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Nienstedten

Eleganter Elbvorort mit dörflichem Charme

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Elegant und hanseatisch, aber auch dörflich und beschaulich: Das ist der Elbvorort Nienstedten, der mit einer der begehrtesten Wohnlagen schon lange betuchte Hamburger anzieht.

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Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

4,3 km²

Einwohnerzahl

7034 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

1636 Einwohner/km²


Edle Wohnlage am Wasser

Wer im Elbvorort Nienstedten Zuhause ist, darf sich glücklich schätzen: Die Quadratmeterpreise für Wohnraum liegen im oberen Durchschnitt, dafür lebt man in einem grünen Stadtteil direkt an der Elbe, der dörflichen Charme gepaart mit hanseatischer Eleganz versprüht.

Schicke Einfamilienhäuser und gepflegte Mehrfamilienhäuser dominieren das Quartier, besonders die Anwesen an der Elbchaussee oder im Villenviertel Hochkamp können schon einmal für offene Münder bei Besuchern des Stadtteils sorgen.

Spaziergänger lieben den Elbuferweg. Entlang von Sandstränden und Wiesen genießt man eine wundervolle Aussicht auf die vorbeifahrenden Schiffe und findet alle paar Meter ein Plätzchen zum Ausruhen und Träumen.

Kaum Bombenschäden

Von den Luftangriffen im Zweiten Weltkriege blieb Nienstedten weitgehend verschont. Deswegen konnte sich das typische Katendorf seinen fast ländlichen Charme bewahren. Hinzu kamen prunkvolle Villen, Gärten und Parkanlagen.

Erhalten ist auch der ehemalige Dorfkern am Marktplatz, wo die Bewohner Nienstedtens sich bis heute zum beschaulichen Einkaufsbummel und zum nachbarschaftlichen Klönen treffen. Zweimal im Jahr findet dort der Nienstedtener Jahrmarkt statt, außerdem einmal wöchentlich der Food Lovers Market Nienstedten. Darüber hinaus gibt es hübsche Bio- und Feinkostgeschäfte, Discounter sucht man vergeblich.

Die in weiten Teilen immer noch reetgedeckten Bauernhäuser nahe des Nienstedtener Marktes lassen fast vergessen, dass der Stadtteil schon seit 1937 zur Metropole Hamburg gehört. Einen ähnlich dörflichen und gemütlichen Eindruck erwecken die zierlichen, eingeschossigen Backsteinhäuser an der Jürgensallee. Diese sogenannten „Instenhäuser“ wurden Ende des 18. Jahrhundert errichtet und beherbergten ursprünglich Tagelöhner und ihre Familien.

Grünanlagen in Nienstedten

Wer es lieber etwas weniger maritim hat und trotzdem Natur pur genießen möchte, ist im Hirschpark bestens aufgehoben. Sehr feudal wirkt der Park mit seiner grandiosen Lindenallee, der ursprünglich als Gehege für Damwild angelegt wurde.

Noch heute ist die hübsche Hirschart dort zu bewundern, darüber hinaus lohnt sich für Architekturfreunde ein Blick auf das klassizistische Landhaus des ehemaligen Parkbesitzers Johann Caesar IV. Godeffroy, in dem heute eine Ballettschule untergebracht ist. Familien freuen sich neben dem Wildgehege auch über den Spielplatz hinter dem Haus. Und wenn sich alle ausgetobt und sattgesehen haben, gibt es hausgemachten Kuchen im Witthüs, dem reetgedeckten ehemaligem Kavaliershaus.

Eine weitere größere Grünfläche bilden der Wesselhöftpark und der Westerpark, die beiden unbekannteren Nachbarn des Jenischparks. Ersterer ist den Hamburgern seit 1953 zugänglich, zuvor war er noch im Privatbesitz der Kaufmannsfamilie Wesselhöft. Zwei ehemalige Mühlenteiche und ein kleiner Bach machen den Wesselhöftpark zu einem idyllischen Ausflugsziel.

Der Westerpark mit seinen sprudelnden Quellen gehörte einst zu einer viel größeren Anlage des Kaufmanns Caspar Voght, der ab 1785 auf dem Gelände im großen Maßstab unterschiedlichste Pflanzen anbaute und dort im Jahr 1795 die erste Baumschule Norddeutschlands gründete.

