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Depressionen Verzagen Sie nicht

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Eine Depression hat nichts mit Traurigsein zu tun. Sie ist eine schwere seelische Erkrankung, die glücklicherweise gut behandelbar ist. Holen Sie sich frühzeitig Hilfe und sorgen Sie gut für sich. 

Blumenwiese Eine Depression hat viele Gesichter. Je nach Schwere des Krankheitsverlaufs gibt es unterschiedliche Behandlungskonzepte. Holen Sie sich die Hilfe, die Sie auf Ihrem Weg aus der Depression benötigen. 

Depressionen

Hier bekommen Sie rund um die Uhr Hilfe: 

  • Feuerwehr Rettungsdienst Tel.: 112
  • Arztruf Hamburg (alle Kassen) Tel.: 116 117
  • Telefonseelsorge (kostenlos) Tel.: 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222

Sorgen Sie gut für sich

Eine Depression ist eine schwere seelische Erkrankung mit vielen Gesichtern. Es gibt weder die "typische Depression" noch den "typischen Depressiven". Heute spricht man von einem "depressiven Spektrum" mit bestimmten Schweregraden und hat sich von der ursächlich definierten Einteilung in "endogene" oder "exogene" Depression gelöst. Die Diagnose einer Depression bleibt dennoch schwierig. Sie sollte möglichst zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung von einem Facharzt vorgenommen werden, um einen schweren Krankheitsverlauf oder eine Chronifizierung der Erkrankung zu vermeiden.

Für Betroffene

  1. Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Depression erkrankt zu sein, holen Sie sich zeitnah Hilfe bei Ihrem Hausarzt, einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, in einer psychiatrischen Ambulanz oder bei einem Psychotherapeuten. Das Uniklinikum Hamburg-Eppendorf verfügt zudem über eine Spezialambulanz für Depressionen, an die Sie sich wenden können. Ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln der Erkrankung ist essentiell für den Krankheitsverlauf und eine nachhaltige Genesung. Experten können Ihnen sagen, was Sie tun können und entwickeln mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan.
  2. Wenn Sie Suizidgedanken haben, unterschätzen oder verdrängen Sie diese Gedanken nicht. Bleiben Sie möglichst nicht alleine und holen Sie sich Hilfe. Sprechen Sie mit einem Angehörigen oder Freunden, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder einen Psychiater. Wenn Sie in Not sind und konkrete Suizidpläne haben, rufen Sie den Ärztlichen Notfalldienst, begeben Sie sich in das nächstgelegene psychiatrische Krankenhaus oder zur nächstgelegenen Zentralen Notaufnahme eines Krankenhauses. Die Zentrale Notaufnahme ist rund um die Uhr besetzt. Hier bekommen Sie den Schutz, den Sie in dieser Krisensituation benötigen. Sollte Sie dieser Schritt gerade überfordern, melden Sie sich vertrauensvoll bei der kostenlosen Telefonseelsorge und vertrauen Sie sich dort anonym einem für diese Ausnahmesituationen ausgebildeten Menschen an. Gemeinsam können Sie überlegen, was Sie jetzt brauchen, damit es Ihnen besser geht und Sie wieder Land sehen. 
  3. Informieren Sie sich im Internet oder in Büchern über Depressionen. Die Üble Sache (David Foster Wallace) ist eine Erkrankung, die Ihre Gefühle, Ihre Gedanken, Ihren Körper und Ihr Verhalten angehen kann. Je mehr Sie über die Erkrankung wissen, desto effektiver können Sie der Depression die Stirn bieten. Als Bonuseffekt grübeln Sie weniger, weil Sie abgelenkt sind.
  4. Behalten Sie möglichst Ihre gewohnte Alltagsstruktur bei. Gehen Sie zur Arbeit, kaufen Sie ein, essen Sie und treffen Sie Freunde. Das gibt Halt und Orientierung. Wenn Ihnen die Üble Sache gerade Antrieb und Energie für den Alltag raubt, machen Sie kleine Schritte vorwärts. Fangen Sie mit einer Sache an, die Sie sich zutrauen. Kochen Sie z. B. etwas für sich. Fordern Sie sich, aber überfordern Sie sich nicht.
  5. Sprechen Sie mit einem vertrauten Menschen aus Ihrer Umgebung über Ihre Erkrankung. Das kann ein Familienangehöriger oder jemand aus dem Freundeskreis sein. Manchmal kann es aber auch gut tun, sich einem Außenstehenden wie z. B. einem Arzt oder einem Therapeuten anzuvertrauen. Die Scham über die Erkrankung und die Angst vor Enttäuschungen oder Nichtverstandenwerden sind bei jemandem, der auf diesem Gebiet ein Experte ist, gering. Sie können sich ohne Vorbehalt dem Experten anvertrauen. 
  6. Gehen Sie freundlich mit sich um. Die Depression hat möglicherweise Ihr Selbstwertgefühl im Griff und Sie denken, Ihr Zustand sei selbst verschuldet, weil Sie ein schlechter Mensch sind. Das stimmt nicht. Niemand hat eine Depression verdient. Gehen Sie in Ihrer Erkrankung besonders wertschätzend mit sich um. Was wünschen Sie sich vom heutigen Tag? Was würde Ihnen heute gut tun?
  7. Lassen Sie Gefühle zu. Die Üble Sache maskiert seelischen Schmerz gerne mit einem Gefühl innerer Leere. Nicht umsonst kommt das Wort "Depression" aus dem Lateinischen "deprimere" für "niederdrücken". Achten Sie auf Ihre Gefühle und geben Sie ihnen angemessen Raum. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie Tagebuch schreiben? Sie können auch zwei Tagebücher  – eins für die schmerzhaften und eins für die schönen Gefühle – schreiben. Letzteres können Sie sich immer wieder anschauen.  
  8. Kommen Sie in Bewegung. Bewegung und Sport haben nachweislich einen positiven Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel. Die Ausschüttung körpereigener Endorphine und die Glücksgefühle können Sie jetzt gut gebrauchen. Vielleicht können Sie einen Sport an der frischen Luft machen? Umso besser!
  9. Frischen Sie Aktivitäten auf, die Ihnen vor Ihrer Erkrankung Spaß gemacht haben. Möglicherweise redet Ihnen die Üble Sache ein, da gäbe es gar nichts. Ihnen fällt aber sicherlich etwas ein, das Sie gerne tun. Die Lieblingsserie anschauen? Einen Ausflug in die Natur unternehmen? Ein neues Kochrezept ausprobieren? Schauen Sie, wie es Ihnen dabei geht. Vielleicht kommt ein freundliches Gefühl auf?
  10. Machen Sie sich auf den Weg. Eine Depression ist eine schwere Erkrankung. Sie wird nicht von allein verschwinden. Zum Glück ist sie in der Regel gut behandelbar. Es gibt viele Strategien. Holen Sie sich Hilfe. Zeigen Sie der Üblen Sache gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam die rote Karte. Sie schaffen das.

