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Informationsblatt des LEB LEB-ZEIT

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Unsere Zeitung, die LEB-ZEIT, vermittelt ein lebendiges Bild von den Angeboten und Aktivitäten im Landesbetrieb Erziehung und Beratung - fachliche Berichte, aktuelle Entwicklungen und Einblicke in unsere Einrichtungen der Jugendhilfe. LEB-ZEIT erscheint vierteljährlich.

Die Jugendgerichtliche Unterbringung hat neun Plätze zur Vermeidung von Untersuchungshaft. Das engagierte Team bietet den Betreuten eine engmaschige und verlässliche Begleitung. Foto Bormann Die Jugendgerichtliche Unterbringung hat neun Plätze zur Vermeidung von Untersuchungshaft. Das engagierte Team bietet den Betreuten eine engmaschige und verlässliche Begleitung. Foto Bormann 

LEB-ZEIT

LEB-ZEIT, Ausgabe 66, Juni 2023 

LEB-ZEIT I Landesbetrieb Erziehung und Beratung I Informationsblatt Ausgabe 66 I Juni 2023 



Hinweis: Die aktuelle Ausgabe der LEB-ZEIT können Sie hier lesen. Ältere Ausgaben liegen nicht als barrierefreie Dokumente vor. Auf Wunsch senden wir sie Ihnen gern in Papierform oder als PDF-Datei zu. 

Kontakt: Landesbetrieb Erziehung und Beratung, Öffentlichkeitsarbeit, Bettina Bormann, Telefon: (040) 428 15 30 03.


„Je länger der Verbleib, desto nachhaltiger der Erfolg“ 

IM AUFTRAG DER JUSTIZ: INTENSIVBETREUUNG IN DER JUGENDGERICHTLICHEN UNTERBRINGUNG (JGU) ZUR VERMEIDUNG VON UNTERSUCHUNGSHAFT 

Die Jugendhilfe hat auch die Aufgabe, sich um junge Menschen zu kümmern, die straffällig geworden sind. Die Betreuten in der Jugendgerichtlichen Unterbringung (JGU) haben oftmals wiederholte, zum Teil schwere Straftaten begangen. Nicht selten haben sie schon mehrere Stationen der Jugendhilfe durchlaufen. Sie benötigen eine intensive pädagogische Zuwendung.

Die Straftaten, die die Betreuten in der Jugendgerichtlichen Unterbringung (JGU) begangen haben, seien teilweise nicht unerheblich. Dennoch hat ein Jugendrichter die Vermeidung von Untersuchungshaft verfügt, denn: „Anders als in der U-Haft haben wir hier in der JGU einen pädagogischen Auftrag“, klärt Janina Bettencourt auf. „Wir begleiten die jungen Menschen im Alter von 14 bis unter 21 Jahren engmaschig.“ Die Leiterin des Fachbereichs Devianz in der Abteilung Spezialisierte Angebote betont: „Je länger die Betreuten bei uns sind, desto höher die Chance, dass wir Positives für ihre Entwicklung bewirken können.“ Neun Plätze bietet die Einrichtung in Tatenberg, sechs davon für Jugendliche, drei für Heranwachsende.

Der große Vorteil: „Wir haben hier in der JGU Zugang zu den therapeutischen Hilfeangeboten des UKE, wir bieten Sicherheit durch verlässliche Strukturen und sorgen mit unserem hochmotivierten Personal dafür, dass die Betreuten positive Beziehungserfahrungen machen können“, beschreibt Janina Bettencourt. „Denn die intensive Begleitung der Betreuten kann zu nachhaltigen Erfolgen führen.“

Aktuell wurde das Konzept der JGU, das unter anderem ein Phasenmodell beinhaltet, das nach und nach mehr Erfahrungsräume außerhalb gewährt, überarbeitet. Dabei hat das Team wichtige Beiträge, basierend auf seinem umfangreichen Erfahrungswissen, geleistet. „Beispielsweise haben wir darauf Wert gelegt, dass das Phasenmodell flexibler gestaltet wird, um bei jeder Phase die Ressourcen der Betreuten berücksichtigen zu können und die Ziele darauf abzustimmen“, erläutert Janina Bettencourt.