Alten, mächtigen Baumbestand kann man auch auf dem Nienstedtener Friedhof bestaunen. Das zehn Hektar große Areal zwischen Elbchaussee und Rupertistraße wurde 1814 als Begräbnisstätte eingeweiht. Die Inschriften auf den Grabsteinen geben Zeugnis von Hamburgs zahlreichen ruhmreichen Familien. Letzte Ruhe haben hier beispielsweise Dynastien wie die Reemtsmas, die Hagenbecks und die Godeffroys gefunden.

Internationale Einrichtungen

Trotz aller Dörflichkeit besitzt das als Wohnquartier hoch begehrte Nienstedten durchaus Weltläufigkeit. Der Internationale Seegerichtshof beispielsweise hat hier seinen Sitz. Das ganz in Weiß gehaltene Gebäude wurde vom Münchner Architekturbüro „Von Branca“ 1997 bis 2000 errichtet. Integriert in das repräsentative Anwesen mit eleganter Rotunde ist die einstige Villa des Bankiers Johann Rudolph Freiherr von Schröder.

Zwischen Manteuffelstraße und Schenefelder Landstraße residiert auf einem großzügigen Areal seit 1957 die „Führungsakademie der Bundeswehr“. Dort lassen sich militärische Spitzenkräfte für ihre umfangreichen Aufgaben in den Streitkräften der NATO, der Europäischen Union und den Vereinten Nationen ausbilden.

Sterne-Gastronomie

Sehr vital ist Nienstedtens Gastronomie, die sich freilich auf ein gehobenes Klientel eingestellt hat und beste regionale und internationale Küche bietet. Eine echte Institution ist seit weit über 200 Jahren das Restaurant Jacobs. In dem hanseatischen Gourmet-Restaurant zaubert derzeit der Zwei-Sterne-Koch Thomas Martin leichte französische Gaumengenüsse. Das dazugehörige Hotel gilt als eine der feinsten Adressen Hamburgs.

Der Ortsteilname

Für Nienstedten sind mehrere ältere Namensvariationen überliefert: Auf das Jahr 1297 lässt sich die Ortsangabe Nygenstede datieren, was so viel wie neue Stätte bedeutet. Belegt sind aber auch gleichbedeutende Namen wie Nigenstede und Neuenstaden. Deshalb vermuten Historiker, es habe bereits zuvor ein noch älteres Dorf gegeben. Archäologisch allerdings ist dessen Existenz nicht zu belegen.

Frühe Kirchgründung

Der noble Elbvorort an der Grenze zu Blankenese begann seine Karriere mit der Kirchgründung im 13. Jahrhundert. Die ursprünglichen Bewohner des Dorfes waren vor allem Handwerker, Bauern und Fischer. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten allerdings nicht mehr als 150 Menschen in dem kleinen Örtchen an der Norderelbe.

Hochzeitskirche an der Elbchaussee

Weil die Norderelbe sich im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich verbreiterte, gingen immer wieder Gebäude nahe dem Ufer verloren. So auch die bei Brautleuten sehr beliebte Kirche, die ihre heutige Gestalt nach mehreren baulichen Veränderungen im Jahr 1751 erhielt. Das evangelische Gotteshaus kombiniert Fachwerk mit rotem Backstein und trägt ein anmutiges Türmchen. Der große Komponist Georg Phillipp Telemann schrieb zur Einweihung eigens eine Kantate.

Wie so manche ehemalige Vororte Hamburgs erlebte Nienstedten bereits im 17. Jahrhundert den Zuzug begüterter Städter, die dort ihre Sommerhäuser errichteten. Bald verbesserten sich die Verkehrsanbindungen: Ab 1846 bediente die Pferde-Bus-Linie Altona-Blankenese auch Nienstedten, 1899 kam die Eisenbahn und wenig später die Straßenbahn in den Elbvorort.

Industrieansiedlungen verzeichnete das als großbürgerliches Wohnviertel aufblühende Nienstedten kaum. Einzige Ausnahme war die Elbschloss-Brauerei, die 1883 mit der Bierproduktion begann. Die Brauerei residierte im Elbschlösschen, das der berühmte dänische Baumeister Christian Frederik Hansen zwischen 1802 und 1804 als repräsentative Villa für den vermögenden Kaufmann Heinrich Baur errichten ließ.

Das wunderschöne klassizistische Gebäude mit stilistischen Anleihen an die italienische Renaissance ist heute Teil eines luxuriösen Seniorenheims.