Weiße Perle an der Elbe
Wer denkt, hoch im Norden sei das Land nur flach, der war wohl noch nicht in Blankenese. In einem der schönsten Stadtteile Hamburgs geht es mächtig auf und ab: Der Hamburger Elbvorort besitzt mit dem Süllberg und dem Baursberg zwei der höchsten Erhebungen, die Hamburg zu bieten hat. Rund um den Süllberg gruppiert sich das Treppenviertel, eine Ansammlung von alten Fischerhäusern, die nur zu Fuß erreichbar sind. Hoch oben vom Süllberg und von vielen weiteren Standorten in Blankenese, hat man einen herrlichen Ausblick auf die Elbe und ihre Uferlandschaften wie das Falkensteiner Ufer. Doch nicht nur der Blick auf die Elbe ist wunderschön, Blankenese erfreut das Auge zudem mit viel Grün in seinen zahlreichen Parkanlagen.
Skandinavisch-mediterranes Flair
Blankenese hebt sich deutlich von den anderen Hamburger Stadtteilen ab und erinnert besonders im Sommer an eine Mischung aus skandinavischem und mediterranem Urlaubsparadies. Die meist weißen Fassaden der Häuser zwischen den Baumwipfeln sind schon von Weitem gut zu sehen, wenn man in Richtung des Stadtteils fährt oder über die Elbe schippert.
Vom Wasser aus sticht der Süllberg am prägnantesten hervor. Auf der Kuppe der 74,4 Meter hohen Erhebung thront die Burg, die heute ein Sterne-Restaurant, einen Biergarten und ein Hotel beherbergt und ein beliebtes Ausflugsziel ist. Rund um den Süllberg herum befindet sich das Treppenviertel – eine architektonische Besonderheit und Hamburgs ruhigster Stadtteil. Dort, wo man nur über die rund 5.000 Stufen der zahlreichen Treppen von A nach B kommt, haben Autos keine Chance. Das Treppenviertel ist damit sozusagen ein erfolgreiches Großprojekt für autofreies Wohnen in der Stadt.
Blankeneser Bergziegen
Aber auch außerhalb des Treppenviertels, in den engen, verwinkelten, sich durch den Stadtteil windenden Straßen, ist der Verkehr nur eingeschränkt möglich. Im Nahverkehr sind es beispielsweise nur die sogenannten Bergziegen, kleine, gelenkige Busse, die sich ohne Probleme durch die engen Gassen schlängeln können.
Entlang der Straßen und Gassen liegen die wunderschönen Häuser, die das Erscheinungsbild Blankeneses prägen. Alte Fachwerkhäuser, reetgedeckte Dächer, Villen sowie Land- und Herrenhäuser wie der Katharinenhof, das Hessehaus oder das Landhaus Warburg geben dem Stadtteil sein unverwechselbares Aussehen. Zudem wird beim Anblick deutlich: Blankenese ist ein reicher Stadtteil. Das Durchschnittseinkommen der Bewohner liegt mit zirka 95.000 Euro im Jahr nahezu dreimal so hoch wie der Hamburger Durchschnitt.
Grüner wird's nicht
Neben dem Weiß der Häuserfassaden ist besonders das Grün der Bäume unds in Blankenese allgegenwärtig. Im Norden des Stadtteils, direkt am Blankeneser Bahnhof, der schon 1867 eröffnet wurde und damit der älteste Bahnhof Hamburgs ist, liegt Goßlers Park und ein Stück südlich davon der Hessepark. Westlich des Süllberges bilden Schinckels Park, Bismarckstein und Polterberg ein grünes Ensemble. Der wunderschöne Römische Garten bildet den Übergang vom Polterberg zum Waldpark Falkenstein, der sich entlang des Elbufers schlängelt und schließlich in den Sven-Simon-Park mündet.
Apropos Falkenstein: Das Falkensteiner Ufer mit dem Elbstrand und seinem Leuchtturm ist wohl eines der schönsten Stücke Land, an dem man sich an der Elbe aufhalten kann. Die Aussicht auf den Fluss mit den vorbeifahrenden Schiffen, hinüber auf die andere Uferseite und die unter Naturschutz stehende Binneninsel Neßsand mitten in der Elbe ist unvergleichlich in Hamburg. Bei Ebbe gibt das Gewässer dort auch den Blick frei auf das Schiffswrack „Uwe“, das seit Mitte der 50er-Jahre am Flussufer liegt. Entlang des Elbufers sind zudem weitere Schiffswracks zu sehen, die ans Ufer geschleppt wurden und nun zu Sehenswürdigkeiten geworden sind.