Hinzu kommen mehr Beteiligung und Mitspracherechte für die Betreuten, auch mit dem Ziel, ihre Selbstwirksamkeit und Motivation zu steigern. „Letztlich geht es auch darum, durch eine Anhebung der personellen Ressourcen die Betreuungsqualität zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“

Im April wurden die neuen Ideen in der Beiratssitzung, die jährlich stattfindet, präsentiert. Darin bringen Fachkräfte aus der Jugendgerichtshilfe, der Jugendbewährungshilfe, der Justizvollzugsanstalt, dem Familien-Interventions-Team (FIT), der Justizbehörde und dem LEB sowie Jugendrichter ihr Know-how ein. „Die erste Reaktion auf die inhaltlichen Veränderungen war für uns positiv“, berichtet Janina Bettencourt. Nun soll im Juni eine Sondersitzung des Beirats stattfinden, in der eine Entscheidung der Justizbehörde  in Zusammenarbeit mit der Sozialbehörde über die Finanzierung der notwendigen Ressourcen vorbereitet wird.  

„Weil die Betreuung der Jugendlichen und Heranwachsenden in der JGU im Auftrag der Justiz stattfindet, ist die Zusammenarbeit der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz und der Sozialbehörde besonders wichtig“, erklärt Anne Pohlmann, Leiterin des Referats Gnadenangelegenheiten, Opferschutz und Jugendstrafrecht in der Abteilung Zivilrecht, Strafrecht und Rechtspflege der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz. „Sie findet im Rahmen des JGU-Beirats statt, zu dem neben Behördenvertreterinnen und -vertretern weitere Fachleute aus Praxis und Wissenschaft gehören. Die Zusammenarbeit findet aber auch darüber hinaus in Sitzungen und Gesprächen statt. Sie ist eng und kooperativ.“

Für Janina Bettencourt beginnt nun eine neue und aufregende Phase in ihrem Leben, sie geht in den Mutterschutz: „Ich werde nachhaltig von der lehrreichen Zeit mit dem JGU-Team profitieren, denn hier habe ich ausgesprochen engagierte Kolleginnen und Kollegen vorgefunden. Aber nun freue ich mich auf meine persönliche Weiterentwicklung und meine neue Rolle als Mutter.“ bo

  

Die Zukunft des LEB: „Mehr Innovation, denn die Jugendhilfe wird inklusiver“

FRÜHJAHRSCAFÉ DER LEITUNGSKRÄFTE IM LEB AM 5. APRIL MIT GASTREDNER DR. DIRK BANGE 

Viele Jahre war das Neujahrscafé eine gute Tradition im Landesbetrieb Erziehung und Beratung (LEB); wegen der Covid-Pandemie jedoch konnte es zwei Jahre lang nicht mehr stattfinden. Nun haben sich die Leitungskräfte und Interessenvertretungen des Betriebs im Rahmen eines Frühjahrscafés endlich wieder zum kollegialen Austausch getroffen. 

Fröhliche Gesichter beim Frühjahrscafé des Landesbetriebs Erziehung und Beratung (LEB). Die Leitungskräfte des LEB sowie die Interessenvertretungen kamen zum kollegialen Austausch zusammen. Gastredner Dr. Dirk Bange (erste Reihe, vierter v.l.) überbrachte Grüße von Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer. Foto: Bormann Fröhliche Gesichter beim Frühjahrscafé des Landesbetriebs Erziehung und Beratung (LEB). Die Leitungskräfte des LEB sowie die Interessenvertretungen kamen zum kollegialen Austausch zusammen. Gastredner Dr. Dirk Bange (erste Reihe, vierter v.l.) überbrachte Grüße von Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer. Foto: Bormann
In ihrem Impulsvortrag ließen LEB-Geschäftsführer Olaf Nowak und sein Stellvertreter Peter Kurz Zahlen wirken, um die Lage zu skizzieren: Gab es im Jahr 2020 noch 378 Neuzugänge von Unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA) waren es im Jahr 2021 schon 521. Im Jahr 2022 stieg die Zahl jedoch sprunghaft an auf insgesamt 1.457 Neuzugänge.

Mit dieser dramatischen Entwicklung ist ein ganzes Knäuel von Herausforderungen eng verbunden: Die Betreuten verbleiben lange in den Erstversorgungseinrichtungen, weil es an Folgeeinrichtungen in Hamburg mangelt. Mit großer Kraftanstrengung wurden und werden Plätze ausgebaut oder umgebaut und Personal geworben.

