Wie andere extremistische Gruppierungen baut auch die seit 1997 vom Verfassungsschutz beobachtete Scientology-Organisation (SO) ihre Internetpräsenz stetig aus. Seit Jahren etwa publizieren die verschiedenen SO-Tarnorganisationen ihre Inhalte, beispielsweise der Verein „Sag Nein zu Drogen – Sag Ja zum Leben“. Auch werden – zunächst – kostenlose Online-Kurse zur Lebenshilfe angeboten – letztendlich geht es indes nicht um eine professionelle Hilfe, sondern um den Kontakt zu Menschen, die sich möglicherweise in einer Lebenskrise befinden. Auch das neue Twitter-Angebot, ein Persönlichkeitstest, dient der Kontaktaufnahme und letztendlich der Werbung neuer Mitglieder.
Dabei verstehen es die Scientologen, mit Menschen, die diesen Persönlichkeitstest absolvieren oder andere angebliche Angebote zur „Lebenshilfe“ nutzen, im Sinne ihrer Ideologie zielstrebig zu kommunizieren. In der Regel beginnt der Kontakt geschickt, locker und freundlich im Netz, aber der Weg soll über kurz oder lang immer in eine Scientology-Niederlassung führen. Sind die Online-Kurse zunächst kostenlos, gibt es in den SO-„Orgs“ kaum noch etwas umsonst.
Dass die SO ihre Inhalte offen oder über Tarnorganisationen in sozialen Netzwerken ausbreitet, zeigt den Stellenwert der modernen Kommunikation für die extremistische Organisation: Inhalte lassen sich modern aufbereiten, sprechen insbesondere auch junge Menschen an und lassen sich rasch weiterverbreiten. Zudem lassen sich über aufgepeppte Inhalte und vorgebliche „Erfolge“ vordergründig die massiven Probleme kaschieren, welche die SO seit Jahren in Deutschland und speziell in Hamburg hat. So gehen die Mitgliederzahlen seit Jahren zurück: in Hamburg von rund 750 im Jahr 2006 auf rund 350 im Jahr 2015, in ganz Deutschland im selben Zeitraum von etwa 5.000 bis 6.000 auf 3.000 bis 3.500. In Hamburg scheiterte die SO unlängst bei der Organisation eines Info-Standes.
Der via Twitter angebotene Persönlichkeitstest ist im Kontext zu sehen, dass die SO für sich ein Monopol auf jegliche psychologische Betreuung reklamiert und folglich vehement gegen die Psychiatrie agitiert, und das mit einer eigenen Unterorganisation, der „Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte“ (KVPM). Der Verfassungsschutz rät: Mögen die Angebote im Internet, speziell in sozialen Netzwerken, noch so ansprechend, hipp und modern aussehen – Finger weg davon.
Wer Rat in Lebenskrisen benötigt, sollte sich an die wirklichen Profis wenden, zum Beispiel an eine der zahlreichen Beratungsstellen in der Freien und Hansestadt Hamburg, die es zu den Themenbereichen psychologische Hilfe, Drogenberatung, Stress und vieles anderes mehr gibt. Näheres finden Interessierte unter anderem auf den Seiten der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration sowie bei zahlreichen weiteren professionellen Einrichtungen und Trägern.
Weitere Informationen zur Scientology-Organisation finden Sie im aktuellen Verfassungsschutzbericht.
Beratungsangebot
Für Informationen, Beratungen und Ausstiegshilfe im Zusammenhang mit der Scientology-Organisation (SO) wenden Sie sich gern an das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV).
E-Mail: poststelle@verfassungsschutz.hamburg.de
Telefon: (040) 24 44 43
Unter dem Hinweis „Scientology“ werden Sie mit der Beratungsstelle im LfV verbunden. Alle Eingänge werden vertraulich behandelt.
Für Rückfragen der Medien:
Landesamt für Verfassungsschutz
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Marco Haase
Telefon: 040 – 42839-7007 od. -7264
E-Mail: info@verfassungsschutz.hamburg.de