Ein Herz für den Sport
Schiffe – beziehungsweise Boote – spielen im ehemaligen Fischerdorf natürlich immer noch eine große Rolle. In Blankenese haben sich im Laufe der Jahrzehnte viele Segelvereine angesiedelt, die die optimalen Bedingungen direkt vor der Haustür nutzen. So wie der Segelclub Rhe, 1855 gegründet und damit der älteste Segelclub Deutschlands, dessen Clubhaus im Sven-Simon-Park liegt.
Doch nicht nur das Wasser nutzen die Blankeneser für den Sport, sondern auch die Hügel im Stadtteil. Einmal im Jahr findet mit dem Blankeneser Heldenlauf eine besondere Laufveranstaltung statt, bei der die Teilnehmer neben der Strecke von Start bis Ziel auch zahlreiche Höhenmeter und Treppenstufen überwinden müssen.
Auch für den Radsport bieten sich die Erhebungen an. Bei den Cyclassics, Hamburgs traditionsreichem Radrennen, wird am Waseberg in Blankenese die Bergwertung abgenommen. Die Fahrer müssen dabei eine 700 Meter lange Steigung auf die Spitze der 80 Meter hohen Erhebung – bei einer durchgängigen Steigung von circa 15 Prozent – erklimmen. Aufgrund dieser Gegebenheiten wird der Waseberg liebevoll „Elb d'Huez“ genannt, in Anlehnung an die berühmte Bergankunft der Tour de France.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Noch höher als der Waseberg ist der Baursberg. Ganz oben auf der mit 91,6 Metern zweithöchsten Erhebung Hamburgs steht das Baudenkmal des Wasserwerkes Altona mit seinem markanten Gebäude. Daneben hat Blankenese noch weiteres an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Am Fuße des Berges liegt das Puppenmuseum Falkenstein, zudem gibt es – wie sollte es in Blankenese anders sein – das Fischerhaus-Museum.
Gewachsene Gemeinschaft
Die Historie Blankeneses ist genauso besonders wie der Stadtteil selbst. Dafür sorgen die Einwohner, die ihre Traditionen hochhalten. Dabei gilt es zunächst eine Hürde zu überwinden: Man kann zwar nach Blankenese ziehen, doch richtiger Blankeneser wird man dadurch noch lange nicht. Erst wenn mehrere Generationen einer Familie im Stadtteil gelebt haben, darf man sich als waschechter Blankeneser bezeichnen. So finden sich in der Geschichte des Stadtteils häufig die gleichen Familiennamen, wie zum Beispiel der Name Breckwoldt.
Viet Breckwoldt war der erste dieser Ahnenreihe, der 1490 in Blankenese geboren wurde. Ihm wurden Anfang des 16. Jahrhunderts die Rechte an der Blankeneser Elbfähre, einer der bedeutendsten Fährverbindungen über den Fluss, übertragen. Mitte des 17. Jahrhunderts trugen von den 45 Blankeneser Familien schließlich 18 den Namen Breckwoldt.
Weniger konstant als die Blankeneser Familiengeschichten war die Zugehörigkeit des Stadtteils. Das ehemalige Fischerdorf wurde im Jahr 1301 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte zunächst zur Grafschaft Holstein-Pinneberg und ab 1460 zum Herzogtum Holstein. Auf zwei Jahrhunderte dänische Herrschaft folgten im Deutsch-Dänischen-Krieg eine kurze Zeit unter Österreichischer Flagge, bevor Blankenese 1866 an Preußen fiel. 1927 mussten sich die Einwohner erneut umstellen, denn ihr Stadtteil wurde durch das Groß-Altona-Gesetz zum Vorort der Großstadt Altona – gegen den Willen der Bewohner. Wiederum nur elf Jahre später wurde Blankenese schließlich zusammen mit Altona nach Hamburg eingegliedert.
Blankenese hat sich in seiner langen Geschichte dabei stetig entwickelt. Als Fischerdorf gegründet, verlebten später viele Kapitäne und Lotsen ihren Lebensabend im Elbvorort. Blankenese wurde im Verlauf immer wohlhabender und stieg schließlich zum großbürgerlichen Villenviertel auf.
Der Name Blankenese geht übrigens auf eine überspülte Landzunge zurück. Die blanke Nase in der Elbe, glatt und glänzend, wenn die Gezeiten Sie freilegten, verschwand allerdings im Laufe der Jahrhunderte und wurde vermutlich von einer Sturmflut für immer weggerissen.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Nov 2021)