Karoviertel

Hamburgs kleiner Trendvulkan

Das Karoviertel ist eine bunte Insel zwischen Feldstraße und Schanzenviertel. Vom einstigen Armenviertel hat sich das Quartier zu einem lebendigen und quirligen Stück St. Pauli entwickelt mit Boutiquen und Schmuckläden sowie zahlreichen Cafés, Bars und Restaurants.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

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Pure Lebensfreude

Die Lage des Karoviertels verspricht viel: Zwischen Heiligengeistfeld und Schanzenviertel liegen im nördlichen St. Pauli (was link with id: 2069154) zehn Hektar voller Cafés, Bars, Boutiquen, Restaurants sowie Schmuck- und Schnick-Schnack-Läden – kurzum: das Karoviertel ist pickepackevoll mit Lebensfreude. Wer eine hippe Shopping-Alternative (was link with id: 1859206) zur Mönckebergstraße sucht, ist im Karoviertel genau richtig und kann sich mit Stücken von jungen, bekannten oder gänzlich unbekannten Modelabels und Schmuck-Designern eindecken.

Daneben findet sich allerlei für den Genuss. In den Cafés, Restaurants, Imbissen und Bars lässt sich die eine oder andere gesellige Stunde bei Kaffee, Chai Latte, Falafel, vietnamesischem Streetfood oder Cocktail verbringen. Das Karoviertel eignet sich mit Läden wie Gretchens Villa, dem Mangold oder dem Café Klatsch zum Beispiel ideal zum Frühstücken oder Brunchen. Für den größeren Hunger schaut man im Burgerrestaurant Dulf's oder im vietnamesischen Restaurant Xeom vorbei. Bier, Cocktails und Longdrinks für einen feuchtfröhlichen Abend findet man im Kleinen Phi, im Dschungel oder im Kitty.

Rund um das Karoviertel

Aber auch fernab von Szeneläden, Cafés und Bars gibt es genügend Gründe, sich im Karoviertel und rundherum umzuschauen. Kommt man von der U-Bahnstation Messehallen, steht man am Tschaikowskyplatz vor der beeindruckenden Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt zu Hamburg. Das Gotteshaus, das mit seiner Bauweise an byzantinische Kirchen erinnert, war bis 2004 evangelisch-lutherisch und hieß Gnadenkirche, bis es schließlich an die russisch-orthodoxe Gemeinde überging.

Flohmarktfans lockt es samstags zur Flohschanze, die auf dem Gelände des Knust stattfindet, direkt am Übergang vom Karo- zum Schanzenviertel. Dort befindet sich auch das Stadtteilzentrum Schlachthof Hamburg. Und läuft man dann nur einmal über die Feldstraße, ist man schon auf dem Heiligengeistfeld und im Idealfall auf dem Hamburger Dom (was link with id: 1489696) , sofern er denn gerade stattfindet. Der Feldbunker und das Millerntorstadion sind dann auch schon erreicht. Nord-östlich und östlich des Karoviertels ist man wiederum schnell im Park Planten un Blomen und an den Messehallen. Auch bis zum Schanzenviertel (was link with id: 2091166)  und zur Reeperbahn (was link with id: 3142) ist es nicht weit.

Marktstraße: inoffizielle Hauptstraße

Die Marktstraße hat sich durch ihre zentrale Lage zur inoffiziellen Hauptstraße des Viertels entwickelt. Sie erhielt ihren Namen wahrscheinlich im Jahr 1841 und wurde vorher „Bei der Ölmühle“ und „Bei der Glashütte“ genannt. Ursprünglich verlief das westliche Ende der Marktstraße im Neuen Kamp, doch durch Erweiterung des Schlachthofes in den 1890er-Jahren wurde die Einmündung in die Feldstraße verlegt. Ihr östliches Ende mündet in die Karolinenstraße.

Schon um 1850 war die Marktstraße eine im Vergleich zu den umliegenden Straßen eher breite Straße mit großzügigen Gehwegen und bürgerlichen Vorderhäusern. Mit der Zeit wurde ihre Bebauung immer enger und selbst die Hinterhöfe wurden für Wohnraum genutzt, so dass die Marktstraße – und das Karoviertel im Allgemeinen – immer mehr verkam. 

