Der Tunnel kommt
Die A7 wurde Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fertig gestellt. Eine Zeit, in der man autogerechte Stadtplanung propagierte und wenig Rücksicht auf bestehende Ensembles nahm. So musste der breiten Trasse damals der Ortskern mit dem Bahrenfelder Marktplatz weichen. Auch Teile des Bahrenfelder Sees gingen verloren.
Doch in Zukunft wird insbesondere Bahrenfeld vom Bau des sogenannten Hamburger Deckels profitieren. Der Bahrenfelder Deckel über der A7 wird mit über zwei Kilometern Länge das umfangreichste der drei Bauwerke sein und den gesamten Stadtteil aufwerten. Baubeginn der aufwändigen Lärmschutzmaßnahme ist voraussichtlich 2019.
Was bedeutet Bahrenfeld?
Über die Herkunft des Namens Bahrenfeld sind sich die Historiker bis heute nicht einig. Eine These besagt, Bahrenfeld leite sich von Ritter Otto von Bahren ab, der in Ottensen ansässig war. Eine andere These möchte eine Verbindung zwischen Bahrenfeld und dem Begriff Bornfeld (= Quellenfeld) herstellen. Immerhin soll es auf dem ehemaligen Gelände des Stadtteils zahlreiche Bäche und Quellen gegeben haben.
Eine dritte etymologische Deutung verweist auf den Namensteil „Bahren“, der ein „bares“, also freies und unbebautes Feld meinen könnte.
Fest steht, dass das Dorf Bahrenfeld 1867 gemeinsam mit der Stadt Altona der preußischen Provinz Schleswig-Holstein zugeschlagen wurde. Aber erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kam Bahrenfeld mit Erlass des Groß-Hamburg-Gesetzes zur Hansestadt.
Gewerbe-Standort
Bahrenfelds Gesicht und Geschichte ist geprägt von großflächigen Industrieansiedlungen, deren Errichtung Ende des 19. Jahrhunderts begann. Bald kam umfangreicher Wohnungsbau hinzu, schließlich mussten die vielen Beschäftigten, die damals hauptsächlich in Maschinenfabriken und in der Metallverarbeitung tätig waren, untergebracht werden. Das sanierte Gaswerk ist ein Beispiel für ein ein altes Industriedenkmal in Hamburg, das seinen Charme durch die typische Architektur immer noch erhalten hat.
Vorbildlicher Wohnungsbau in Bahrenfeld
Diese lockere bauliche Struktur ist bis heute größtenteils erhalten geblieben: So besitzt Bahrenfeld imposante 40 Prozent Grünflächen, 40 Prozent Gewerbe und Industrie sowie 20 Prozent Wohnanlagen.
Architektonisch zeichnen den Stadtteil die Wohnungsbauprojekte der 1920er Jahre aus. Ziel des damaligen sozialen Wohnungsbaus war, erschwingliche Mietwohnungen für Arbeiter und Angestellte bereit zu stellen.
Wie groß die architektonische Leistung dieser zahlreichen Wohnanlagen war, ist noch heute eindrucksvoll in der Steenkamp-Siedlung zwischen Notkestraße und Osdorfer Weg zu besichtigen. Die attraktiven, freundlichen Reihenhäuser mit zwei Geschossen boten insgesamt 750 Wohnungen. Die Siedlung wurde als Gartenstadt mit grünen Oasen geplant und ist immer noch ein äußerst begehrtes Wohn-Idyll. Die Bewohner pflegen das Anwesen gemeinschaftlich, auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis wird viel Wert gelegt, was zahlreiche gemeinsame Aktivitäten wie etwa der Laternenumzug und der bereits stadtbekannte Steenkamplauf belegen. Schmuckes Baudenkmal der Vorkriegsmoderne ist außerdem die Wohnsiedlung am Anfang der Lyserstraße, die der Architekt Karl Schneider entwarf.
Moderne Umnutzung
Doch auch in den vergangenen Jahren erlebte Bahrenfeld eine rege Bautätigkeit, die insbesondere der Umwandlung von Gewerbeanlagen in attraktive urbane Wohnparks galt.
