Wie viele Sirenen gibt es in Hamburg?
In Hamburg gibt es zurzeit ca. 123 Sirenen. Die alten Motorsirenen des Typs E 57 (pilzförmige Silhouette) wurden fast vollständig durch elektronische Hochleistungssirenen (vom Typ ECN) ersetzt. Die neuen Sirenen können über das geschützte Behördenfunknetz (BOS-Digitalfunk) per digitale Auslösetechnik ausgelöst werden. Der Betriebszustand jeder Sirene wird dabei jederzeit aktuell angezeigt. Die Sirenen melden der Zentrale auch zurück, ob sie ausgelöst haben, oder ob es eine Störung gab. Ein wesentlicher Fortschritt gegenüber der alten Technik, wo noch ein Sirenenwart vor Ort kontrollieren musste, ob die Sirene ausgelöst hat.
Mit Hilfe eines Förderprogramms des Bundes ist derzeit eine schrittweise Ausweitung des Sirenennetzes auf das ganze Stadtgebiet geplant. Das wird jedoch noch etliche Jahre dauern, ehe für Hamburg ein hoher Abdeckungsgrad errreicht wird.
Was können Sirenen?
Sirenen machen Lärm! Das weiß jeder. Sirenen erzeugen einen sogenannten Weckeffekt: Die Bevölkerung wird aufmerksam und erkundigt sich im besten Fall über Radio, Internet oder Warn-Apps, was vorgefallen ist. Zu Kriegszeiten und auch danach, in Zeiten des kalten Krieges, wusste die Bevölkerung unterschiedliche Sirenensignale zu deuten. Dieses Wissen ist auch wegen der fehlenden permanenten Bedrohungslage verloren gegangen. Auch darum hat man sich zwischen Bund und den Ländern auf lediglich zwei Sirenensignale verständigt: Warnung als auf- und abschwellender Heulton und die Entwarnung als Dauerton. Jeweils eine Minute lang und bei Bedarf mehrfach wiederholt. Den Entwarnton mussten die Sirenen erst wieder lernen. Er war jahrelang nicht gebräuchlich und daher nicht programmiert.
Für welche Gefahren könnte man Sirenen sinnvoll einsetzen?
Pandemie? - Eher nicht! Erdbeben, Vulkanismus? - Dürften wir in Hamburg in den nächsten 10.000 Jahren wohl verschont bleiben. Giftige Gase, Bombenfund, Amoklauf? - Lieber nicht! Macht vielleicht jemand das Fenster auf oder läuft gar auf die Straße. Brand/Feuer? - Nicht nötig! Die Feuerwehr ist kaum zu überhören und auch hier sollten die Fenster und Türen eher zu bleiben.
Gar nicht so einfach, ein sinnvolles Einsatzgebiet für ein so teures System zu finden: Sturmflut? - Schon besser, aber nur die ganz extreme, die über die Deiche laufen könnte! Raketenangriff? - Ja. Es muss aber schnell gehandelt werden und fällt in den Bereich Zivilschutz, wofür der Bund zuständig ist. Die derzeitige Bedrohungslage? Eher gering. Kann sich aber ändern... Seit der Flutkatastrophe von 1962 haben die Sirenen in Hamburg nie wieder für einen Ernstfall geheult. Hoffen wir, dass es so bleibt! Aber halt! In einem kleinen gallischen Dorf... mehr dazu im letzten Absatz!
Welche Gefahren kommen in Hamburg am häufigsten vor?
Bezirke, Feuerwehr, Polizei und der Zentrale Katastrophendienststab warnen am häufigsten vor Bombenblindgängern oder Munitionsfunden aus dem 2. Weltkrieg, vor Brandgasen durch Feuer und vor Sturmfluten. Und auch bei den Sturmfluten wurde noch nie die Wasserstandsstufe 3 (von 4) erreicht. Sirenen werden erst bei Wasserstandsstufe 4 ausgelöst. Sirenen sind also kein Allheilmittel zur Warnung der Bevölkerung. Darum betreibt Hamburg sie bisher nur im sturmflutgefährdeten Gebiet der Stadt, nahe der Elbe.
Wie verteilen sich die Sirenen im Stadtgebiet?
Das Gros der Sirenen befindet sich im Tidegebiet der Elbe, um dort die Bevölkerung vor/bei Hochwassern bzw. Sturmfluten warnen zu können.

