Programm auf der Reeperbahn
Im St. Pauli Theater werden klassische und moderne Stücke aus dem Repertoire des anspruchsvollen Unterhaltungs-Theaters aufgeführt. Gefeierte Produktionen waren beispielsweise „Der Gott des Gemetzels" von Starautorin Yasmina Reza mit Herbert Knaup und Barbara Auer oder „Tod eines Handlungsreisenden" mit Burghart Klaußner in der Hauptrolle.
Zudem werden Stücke inszeniert, die von Hamburg inspiriert sind, wie die Kiez-Trilogie von Franz Wittenbrink, der seine Stücke „Lust", „Nacht-Tankstelle" und „Ritze" dem Haus quasi direkt auf den Leib geschneidert hat. Auch Musiktheaterproduktionen werden im St. Pauli Theater auf die Bühne gebracht, so wurde zum Beispiel „Die Dreigroschenoper" mit den Theaterstars Ulrich Tukur, Eva Mattes, Angela Winkler und Christian Redl im Kiez-Theater aufgeführt.
Da das St. Pauli Theater mit der Hamburger Theaterakademie zusammenarbeitet, gibt es auch Stücke zu sehen, die von jungen Regiestudenten inszeniert werden. Außerdem stehen Kabarett und Comedy, musikalische Abende, Lesungen und ausgesuchte internationale Theatergastspiele auf dem Programm. Für das jüngere Publikum werden Weihnachtsmärchen aufgeführt.
Geschichte des St. Pauli Theaters
Im Jahr 1841 hob sich das erste Mal der Vorhang im damals noch so genannten Urania-Theater auf der Reeperbahn. Damit ist es das älteste Privattheater in Hamburg und eines der ältesten Theater in Deutschland. Heute steht das Theater mitsamt Zuschauerraum unter Denkmalschutz. Bereits drei Jahre nach Eröffnung steckte das Haus in finanziellen Schwierigkeiten. Die Eigentümer gründeten eine Aktiengesellschaft und so konnte das Theater unter dem Namen Actien-Theater fortbestehen.
Im Jahr 1863 wurde das Haus versteigert und in Varieté-Theater umbenannt. Der Besitzer Carl J.B. Wagner brachte fortan hamburgische Lokalstücke auf die Bühne und war damit sehr erfolgreich. In den folgenden Jahren wechselten zwar die Direktoren und Namen des Hauses, aber es standen weiterhin überwiegend Volksstücke und niederdeutsches Mundtheater auf dem Programm.
Erfolgreiche Zitronenjette
Einen legendären Erfolg feierte das Stück „Zitronenjette", das von Paul Möhring auf Grundlage einer wahren Begebenheit in den 1920er-Jahren in ein Theaterstück verwandelt wurde. Da hieß das Theater bereits Ernst-Drucker-Theater. Drucker führte die Bühne von 1884 bis 1918. Eine weitere Umbenennung folgte 1941. Da erhielt das Theater unter den Nationalsozialisten seinen heutigen Namen St. Pauli Theater, da Ernst Drucker Jude war. Seit 2011 firmiert das Theater mit dem Zusatz ehemals Ernst Drucker Theater.
Im Jahr 1970 wurde das erste Musical am St. Pauli Theater uraufgeführt: „Der Junge von St. Pauli" mit Freddy Quinn in der Hauptrolle. Auch Boulevardtheater mit Stars wie Willy Millowitsch, Elke Sommer und Gunther Philipp stand immer häufiger auf dem Spielplan. Später wurden dann auch neue Formen der Unterhaltung wie Comedy, Kabarett sowie Tanz- und Musikshows auf die Bühne gebracht.
Im Jahre 2003 positionierte sich das St. Pauli Theater unter der Leitung von Ulrich Waller und Thomas Collien neu. Das Haus wollte sich mit seinem Programm von anderen Theatern der Stadt wie dem Operettenhaus, dem Schmidt Theater oder dem Thalia Theater abgrenzen. So werden viele Stücke selbst produziert und als programmatischer Schwerpunkt ist Hamburg deutlich erkennbar. Die Stücke sind populär, robust, mit hohem Niveau und werden von hervorragenden Schauspielern – viele von ihnen bekannt aus Film und Fernsehen – auf die Bühne gebracht.