Für Angehörige und Freunde 

  1. Informieren Sie sich über die Erkrankung im Internet oder in Büchern. Sie können sich für Angehörigenberatung oder eine Angehörigengruppe auch an einen sozialpsychiatrischen Dienst oder an eine psychosoziale Kontaktstelle wenden. Die Spezialambulanz für Depressionen am UKE bietet ebenfalls Angehörigengespräche an.
  2. Vermeiden Sie im Umgang mit dem Erkrankten Bemerkungen wie "Du bist nur faul!", Aufforderungen wie "Reiß Dich mal zusammen" oder Floskeln wie "Das wird schon wieder". Eine Depression ist eine schwere seelische Erkrankung mit einer Sterberate von 15 Prozent. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, umso günstiger ist der Krankheitsverlauf. Unterstützen Sie den Erkrankten darin, sich Hilfe zu holen.
  3. Vermeiden Sie im Umgang mit dem Erkrankten Vorwürfe. Ein an einer Depression Erkrankter leidet häufig an krankheitsbedingt übersteigerten Schuldgefühlen, die Sie durch Ihre Vorwürfe noch verstärken. Antriebslosigkeit, Energieverlust und Entscheidungsschwierigkeiten sind die Symptome der Erkrankung, kein persönliches Versagen. Zeigen Sie geduldig immer wieder Verständnis und Interesse am Erkrankten – auch wenn dies manchmal schwer fällt. (s. Punkt 8)
  4. Erleichtern Sie dem Erkrankten den Alltag. Achten Sie darauf, die Autonomie des Erkrankten zu wahren und dem Erkrankten nur die Dinge abzunehmen, die er nicht selbst tun kann. Sie können z. B. in Absprache mit dem Erkrankten einen Termin bei einem Arzt ausmachen.
  5. Unterstützen Sie den Erkrankten bei seiner Alltagsstruktur und seinen Aktivitäten. Gehen Sie z. B. gemeinsam spazieren oder einkaufen. Der Erkrankte bestimmt das für ihn erträgliche Maß der Aktivität. Für einen an einer Depression Erkrankten kann schon ein kurzer Spaziergang eine große Kraft- und Willensanstrengung sein.
  6. Stellen Sie den Erkrankten nicht vor wichtige Entscheidungen wie Jobwechsel oder Wohnortwechsel. In einer Depression ist der Erkrankte nicht in der Lage, solche wichtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn es dem Erkrankten wieder besser geht, können diese Themen besprochen werden.
  7. Achten Sie auf Anzeichen für Suizidpläne. Nehmen Sie Äußerungen oder Verhaltensweisen, die auf Suizidgedanken oder Suizidpläne deuten, ernst und sprechen Sie den Erkrankten behutsam darauf an. Holen Sie Hilfe.
  8.  Nehmen Sie sich Zeit für sich und schützen Sie sich vor Überbelastung. Achten Sie auf Ihre Gefühle, damit sich Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht nicht in Aggressionen gegenüber dem Erkrankten verwandeln.
  9.  Suchen Sie sich Unterstützung in einer Angehörigengruppe. Hier können Sie sich mit anderen Angehörigen austauschen.

