Pionier des Hyperrealismus und Meister des Holzschnitts
Franz Gertsch hat mit seinen Werken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen neuen Realismus-Begriff geprägt, der vor allem mit seiner Arbeitsmethode zusammenhängt. Indem er auf monumentale Formate sowie auf Stimmigkeit und Harmonie der Bildmittel setzte, näherte er sich in seinem malerischen und graphischen Werk in einer unverwechselbaren Art und Weise der Wirklichkeit an. Zugleich widersetzte er sich mit dem verwendeten Material und hohem Zeitaufwand bewusst der allgegenwärtigen Beschleunigung und Technisierung.
Von diesem beinahe philosophischen Ansatz sind auch Gertsch´ monumentale Holzschnitte geprägt, die er mit bislang unerreichter Präzision erschuf. Nicht zuletzt mit seiner Serie von Gräser- und Wassermotiven hat er ein neues Bild der Natur gezeichnet.
Gertsch Arbeiten wurden unter anderem auf der documenta 5 (1972) und auf den Biennalen in Venedig 1999 und 2003 gezeigt.
Auf der Fotografie basierenden Malerei
Die Ausstellung dokumentiert anhand der ausgewählten Werke wichtige Stationen sowie wiederkehrende Themen in Gertsch´ Arbeit. Sie wurde vom Louisiana Museum of Modern Art in Dänemark noch in enger Zusammenarbeit mit dem im Dezember 2022 verstorbenen Künstler realisiert
Zu sehen sind monumentale Gruppenbilder, Porträts, überdimensionale Naturausschnitte sowie Landschaften aus mehr als 60 Jahren. Großformatige Holzschnitte des Künstlers ergänzen die Gemälde.
Nach romantischen malerischen Anfängen gelangte Gertsch ab 1965 über Collagen im Stil der Pop Art zu seinen großformatigen fotorealistischen Porträts, Gemälden und Holzschnitten, die ihn international bekannt machten. Die Werke entstanden, indem er fotografische Vorlagen auf die Leinwand projizierte und dann nachmalte. Unter anderem porträtierte er die Rockmusikerin Patti Smith. Bei seinen Porträts konzentrierte sich Gertsch dabei voll und ganz auf das Gesicht und reduzierte alle erzählerischen Elemente auf ein Minimum.
Geheimnisvolle Wirklichkeit
Franz Gertsch arbeitet in seinen Werken mit Nahsicht und Fernwirkung, Abstraktion und Gegenständlichkeit, und nähert sich mit handwerklicher Präzision der Wirklichkeit an, der dennoch immer etwas Geheimnisvolles innewohnt. Bis zuletzt ist er der auf der Fotografie basierenden Malerei treu geblieben. Zusätzlich gelang es Gertsch die fotografischen Vorlagen so gekonnt in Holzschnitte umzusetzen, dass sie den Gemälden ebenbürtig sind.
Weitere Informationen zur Ausstellung: Franz Gertsch