Aber nicht nur im Flüchtlingsbereich, auch im Kinderschutzbereich steigt die Nachfrage seit einem Jahr kontinuierlich an. Das Resultat: Die Einrichtungen sind sehr stark belegt, es gibt insgesamt zu wenig Plätze für Inobhutnahmen. Schnelle Lösungen für diese Situation gibt es nicht, aber mit einer Reihe von Maßnahmen, darunter dem Neubau in Bergedorf, der Ende des Jahres bezogen werden soll, und dem Erhalt der Kinderschutzeinrichtung im Lerchenfeld gibt es erste Lösungsansätze. Es werden jedoch auch künftig weitere Einrichtungen oder Varianten zur kurzfristigen Inobhutnahme von Kindern benötigt.

Die Geschäftsführung stellte dar, dass auch in den anderen stationären Angeboten eine sehr gute Auslastung zu verzeichnen sei. Und auch beim Ambulant Betreuten Wohnen, zuvor noch ein weniger stark nachgefragtes Angebot, steigt die Nachfrage deutlich. Die vorgetragenen Zahlen und die bekannten Herausforderungen der Zeit legen eins nahe:

„Der LEB wird sich künftig mit neuen Konzepten und Entwicklungen beschäftigen“, bilanzierte LEB-Geschäftsführer Olaf Nowak. Auf der To-do-Liste stünden zudem die Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements sowie die Überprüfung und Anpassung von bestehenden Konzepten. Denn: „Die Jugendhilfe wird inklusiver – neue Angebotsformen sind gefragt, wie auch Kooperationen mit freien Trägern oder Angebote für spezielle Bedürfnisse.“ Er appellierte an die Leitungskräfte des LEB: „Werden wir innovativer!“

Als Gastredner war Dr. Dirk Bange, Leiter der Abteilung Familie und Kindertagesbetreuung eingeladen. Er kennt den LEB seit vielen Jahren gut: Dr. Dirk Bange war im Jahr 2003 drei Monate lang kommissarischer Leiter des LEB. Seine Aufgabe war es, den Betrieb in einer bewegten Phase zu stabilisieren.

Beim Frühjahrscafé überbrachte er Grüße von Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer und betonte, bezogen auf die Flüchtlingskrise: „Wir hätten das ohne den LEB als eine der Säulen der Jugendhilfe in Hamburg nicht geschafft.“ Zu beobachten sei aber auch, dass Kindheit sich verändere. Damit verbunden seien auch Forderungen nach mehr Beteiligung von Betreuten und an die Anforderungen an Arbeit. Er schloss mit den Worten: „Es ist eine Freude bei Ihnen zu sein, denn Sie alle brennen für die Jugendhilfe und den LEB. Seien Sie gewiss: Die Sozialbehörde steht weiter an Ihrer Seite.“ bo

  

„Mehr zuhören und sehen, weniger reden“ – Sprach- und Kulturmittler im LEB

SPRACHBARRIEREN ÜBERWINDEN, ZWISCHEN DEN KULTUREN VERMITTELN, VERTRAUEN GEWINNEN 

Das Berufsbild des Sprach- und Kulturmittlers ist vor einigen Jahren im LEB kreiert worden, als unbegleitete minderjährige Ausländer in großer Zahl aus den Krisenregionen der Welt auch in Hamburg Schutz suchten. Es galt, möglichst zügig Menschen zu finden, die die notwendigen Sprachen beherrschen, mit den Kulturen der jungen Flüchtlinge vertraut sind – und ihr Vertrauen gewinnen können.

Iman Sotoudeh ist Sprach- und Kulturmittler in der CS EVE Tannenweg. Er dolmetscht und begleitet die jungen Flüchtlinge zu Terminen, er gestaltet mit ihnen den Alltag und die Freizeit und vermittelt die deutsche Kultur. Foto: Bormann Iman Sotoudeh ist Sprach- und Kulturmittler in der CS EVE Tannenweg. Er dolmetscht und begleitet die jungen Flüchtlinge zu Terminen, er gestaltet mit ihnen den Alltag und die Freizeit und vermittelt die deutsche Kultur. Foto: Bormann

Man solle nicht glauben, dass  symbolische Handbewegungen universell sind, erklärt Iman Sotoudeh anschaulich: „Während man in Deutschland mit dem gehobenen Daumen etwas Positives signalisieren möchte, wird diese Geste im Iran so interpretiert, als würde man den Mittelfinger zeigen“ – andere Kulturkreise, andere Sitten. Gut, wenn dann jemand dabei ist, der sich mit sowas auskennt.