Paradebeispiel für gelungene Umnutzungs-Konzepte ist das sogenannte Westend-Village Ecke Bahrenfelder Chaussee und Theodorstraße. Das Gelände beherbergte ehemals unter anderem die BAT-Zigarettenfabrik. Heute locken dort Lofts und helle Büros junge Kreative und Startup-Unternehmer. In dem trendigen Wohnpark lebten beispielsweise auch schon zwei Mitglieder der deutschen Band Tokio-Hotel.
Die grünen Lungen Bahrenfelds
Seinen stetigen Zuzug von jungen Familien mit Kindern verdankt das Viertel nicht zuletzt dem Altonaer Volkspark. Der bis heute größte Waldpark Deutschlands (205 Hektar) mit viel urwüchsiger Natur wurde 1914 nach Entwürfen des Gartenbaudirektors Johannes Ferdinand Tutenberg angelegt.
Auch sportlich spielt der Park für Hamburg eine bedeutende Rolle: Im dortigen Volksparkstadion spielen und trainieren unter anderen die Fußballbundesligisten des Hamburger SV.
Direkt hinter dem Stadion liegt die Barclaycard Arena. Bis 2016 spielten in der 16.000 Zuschauer fassenden Arena neben den Profi-Eishockeyspielern der Hamburg Freezers auch die Handballer des HSV Hamburg. Finanzielle Engpässe hinderten beide Mannschaften schließlich am neuerlichen Lizenzerwerb. Während dies für die Freezers das Ende bedeutete, starteten die Handballer in der 3. Liga neu. Dort spielte die U23 der HSV-Handballer, die schließlich zur ersten Mannschaft wurde. Zwar behält der Verein den Namen HSV, hat jedoch mit dem Nachbarn vom Hamburger Sportverein nichts mehr zu tun und tritt fortan wieder unter dem Namen Handballsportverein Hamburg an. Der Standort im Volkspark bleibt dem Verein erhalten: Die Spiele finden in der Volksbank Arena direkt hinter der Barclaycard Arena statt.
Weit über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt ist der wunderschöne Dahliengarten im Volkspark, der insbesondere im Spätsommer unzählige Blumenfreunde anlockt: Weit über 10.000 Dahlien stehen dann in voller Blütenpracht.
Atemholen und toben können junge und alte Bahrenfelder außerdem im zentral gelegenen Bonnepark, der wegen des dortigen Abenteuer- und Bauspielplatzes vor allem bei Kindern äußerst beliebt ist. Benannt nach dem sozial engagierten Arzt Georg Bonne (1859 bis 1945) bietet die grüne Lunge ein abwechslungsreiches Programm an Spiel- und Sportprojekten.
Einen wesentlichen Anteil am parkähnlichen Flair Bahrenfelds haben insgesamt sieben Friedhöfe mit prächtigem, alten Baumbestand. Darunter der bereits 1873 angelegte Jüdische Friedhof an der Ecke Regerstraße und Bornkampsweg, der allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.
Hightech-Arbeitgeber
Futuristischer wirkt das Gelände der DESY, ein naturwissenschaftliches Forschungszentrum, das sich zwischen der Luruper Chaussee und der Nottkestraße befindet. Der unterirdische Teilchenbeschleuniger HERA wurde zwar mittlerweile stillgelegt, dennoch gehört das weltweit renommierte Institut mit 1.800 Beschäftigten zu den begehrtesten Arbeitgebern Hamburgs.
Delikates aus Italien
Ein Mangel an nahe gelegenen Einkaufsmöglichkeiten für den Alltagsbedarf wird in Bahrenfeld – trotz der idealen Verkehrsanbindung durch die S1 – oft beklagt. Deswegen erfreut sich der Supermarkt Grande Mercato Andronaco im Beerenweg besonders großen Kundenzuspruchs. Auf 1.400 Quadratmetern gibt es dort alle erdenklichen Köstlichkeiten aus Italien zu erstehen, weswegen auch Hamburger aus anderen Stadtteilen den Anfahrtsweg gern in Kauf nehmen – nicht zuletzt über die A7 ist dies schließlich kein Problem.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)