Ruhig, grün und unprätentiös
Klassische Sehenswürdigkeiten hat der Elbvorort Iserbrook kaum zu bieten. Muss er auch nicht – liegt er doch unweit der Elbe und dem schönen Blankenese. Darüber hinaus sind große Grünflächen wie der hübsche Hirschpark in Nienstedten oder der Waldpark Marienhöhe nicht weit entfernt.
In Iserbrook wohnt es sich ruhig und weitaus günstiger als im benachbarten Blankenese jenseits des sogenannten „Kaviar-Äquators“ an der Osdorfer Landstraße. Dies lockt vermehrt junge Familien in den grünen und nicht allzu verdichteten Stadtteil.
Allerdings ziehen mittlerweile auch im unprätentiösen Iserbrook die Immobilienpreise an, liegen doch die attraktiven, kinderfreundlichen Ein- und Zweifamilienhäuser mit schönen Gärten oft in verkehrsberuhigten Tempo-30-Zonen. Gute nachbarschaftliche Beziehungen prägen die ruhigen Wohnsiedlungen, man hilft sich gegenseitig und tauscht selbst gezogene Zucchini und Tomaten.
Shopping und Freizeit
Was die Iserbrooker allerdings bis heute vermissen, ist ein gewachsener Dorfkern. Zum Einkaufen trifft man sich deswegen im Einkaufszentrum am Schenefelder Holt oder auf der Sülldorfer Landstraße mit vielen Geschäften für den täglichen Bedarf.
Ganz in der Nähe der Kreuzung zwischen Sülldorfer Landstraße, Osdorfer Landstraße und Schenefelder Landstraße befindet sich auch eine weithin sichtbare Iserbrooker Landmarke: der 28 Meter hohe Turm der Martin-Luther-Kirche. Das nüchterne Gotteshaus an der verkehrsreichen Hauptkreuzung des Stadtteils wurde 1954 errichtet und ist der Treffpunkt einer lebendigen evangelisch-lutherischen Gemeinde.
Weiter südlich findet sich das Hallenbad Blankenese, das entgegen seiner Benennung noch im Stadtteil Iserbrook liegt. Das Schwimmbad feierte Anfang Juni 2016 seine Wiedereröffnung, nachdem es aufgrund von Umbauarbeiten 14 Monate lang nur eingeschränkt genutzt werden konnte. Nun freuen sich die Iserbrooker über einen Anbau, in dem sich ein neues 12,5 x 6 Meter großes Schwimmbecken befindet, das unter anderem für Aqua-Fitness und Babykurse genutzt wird.
Zirkus-Pädagogik
Eine vor allem bei Kindern heißgeliebte Institution ist der Mitmach-Circus Mignon an der Osdorfer Landstraße. Das Kultur-Projekt begann 1992 in einer Hamburger Turnhalle und führt Kinder- und Jugendliche ins Artistenhandwerk ein. Die Kids konzipieren eigene Shows und können so ihre verborgenen Talente entdecken.
Die ehemalige Iserbrook-Kaserne
Unweit der Villa Mignon befindet sich ein großer Kasernenkomplex, der ab 1935 erbaut wurde und noch bis 1965 schlicht „Iserbrook-Kaserne“ hieß. Im Jahre 1965 wurde sie in „Reichspräsident-Ebert-Kaserne“ umbenannt – zum Andenken an den ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Prominenter Taufpate war übrigens kein Geringerer als der damalige Innensenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Der Name Iserbrook
Historiker vermuten im Namen Iserbrook eine topografische Beschreibung: Denn „Brook“ hieß im Altsächsischen „Bruch“, also sumpfiges Gelände. Der Wortbestandteil „Iser“ geht wahrscheinlich ebenfalls auf das Altsächsische zurück. Dort war „Isarn“ das Wort für Eisen, das wohl auf die Eisenerzvorkommen in Schenefeld verwies.
Fichtenforst
Unter der Ortsbezeichnung Iserbrook verstand man lange Zeit das Areal links und rechts der Schenefelder Landstraße. Zum Hamburger Stadtteil wurde der bodenständige Elbvorort nämlich erst 1951. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Heidelandschaft mit einigen Viehweiden und Feldern kaum besiedelt.
Eine Industrialisierung erfolgte nicht, stattdessen unternahm der einflussreiche Kaufmann Johann Cesar VI. Godeffroy eine Aufforstung des Ödlandes mit zehntausenden Fichten. Von dem Forst sind heute allerdings nur noch wenige Bäume übrig.
Die Anbindung an Hamburg erfolgte 1883 mit der Eröffnung der Bahnlinie von Blankenese nach Wedel. Und so war auch das erste Gebäude, das in Iserbrook errichtet wurde, ein Haus für den Bahnwärter.
Waldhotel als erster Treffpunkt
Ein Jahrzehnt später kam das Waldhotel Iserbrook hinzu, das sich in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg zum beliebten Ausflugsziel der Altonaer entwickelte. Der Wald um das Gebäude zwischen Schenefelder Landstraße und Osdorfer Landstraße ist verschwunden und auch die Gastwirtschaft gibt es nicht mehr. Heute betreibt dort die Bäckerei-Kette Junge eine Filiale, die von den Iserbrookern gerne besucht wird.
Selbstversorger-Siedlung
Die weitere Bebauung setzte zögerlich ein: Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden einige Siedlungshäuser und ein Krankenhaus.
In den 1930er-Jahren errichteten die Nationalsozialisten die sogenannte „Frontkämpfersiedlung“. Dort sollten Frontkämpfer, Versehrte und Hinterbliebene des Ersten Weltkrieges eine Bleibe finden. Die Bewohner konnten sich weitgehend selbst versorgen, denn im Kaufpreis von knapp 6.000 Reichsmark für die 1.000-Quadratmeter-Grundstücke waren Gartengerät, Obstbäume und Kleinvieh enthalten.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wurde die Siedlung umgetauft, sie heißt heute Senator-Paul-Neumann-Siedlung, beherbergt aber immer noch einige der Erstbewohner aus den letzten Vorkriegsjahren.