Die Sprach- und Kulturmittler  im Landesbetrieb Erziehung und Beratung (LEB) haben die Aufgabe, genau dies zu leisten. Einer von ihnen ist Iman Sotoudeh. Seit Oktober 2022 ist er in der Clearingstelle Erstversorgung im Tannenweg beschäftigt. „Für mich ist das hier ein Traumjob, denn mit jungen Menschen zu arbeiten, sie dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen, ist einfach schön.“ Und die Ziele der jungen Flüchtlinge ähneln sich oftmals sehr: „Einen guten Job finden, eine Familie gründen, ein schönes Zuhause haben, ein vernünftiges Leben führen.“

Einige von ihnen haben sogar den Wunsch, als Profi-Sportler Karriere zu machen. Auch dabei kann ihnen Iman Sotoudeh unter die Arme greifen, denn er ist auch ausgebildeter Fußballtrainer. „Man kann wirklich sagen, dass die Jungs hier alle verrückt nach Fußball sind“, betont er. Um eine eigene Mannschaft zu gründen, sei der Aufenthalt der jungen Flüchtlinge, die hier im Tannenweg in Obhut genommen werden, zu kurz. Aber Iman Sotoudeh kann seine Schützlinge beim Erstellen eines Trainingsplans intensiv unterstützen.

Für die Betreuten ist der Sprach- und Kulturmittler, der selbst aus dem Iran stammt, wohl so etwas wie ein väterlicher Berater. Er begleitet die jungen Menschen zu Terminen und dolmetscht bei Arztbesuchen, bei Behördengängen oder auch beim Hilfeplangespräch. Er gestaltet mit den Jugendlichen den Alltag und die Freizeit und vermittelt Informationen darüber, wie man sich in Deutschland und in der für die jungen Flüchtlinge erst einmal fremden Kultur zurechtfindet. 

Offenheit und Interesse an Menschen brauche man für diese Tätigkeit, zählt Iman Sotoudeh auf. Er selbst sei sehr wissensdurstig, daher „lese ich viel über die Geschichte anderer Länder, denn ich möchte sie besser verstehen“. Geduld sei unverzichtbar, Optimismus hilfreich: „Man muss in der Lage sein, andere mit seiner guten Laune anzustecken.“ Und er gehe jeden Tag mit Herzblut und Freude zur Arbeit. „Man muss aber auch wissen, wann man sich zurückzuziehen hat, denn Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Jugendlichen zu fördern, später müssen sie nämlich allein zurechtkommen.“

Bevor Iman Sotoudeh als Sprach- und Kulturmittler in der CS EVE Tannenweg beschäftigt war, hat er keine erzieherischen Tätigkeiten ausgeübt: „Im Iran habe ich Buchhaltung gelernt, außerdem bin ich ausgebildeter Fußballtrainer. Und später habe ich in Deutschland eine Ausbildung zum Busfahrer absolviert.“ 

Fast alle Sprach- und Kulturmittler, die im Flüchtlingsbereich des LEB beschäftigt sind, waren vorher in anderen Berufen tätig. Für sie alle wurde als Vorbereitung auf die Arbeit mit jungen Menschen eine 18-monatige Grundqualifizierung konzipiert. Deren Schwerpunkte wurden zusammen mit den Leitungskräften der zuständigen Abteilungen herausgearbeitet und festgelegt. Dabei sind auch die Erfahrungen aus anderen Qualifizierungsreihen und Seminaren eingeflossen.

„Neben einer grundlegenden Einführung in die stationäre Jugendhilfe wird insbesondere auf die Themenfelder Traumapädagogik und Rollensicherheit Gewicht gelegt“, erklärt Ole Jagdt, Leiter der Abteilung Zentrale Sozialpädagogische Aufgaben. „Hinzu kommen einzelne Fachthemen und eine Schwerpunktsetzung, die die Sprach- und Kulturmittler im Wahlmodul selbst vornehmen.“ Bei der Qualifizierung wird auch auf externe Bildungsangebote des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe (Mainz), der virtuellen Hochschule Bayern, des Universitätsklinikums Ulm und des EREV zurückgegriffen. „Das Qualifizierungsangebot des IKJ Mainz ist für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbindlich, die weiteren Angebote werden nach individuellen Schwerpunkten der Sprach- und Kulturmittler gewählt“, erläutert Ole Jagdt.