Vom „Armeleuteviertel“ zum Szenequartier

So fristete das Quartier lange ein eher trauriges Dasein. In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es sogar immer wieder die Überlegung, das Viertel komplett abzureißen, um Platz für die Messe oder eine neue Sport- und Veranstaltungshalle zu schaffen. So kaufte die Stadt Grundstücke und Immobilien im Karoviertel auf und hielt diese in den folgenden Jahren nur mäßig instand. Als Folge verließen viele der Bewohner das Quartier. Die mehrgeschossigen, aus der Gründerzeit stammenden Gebäude des Karoviertels waren Ende der 1980er-Jahre baulich in einem schlechten Zustand.

Was jedoch die einen verschreckte, zog andere an: Studenten, Menschen mit niedrigem oder gar keinem Einkommen sowie Arbeiter aus aller Herren Länder wussten die günstigen Mieten zu schätzen. Zudem etablierten sich alternative Wohnprojekte sowie der Bauwagenplatz Bambule, der jedoch 2002 geräumt wurde. Aus der alternativen, bunten und multikulturellen Bewohnerschaft und durch einen behutsamen Prozess der Stadterneuerung entwickelte sich das Viertel schließlich zu einem beliebten Wohnquartier. 

Erst Caro, dann Karo

Seinen Namen verdankt das Viertel der Karolinenstraße, deren Namensgeber möglicherweise ein ehemaliger „Patron“ der Vorstadt war. Dieser wurde ursprünglich mit „C“ geschrieben, wie an einer Inschrift zur „Carolinenpassage“ noch ersichtlich ist. Ursprünglich wurde das Karoviertel auch „Schlachthofviertel“, „Nord-St. Pauli" oder „Vor dem Holstent(h)or“ genannt. Erst ab den 1960er-Jahren setzte sich die Bezeichnung „Karolinenviertel“ durch.

Die erste Bebauung des Viertels begann vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts, denn in 1633 wurden eine Ölmühle und eine Windmühle am nördlichen Rand des Heiligengeistfeldes erwähnt. Während einer fünftägigen Besetzung des Gebietes im Jahr 1686 wurde die Ölmühle jedoch zerstört. Eine 1761 errichtete Glashütte in der Einmündung von der Markt- zur Karolinenstraße wurde um 1800 stillgelegt.

Besatzung und Wiederaufbau

Das Karoviertel fiel im Winter 1813/14, ebenso wie weitere Hamburger Vororte, an die Franzosen. Diese brannten im Januar 1814 die gesamte Vorstadt Hamburger Berg nieder, um freies Schussfeld zu haben. Unmittelbar nach Abzug der Franzosen am 30. Mai des gleichen Jahres wurde das Gebiet wieder aufgebaut. Im Viertel entstanden Garten- und Landhäuser, die nicht geradlinig verlaufende Marktstraße erinnert bis heute an den rapiden und recht wilden Wiederaufbau.

Die Bebauung wurde in der Folge zusehends enger und so entstanden immer häufiger Hinterhäuser und Terrassenzeilen, die an die innerstädtischen Gängeviertel des 19. Jahrhunderts erinnerten. Diese Entwicklung beschleunigte sich noch, als im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die wirtschaftliche Prosperität der Gründerzeit in ganz Hamburg zunahm.

Ein Kraftwerk in der Messehalle

In den Jahren 1894 und 1895 wurde das Kohlekraftwerk „Karoline“ errichtet. Es wurde von dem Architekten Albert Winkler geplant und lieferte vor allem im Zeitraum von 1930 bis 1960 den Betriebsstrom für die Hamburger und Altonaer Straßenbahnen. In späterer Zeit diente es der Fernwärmeversorgung. 

Das Kraftwerk wurde 1988 abgeschaltet. Anschließend nutzte die Stadt einen Großteil des Grundstücks Anfang der 2000er-Jahre für den Bau der Hamburger Messehallen. Der gut erhaltene neugotische Backsteinbau des ehemaligen Verwaltungsgebäudes an der Karolinenstraße wurde in den 1990er-Jahren denkmalgerecht saniert und in die Architektur der Messehalle A1 eingegliedert. Dies ist jedoch nur ein Teil der Karoline, denn der südliche Part des Gebäudes wurde für einen Straßendurchbruch abgerissen.

Stadtplan (was link with id: 1604166)