ihre dortigen Erlebnisse zu einer weiteren Radikalisierung geführt haben könnten. Deshalb versucht die Innenbehörde, Ausreisen von Islamisten nach Syrien zu verhindern. Dies geschieht stets auch durch gezielte Ansprachen der Reisewilligen durch den Verfassungsschutz. In einem Fall konnte eine Ausreise durch passentziehende Maßnahmen verhindert werden.

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