Die Rückmeldungen seien weitgehend positiv. „In der Abschlussauswertung des Moduls 1, Grundlagen stationärer Jugendhilfe, haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückgemeldet, dass sie sehr dankbar sind, dass der LEB sich in einem solchem Umfang für ihre Qualifizierung einsetzt. Einige haben auch signalisiert, dass sie gern noch weitere Angebote wahrnehmen und sogar eine Fachausbildung absolvieren würden“, so Ole Jagdt. 

Iman Sotoudeh hat diese Grundqualifizierung ebenfalls als sehr hilfreich wahrgenommen. Sein Fazit: „Qualifikation ist das A und O.“ Auch er hätte großes Interesse, fachlich noch weiter aufzusatteln, denn die Arbeit mit den jungen Menschen macht ihm viel Freude. „Sogar meine zwölfjährige Tochter hat bemerkt, dass ich jetzt immer so glücklich und zufrieden von der Arbeit nach Hause komme“, berichtet er. „Denn die Atmosphäre im Tannenweg und der Rückhalt von meiner Leitung und dem Team sind einfach toll.“ Viel von dem Gelernten wende er inzwischen im eigenen Umfeld an: „Man muss viel mehr zuhören und sehen, nicht nur reden – man kann Wasser sein, anstatt Feuer.“ bo

 

„Das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien verläuft hier sehr harmonisch“

AM 2. MAI: NACHBARSCHAFTLICHER AUSTAUSCH IM PULVERHOFSWEG MIT ALLERLEI LECKEREIEN 

Etwa ein halbes Jahr ist die Clearingstelle Erstversorgung im Pulverhofsweg nun in Betrieb. Die Staatsrätin der Sozialbehörde, Petra Lotzkat, hatte der Nachbarschaft in den ersten beiden Treffen zum Austausch über das Thema zugesagt, dass die Plätze in der Einrichtung behutsam nach und nach mit unbegleiteten minderjährigen Ausländern belegt werden. Sie hat Wort gehalten. Nun steht der nächste Schritt bevor.

„Im nächsten Schritt wird die Einrichtung voll belegt, denn wir müssen alle Optionen nutzen, um Minderjährige adäquat unterzubringen“ – (rechts:) Petra Lotzkat, Staatsrätin der Sozialbehörde, (von links:) Olaf Nowak, LEB-Geschäftsführer, Felix Fechner, Leiter der CS EVE Pulverhofsweg, und Peter Kurz, stellvertretender LEB-Geschäftsführer. Foto: Bormann „Im nächsten Schritt wird die Einrichtung voll belegt, denn wir müssen alle Optionen nutzen, um Minderjährige adäquat unterzubringen“ – (rechts:) Petra Lotzkat, Staatsrätin der Sozialbehörde, (von links:) Olaf Nowak, LEB-Geschäftsführer, Felix Fechner, Leiter der CS EVE Pulverhofsweg, und Peter Kurz, stellvertretender LEB-Geschäftsführer. Foto: Bormann ​​​​​​​

Kühl war es am 2. Mai, als sich Anwohnerinnen und Anwohner auf den Weg in den Pulverhofsweg 94, in die neue Clearingstelle Erstversorgung, machten. Allerdings traf dies nicht auf die Atmosphäre vor Ort zu: Viele der Gäste kamen mit ausgestreckten Armen auf  Bewohner und Fachkräfte der Einrichtung zu. Offensichtlich hatte es in den vergangenen sechs Monaten schon angenehme Begegnungen gegeben. 

Die Betreuten im Alter zwischen 15 und 18 Jahren standen stolz hinter den Tischen mit allerlei Leckereien, die sie gemeinsam mit dem Team professionell zubereitet hatten, und luden die Gäste ein, zuzugreifen. Und das ließen die sich nicht zweimal sagen. Gemütlich wurde an Tischen und Bänken gespeist und geplaudert. Denn vor allem darum ging es bei diesem nunmehr dritten Treffen.

