Quote unter Migranten bei 16 Prozent
Rund 630.000 Menschen in Hamburg haben einen Migrationshintergrund – das ist knapp ein Drittel der Bevölkerung. Doch während sich der Arbeitsmarkt in der Hansestadt in den vergangenen Jahren günstig entwickelt hat, haben Migranten davon nicht im gleichen Maße profitiert wie deutsche Arbeitskräfte: Die Arbeitslosenquote in Hamburg liegt insgesamt seit einigen Jahren bei rund sieben Prozent – bei Migranten betrug sie Ende 2016 rund 16,1 Prozent. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die im Auftrag der Hamburger Sozialbehörde erstellt wurde und im August 2017 erschienen ist.
Die Arbeitslosenquote von Ausländern in Hamburg bewegt sich im unteren Drittel aller Bundesländer. Am schlechtesten schneidet Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 32,2 Prozent ab. Vorbild sind Bayern und Baden-Württemberg mit einer Quote von rund neun Prozent.
Frauen benachteiligt
Der Vergleich nach Geschlecht zeigt: Migrantinnen in Hamburg sind mit einer Quote von 18,1 Prozent überdurchschnittlich häufig arbeitslos (Männer: 16,9 Prozent). Die aktuellsten Zahlen dazu liegen aus dem Jahre 2015 vor. Von den Hamburgerinnen mit deutschem Pass sind 6,2 Prozent erwerbslos gewesen; damit war die Quote besser als bei den männlichen Deutschen mit acht Prozent.
Die hohe Arbeitslosenquote bei den Migrantinnen in Hamburg erstaunt deswegen, weil sie zu 56,5 Prozent einen berufsqualifizierenden Abschluss haben und der Abstand zu den Männern mit 57,1 Prozent gering ist. Es haben sogar mehr Migrantinnen einen akademischen Abschluss (26,1 Prozent) als die männlichen Zuwanderer (23,6 Prozent).
Blick auf Herkunft
EU-Ausländer in Hamburg weisen mit elf Prozent eine insgesamt höhere Arbeitslosenquote als deutsche Personen auf. Unter den Herkunftsländern ergeben sich aber kaum Unterschiede: So sind Bulgaren und Rumänen in Hamburg fast im gleichen Maße von Arbeitslosigkeit betroffen wie Griechen, Italiener, Portugiesen und Spanier.
Deutlich akuter ist die Situation unter den Personen aus den Kriegs- und Krisenländern wie Syrien oder dem Irak: Mehr als jede dritte Erwerbsperson war 2015 arbeitslos gemeldet. Als Grund dafür nennen die Autoren Defizite bei der beruflichen Qualifikation.
Individuell qualifizieren
Die Verbesserung ihrer Qualifikation müsse daher ein "zentrales Ziel" einer Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik in Hamburg sein. Es sei aber ebenso festzuhalten, "dass eine ‚one-size-fits-all‘-Politik angesichts der erheblichen Heterogenität der Problemlagen zwischen den verschiedenen Migrantengruppen wenig erfolgversprechend ist."
Die Autoren sehen die Arbeitsmarktpolitik in Hamburg zudem vor neuen Herausforderungen, da sich durch die Flüchtlingsmigration derzeit die Zusammensetzung der Migranten in Hamburg ändere – und zwar in Bezug auf Herkunftsländer, Geschlechterstruktur, Qualifikationsniveau und Wanderungsmotiv.
Verstärkt fördern
In Hamburg fallen die Überlegungen der Arbeitsmarktexperten auf fruchtbaren Boden: Die Sozialbehörde will sich angesichts der veränderten Anforderungen gemeinsam mit der Agentur für Arbeit – Team Flucht und Asyl, dem Jobcenter team.arbeit.hamburg und weiteren Partnern verstärkt darum bemühen, Migranten noch mehr als bisher in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Im Hamburger Integrationskonzept 2017, das der Senat im September vorgelegt hat, werden konkrete Ziele für 2018 genannt: So soll etwa die Quote der erwerbstätigen Migranten auf mehr als 65 Prozent steigen, nachdem sie 2016 bei 63 Prozent lag.
Gegen das Armutsrisiko
Im Konzept wird auch näher auf die auffallend geringere Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen eingegangen. Ein Grund sei, dass "weiterhin in einigen migrantischen Communities überholte Rollenbilder bezüglich der Erwerbstätigkeit von Frauen bestehen".
Dabei stelle die geringe Erwerbsbeteiligung – unter Umständen kombiniert mit geringfügiger oder schlecht entlohnter Tätigkeit sowie Teilzeitbeschäftigung – ein hohes Armuts- und Altersarmutsrisiko dar. In Hamburg soll daher die Erwerbstätigkeit von Migrantinnen in den kommenden Jahren besonders gefördert werden.