Eine wichtige Erkenntnis aus dem IPCC-Sonderbericht1 ist, dass die Anpassungsfähigkeit von menschlichen und natürlichen Systemen bei 1,5°C globaler Erwärmung ungleich höher ist als bei einem Anstieg um 2°C. Insbesondere beim Meeresspiegel gilt, dass ein langsamerer Anstieg größere Anpassungschancen für menschliche und ökologische Systeme eröffnet. Die Geschwindigkeit der Erwärmung ist auch vor dem Hintergrund von Kipp-Punkten besonders relevant. An diesen Punkten können große Systeme wie der Amazonasregenwald oder die Eisschilde ihren Zustand abrupt und unumkehrbar verändern.
Auch in Hamburg sind bereits heute Auswirkungen des Klimawandels spürbar und werden künftig noch zunehmen. Für die Metropolregion wurde im Zeitraum 1881 bis 2013 ein Anstieg der Durchschnittstemperatur von etwa 1,4°C festgestellt.2 Die Anzahl der heißen Tage im Sommer sowie der Tropennächte nimmt insbesondere im innerstädtischen Bereich zu.3 Je nach Treibhausgasausstoß kann sich die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur in Hamburg bis Ende des Jahrhunderts um etwa 1 bis 5°C erhöhen.4 In der Folge muss unter anderem im Winter bis Ende des Jahrhunderts mit Niederschlagszunahmen gerechnet werden. Der Klimawandel wird außerdem häufigere Starkniederschlagsereignisse und damit häufigere und heftigere Binnenhochwasser zur Folge haben.
Als Metropole am Wasser wird Hamburg überdies mit den Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs konfrontiert. Am Pegel Cuxhaven Steubenhöft in der Deutschen Bucht wurde über den Zeitraum 1981-2019 bereits ein Anstieg um ca. 20 cm pro Jahrhundert gemessen.5 Der „IPCC-Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre6 in einem sich wandelnden Klima (SROCC)“7 prognostiziert beim „Weiter-wie-bisher-Emissionsszenario“ einen starken globalen Meeresspiegelanstieg. Damit würden das Sturmflutrisiko und auch der stromaufgerichtete Sedimenttransport steigen. Dies stellt besondere Anforderungen an den Hochwasserschutz und das zukünftige Sediment-Management. Zudem verschiebt sich die Brackwasserzone, die Mischzone von Salz- und Süßwasser, ebenfalls stromauf.
Hamburg wappnet sich daher für die nicht mehr zu vermeidenden Folgen des Klimawandels. Damit einhergehend baut Hamburg ein Monitoring auf, um die Folgen des Klimawandels zu dokumentieren und um zu bewerten, inwieweit die von der Stadt ergriffenen Anpassungsmaßnahmen wirksam sind. Das soll langfristig bei deren Steuerung helfen und Aussagen darüber möglich machen, ob Hamburg ausreichend Vorsorge gegenüber den Folgen des Klimawandels getroffen hat.8
1. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, im Deutschen oft als Weltklimarat bezeichnet), wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatliche Institution ins Leben gerufen. Der IPCC soll für politische Entscheidungsträger den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel zusammenzufassen mit dem Ziel, Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen zu bieten. Der Sonderbericht aus dem Oktober 2018.
2. Von Storch, Hans; Insa Meinke; Martin Claußen (Hrsg.): Hamburger Klimabericht. Wissen über Klima, Klimawandel und Auswirkungen in Hamburg und Norddeutschland, 2018.
3. Berichte des Deutschen Wetterdienstes, Band 247. Trusilova, Kristina; Riecke, Wolfgang: Klimauntersuchung für die Metropolregion Hamburg zur Entwicklung verschiedener meteorologischer Parameter bis zum Jahr 2050, 2015.
4. www.norddeutscher-klimaatlas.de
5. Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 2019
6. Eis- oder Schneeflächen (= festes Wasser)
7. IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate (SROCC) 2019
8. Seit Mitte 2017 stehen die ersten Impact-Indikatoren für Hamburg zur Verfügung. Die ersten Response-Indikatoren sollen Anfang 2020 online gestellt werden.
Weiterentwicklung der Hamburger Klimastrategie
Strategische Schwerpunkte - Transformationspfade bis 2030