Einrichtungsleiter Felix Fechner und Koordinatorin Vanessa Santos Hamann schilderten, welchen Aktivitäten die Betreuten nachgehen und wie sich das Zusammenleben gestaltet. Immerhin wohnen hier Minderjährige aus verschiedenen Ländern zusammen. „Wir beobachten zwar eine gewisse Dynamik, auch kleinere Konflikte zwischen den Bewohnern, aber trotz der ethnischen Mischung geht es hier sehr harmonisch zu“, erklärte Felix Fechner auf Nachfrage. „Das Zusammenleben klappt im Haus und auch außerhalb.“  

Die Nachbarinnen und Nachbarn trugen auch ihre Sorgen vor. Sind die Jugendlichen ausreichend beschäftigt, wie verbringen sie ihre Zeit? „Mit dem Schulbesuch, mit dem Erlernen der deutschen Sprache, mit sportlichen Aktivitäten, aber auch mit alltäglichen Verrichtungen im Haushalt“, beschrieb Vanessa Santos Hamann. In speziellen Klassen der Berufsschulen finden die Minderjährigen einen ersten Zugang zu Berufsfeldern, teils im Rahmen von Praktika. Und während der Ferien sorgen die Fachkräfte für anregende Aktivitäten wie Museumsbesuche oder Besuche im Tierpark, Sport im Verein oder einen Besuch auf dem Dom. Andere fragten sich, ob es im Sommer laut zugehen werde. Klar wurde: „Es sind Jugendliche, und sie verhalten sich wie Jugendliche.“ Aber: Die Fachkräfte werden sich darum kümmern, dass die Regeln – auch zur Lärmvermeidung – eingehalten werden.

Vanessa Santos Hamann berichtete, wie wissbegierig die Betreuten sind und wie schnell sie die deutsche Sprache lernen. Und davon konnten sich die Gäste auch gleich einen persönlichen Eindruck verschaffen, denn viele der jungen Bewohner gingen neugierig auf sie zu und plauderten mit ihnen.

Staatsrätin Petra Lotzkat erinnerte an ihre Zusage: „Wir haben die Einrichtung jetzt nach und nach belegt, nun steht der nächste Schritt bevor, die Belegung um weitere zehn Plätze.“ Denn: „Wir müssen alle Optionen nutzen, um Minderjährige adäquat unterzubringen.“ Nach den Reden setzte sie sich zu den Gästen und ging individuell auf Fragen und Anmerkungen ein.

Einen Einfluss darauf, wer einziehen wird, haben die Fachkräfte aus der EVE nicht, aber: „Wir vertrauen auf unser pädagogisches Know-how und darauf, dass die meisten Minderjährigen einfach froh sind, in Sicherheit zu sein und eine Chance zu bekommen“, sagte Felix Fechner. bo

  

„Volle Fahrt voraus!“ Elbautorinnen lesen Geschichten von der See für Kinder

LESUNGEN MIT RÄTSELN UND MUSIK IN VIER KINDERSCHUTZEINRICHTUNGEN DES LEB

In Fantasiewelten eintauchen und sich davontragen lassen – das haben die Kinder in den Kinderschutzgruppen Rotenhäuser Damm, Elbgaustraße, Neuwiedenthaler Straße und Südring in April erlebt: Drei Elbautorinnen – Julie Bender, Anne Jaspersen und Inga Marie Ramcke – waren zu Gast und haben Geschichten aus dem Buch „Volle Fahrt voraus!“ humorvoll und kindgerecht zum Leben erweckt.

Mitmachlesung für Kinder: Mit bunten Bildern, Musik und rhythmischem Klatschen – und der Unterstützung von einer klugen Gabelschwanzstoffkuh – haben die Elbautorinnen ihre abenteuerlichen Geschichten zum Leben erweckt. Mitmachlesung für Kinder: Mit bunten Bildern, Musik und rhythmischem Klatschen – und der Unterstützung von einer klugen Gabelschwanzstoffkuh – haben die Elbautorinnen ihre abenteuerlichen Geschichten zum Leben erweckt. ​​​​​​​ 

Das Elbautorinnen-Buch „Volle Kraft voraus!“ behandelt anspruchsvolle Themen auf spielerische Art. Darin geht es unter anderem um eine Hamburger Maus, die zu den Eisbären reist, um der „Eisschmelz-Problematik“ auf den Grund zu gehen. Damit die abenteuerliche Geschichte für die Kinder  im Alter von sechs bis zwölf Jahren richtig anschaulich wird, haben die Autorinnen das Wohnzimmer dekoriert und hatten Tafeln mit fröhlichen Bildern dabei. Die Kinder saßen im Halbkreis und lauschten den Geschichten. Und wenn es allzu gruselig wurde, sangen und klatschten alle gemeinsam das Piratenlied, denn: „Piraten, die fürchten sich nie!“

