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Schwimmendes Denkmal in der HafenCity

MS Stubnitz

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Mit der MS Stubnitz hat am Kirchenpauerkai in der Hamburger HafenCity eine echte Rarität festgemacht: Die Stubnitz ist ein ehemaliges Kühl- und Transportschiff der DDR-Hochsee-Fischfangflotte und heute ein Ort der schwimmenden Subkultur und ein begehbares Industriedenkmal.

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Ulmmomo

Die MS Stubnitz als Kühlschiff

Nach ihrem Stapellauf im Jahr 1964 wurde die Stubnitz gemeinsam mit ihrem Schwesternschiff, der KTS Granitz, für den Hochsee-Fischfang des Volkseigenen Betriebs (VEB) der DDR in Sassnitz eingesetzt. Ab 1984 war sie schließlich in der Rostocker Hochsee-Fischfangflotte im Einsatz.

Das Kühl- und Transportschiff diente vor allem als Zwischenlager auf Hoher See und zur Übergabe der gefrorenen Ladung an größere Kühlschiffe. Die Stubnitz wurde unter anderem auf Spitzbergen oder in Mosambik genutzt und hatte Kapazitäten, um täglich rund 60 Tonnen Fisch zu lagern und zu verpacken. 

Die MS Stubnitz ist heute das letzte, in dieser Form erhaltene Exemplar der 80-Meter-Fischereischiffe, die in der DDR produziert wurden. Gebaut wurde das Kühl- und Transportschiff in der Volkswerft Stralsund, die in erster Linie Schiffe für den Export konstruierte.

Die Stubnitz nach der Wende 

Nach der Umstrukturierung des Fischkombinats Rostock im Jahr 1990 wurde die MS Stubnitz als eines der ältesten Schiffe der zugehörigen Flotte verkauft. Eine Künstlerinitiative entwickelte schließlich ein Konzept zum Umbau des Kühlschiffes zu einer internationalen und mobilen Plattform für Musik, Kunst und Kultur. Mit dem Wiedererhalt der Fahrerlaubnis für internationale Fahrten als Frachtschiff im Jahr 2000, durfte sie erneut Häfen in der Nord- und Ostsee ansteuern. 

Als Veranstaltungsort für Musik- oder Kulturfestivals wurde die Stubnitz unter anderem in Riga, Brügge, Amsterdam, Rotterdam, London oder Kopenhagen genutzt. In den Jahren 2013, 2017, 2018 und 2021 erhielt das Projekt den Bundespreis „Applaus“ für kulturell herausragendes Live-Musikprogramm. Seit 2013 befindet sich die Stubnitz als Kulturzentrum für zeitgenössische Live-Musik, Clubkultur, Performances, Ausstellungen, Konferenzen und Events in der Hamburger HafenCity am Kirchenpauerkai. 

Bis 2026 ist der Liegeplatz für das ehemalige DDR-Kühlschiff bei den Elbbrücken (S3/S5/U4) gesichert.

Ein schwimmendes Industriedenkmal

Trotz ihrer Umgestaltung ist die Stubnitz ein weitgehend original erhaltenes Schiff der DDR-Hochsee-Fischereiflotte und zugleich eines der ältesten und technisch authentischsten Fahrzeuge in der aktiven Seefahrt: Die elektromechanische Maschinenanlage mit Gleichstromtechnik, die Kommandobrücke mit Funk- und Kartenraum oder auch die Wohn- und Sozialbereiche mit Kammern, Kombüse und bordeigenem Hospital sind weitgehend erhalten. Aufgrund dieses originalgetreuen Zustands des Schiffes und seiner zeit- und kulturhistorischen Relevanz erhielt die Stubnitz 2003 den Denkmalstatus.

Von 2019 bis 2021 konnten mit Hilfe von Denkmalfördermittel des Bundes und der Freien und Hansestadt Hamburg wesentliche Instandsetzungsmaßnahmen realisiert werden. 2024 folgt mit Hilfe von BKM Bund und Bürgerschaft Hamburg die Fortsetzung, um als gemeinnütziges Industriedenkmal und Kultur.Raumschiff weitermachen zu können. Für den Erhalt der MS Stubnitz sind auch Eigen- und Drittmittel entscheidend, dazu läuft von Dezember 2023 bis November 2024 eine entsprechende Spendenkampagne. Die Räumlichkeiten des seetüchtigen Schiffes können zudem für besondere Events gebucht werden.

Weitere Informationen: MS Stubnitz