Depressionen erkennen und behandeln

Eine Depression kann jeden treffen. Mit 4 Millionen Erkrankten in Deutschland gehören depressive Erkrankungen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den großen Volkskrankheiten mit hohen Folgekosten durch Krankheitszeiten und Frühverrentungen. Trotz erfolgreicher Aufklärungsarbeit von Interessenverbänden wie der Deutschen Depressionshilfe ist eine Erkrankung an einer Depression weiterhin nicht frei von Stigmatisierung. Viele Erkrankten scheuen sich auch deswegen, sich die Hilfe und Unterstützung zu holen, die dem Erkrankten einen Weg aus der Depression aufzeigt.

Die "Üble Sache", wie der US-amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace eine Depression eindrucksvoll und aufschlussreich in einem Essay beschrieben hat, trifft den Erkrankten in seiner gesamten Persönlichkeit – auf der Ebene der Gefühle, auf der Ebene der Gedanken, auf der Ebene des Verhaltens und auf der Ebene des Körpers. Neben den drei Kernsymptomen anhaltende gedrückte Stimmung, Interessen- und Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit können Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Zukunftsängste, Suizidgedanken, Konzentrationsschwierigkeiten, Entscheidungsfindungsschwierigkeiten, Gereiztheit, Rückzug aus dem Leben, aber auch Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Verlust der Libido und andere körperliche Beschwerden Anzeichen einer depressiven Erkrankung sein.

Die Ursachen einer Depression sind in den meisten Fällen in einem komplexen Zusammenspiel aus genetischen, biologischen, psychischen und psychosozialen Faktoren zu suchen. Unterschiedliche Risikofaktoren in diesen Bereichen wie z. B. eine Veranlagung zu Depressionen in der Familie, seelische Verletzungen in der Kindheit eine besonders leistungsorientierte und perfektionistische Persönlichkeitsstruktur oder eine anhaltend belastende Arbeitssituation können eine Depressionsentstehung begünstigen. Viele Patienten können ein als besonders schlimm erlebtes Lebensereignis wie den Verlust eines Angehörigen oder einen Arbeitsplatzverlust als Auslöser ihrer Erkrankung nennen, die wirklichen Gründe sind hingegen vielfältig und vielschichtig. Diese aufzuarbeiten und die Widerstandskraft (Resilienz) des Erkrankten gegenüber Belastungen des Lebens zu stärken, ist Aufgabe des Behandlungsteams bei der Akutbehandlung und in der Nachsorge.

Je nach Schwere wird eine Depression mit einer Kombination aus Medikamenten, ambulanter Psychotherapie und zusätzlichen ambulanten therapeutischen Angeboten wie Ergotherapie oder Kunsttherapie behandelt. Bei einer leichten Depression kann auch eine Psychotherapie ohne Medikamente Hilfe verschaffen. In einer akuten Krisensituation oder bei einem schweren Krankheitsverlauf kann ein stationärer Aufenthalt in einer Psychiatrie mit Depressionsstation zur Stabilisierung des Erkrankten nötig sein oder ein stationärer Aufenthalt in einem psychosomatischen Fachkrankenhaus das Mittel der Wahl sein, um dem Erkrankten auf den Weg aus der Depression zu bringen.

In der Regel ist eine Depression gut therapierbar. In einer Großstadt wie Hamburg ist das Angebot an Ansprechpartnern, Beratungszentren und Therapiemöglichkeiten groß. Ob als Betroffener oder Angehöriger – holen Sie sich zeitnah Hilfe!

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