Bild: © Fa. Hörmann
Welche Funktion hat der Sirenenprobebetrieb?
Der Probebetrieb dient neben einer Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Anlagen auch dazu, das Sirenensignal - ein einminütiger, auf- und abschwellender Heulton - ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen und auf die am 15. September beginnende Sturmflutsaison hinzuweisen.
Wie oft werden die Sirenen gewartet?
Die Sirenen werden mindestens einmal jährlich gewartet.
Von wem werden die Sirenen gewartet?
Aktuell werden die Sirenen von der Fa. Hörmann GmbH, Niederlassung Stade gewartet, mit der ein entsprechender Wartungsvertrag besteht.
Warum hört man in Hamburg immer mal wieder einen Sirenenton?
Einige Firmen – insbesondere im Hafen – nutzen Sirenen zur Alarmierung ihrer Werkfeuerwehr und der Belegschaft. Dort werden dann auch regelmäßige interne Probealarme durchgeführt. Außerdem nutzen auch Gemeinden um Hamburg herum Sirenen, z. B. zur Alarmierung ihrer Freiwilligen Feuerwehren.
Wie registriert man, dass alle Sirenen funktioniert haben?
Durch die Umrüstung auf die neue Digitaltechnik wird der Funktionsstatus der Sirenen direkt an die Auslösezentrale zurückgemeldet.
Welche Störungen können auftreten?
Defekte Verstärker, schwache Batterien, defekte Treiber, sonstige defekte Baugruppen.
Was bedeuten die Sirenentöne?
Für den Fall einer Warnung wird der in den bundeseinheitlichen Leitlinien empfohlene einminütige auf- und abschwellende Heulton verwendet, zur Entwarnung ein einminütiger Dauerton.
Was soll die Bevölkerung im Ernstfall tun?
Das Sirenensignal (eine Minute auf- und abschwellender Heulton) bedeutet: „Achtung! Es besteht eine Gefahr. Informieren Sie sich!“. Aufgrund der Vielzahl heutiger Informationskanäle hat man sich auf diese Formulierung geeinigt. Neben lokalen Radiostationen sind Warn-Apps (NINA, KATWARN, BIWAPP usw.), soziale Medien (Twitter, Facebook) und das Internet heutige Hauptinformationskanäle, wobei man verlässliche faktenbasierte Informationen nur aus amtlichen Quellen erhält. Die Warnung bzw. Informationen, die Sie dort bekommen, enthält Verhaltenshinweise, z.B. bei einem Brand die Fenster und Türen zu schließen und Lüftungs- und Klimaanlagen auszuschalten, da sonst Brandgase angesaugt werden könnten.
Welche Sirenenstandorte eignen sich besonders, um den Sirenenprobebetrieb "live" vor Ort mitzuerleben?
Bezirk Altona:
- Sirene auf dem Dach der Raphael-Schule, Quellental 25 in Teufelsbrück
- Sirene Falkensteiner Ufer / Strandweg auf dem Dach des Paddelvereins
Bezirk Bergedorf:
- Sirene Tatenberger Schleuse / Tatenberger Weg
- Sirene Altengammer Hauptdeich hinter Nr. 86 (Pumpwerk HamburgWasser)
Bezirk Harburg:
- Sirene Neuenfelder Hauptdeich (Schöpfwerk Neuenfelde, Pumpenraum), Bei der Grünen Brücke 11
- Sirene Am Überwinterungshafen 1, Wasserschutzpolizeikommissariat 3 (vom Haupteingang aus und von der gegenüberliegenden Seite von der Schlossinsel aus sind gute Aufnahmen möglich)
Bezirk Hamburg-Mitte:
- Sirene Lange Mühren 9 auf dem Dach von Peek & Cloppenburg (ist aus Richtung Hauptbahnhof zu sehen)
Hamburgs gallisches Dorf: Overwerder
Seit 1962 kein Sirenengeheul in Hamburg? Erst bei einer Extremsturmflut? Die Bewohner in Overwerder können darüber nur müde lächeln: Fast zwanzigmal im Jahr heult die Sirene in Overwerder und warnt die vor der Hauptdeichlinie in ihren Ferienhäusern und Lauben wohnenden Menschen vor dem auflaufenden Wasser, damit sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Die sind es gewohnt und wissen auch genau, dass sie die Sirene nicht ignorieren sollten!