 Julie Bender, Anne Jaspersen und Inga Marie Ramcke von den Elbautorinnen, einem Netzwerk für Kinder- und Jugendbuchautorinnen, lasen auch die Geschichte vom Piraten Störtebeker vor. So erfuhren die Kinder, dass es noch manches Goldstück in der Elbe zu finden gebe. Unterstützt wurden die Autorinnen von einer großen Gabelschwanzstoffkuh. Und die wiederum konnte jedes Eis schmelzen lassen: Sogar Kinder, die anfangs verlauten ließen, dass sie gar keinen Bock hätten, holten am Ende ihre Kuscheltiere, um diese mit der Stoffseekuh schmusen zu lassen.

Nach rund 90 Minuten war die Lesung zu Ende. Aber die Kinder erzählten noch lange davon und freuen sich schon auf den nächsten Ausflug zum Hamburger Hafen – denn dann wollen sie nach dem Gold in der Elbe Ausschau halten. bo

 

Wohnliche Qualität in Containerbauweise

MOBILBAUTEN AUF DEM GELÄNDE DES KJND SOLLEN LANGFRISTIG ERHALTEN BLEIBEN 

Mobilbauten KJND Zur Entlastung der Plätze in der Unterbringungshilfe des Kinder- und Jugendnotdienstes (KJND) wurden doppelstöckige Mobilbauten mit Satteldach aufgestellt. Foto: Bormann

Zur Entlastung der Plätze in der Unterbringungshilfe des Kinder- und Jugendnotdienstes (KJND) wurden doppelstöckige Container mit Satteldach auf der Grünfläche vor der Mehrzweckhalle auf dem Gelände in der Feuerbergstraße aufgestellt. Bereits Ende Dezember 2022 sind die ersten Flüchtlinge dort eingezogen. Die Container bieten wohnliche Zimmer im Rahmen der Erstaufnahme für minderjährige unbegleitete Ausländer (UMA); aktuell sind sie mit jungen Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien und Afrika belegt. Zudem gibt es zwei Gruppenräume für Aktivitäten, zwei Küchen und drei  Büroräume für die pädagogischen Fachkräfte. Bauweise und Ausstattung sind für eine längerfristige Nutzung angelegt. Die Mehrzweckhalle auf dem Gelände steht nun wieder für Sport und Spiel für alle Betreuten im KJND zur Verfügung. 

 

Anfang Juni: Start der neuen CS EVE

ES GEHT VORAN: DIE LEIHCONTAINER IN DER TONNDORFER HAUPTSTRASSE SIND AUFGESTELLT 

Generell brauchen Bauvorhaben wohl immer mehr Zeit als zunächst geplant – so auch bei der neuen Clearingstelle Erstversorgung (CS EVE), die in der Tonndorfer Hauptstraße 112 entsteht. Inzwischen sind die Container aufgebaut, aber viele weitere Arbeiten sind noch notwendig, bis die ersten Betreuten einziehen können. Insgesamt sollen hier ab Anfang Juni auf zwei Etagen 40 wohnliche Plätze für unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) zur Verfügung stehen. Denn auch weiterhin werden Unterkünfte für Schutzsuchende aus Krisenländern dringend benötigt. Die Stadt Hamburg, die insbesondere über das Wohl Minderjähriger zu wachen hat, ist gefordert, Lösungen zu finden, und prüft daher alle Flächen und Objekte, die vorgeschlagen werden. Die Betreuten werden in den Containern ähnlich wie in Wohngemeinschaften leben. Einheiten von jeweils zehn Plätzen bieten Bereiche für das gemeinsame Kochen und Aktivitäten, einen Bildungsraum, eine Lehrküche und einen Grillplatz im Außenbereich. Auf jeder Etage wird ein Teambüro eingerichtet.  


IMPRESSUM 

LEB-ZEIT: 
Informationsblatt 
Landesbetrieb Erziehung und Beratung (LEB), 
Conventstraße 14, 22089 Hamburg
www.hamburg.de/leb
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: 
Bettina Bormann, 
Telefon 428 15 30 03
bettina.bormann@leb.hamburg.de
Satz und Layout: Bettina Bormann
Druck: CompactMedia

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