Das vielfältige Osdorf
Mit seinen reetgedeckten Bauernhäusern, Prunkvillen im Hochkamp und der Großsiedlung Osdorfer Born ist Osdorf ein äußerst vielfältiger Stadtteil. Ländlicher Raum und Großstadt treffen direkt aufeinander, was bei einem Spaziergang durch die Osdorfer Feldmark deutlich wird. Auf grünen Wiesen grasen Pferde und Kühe, während sich am Horizont die gigantische Plattenbausiedlung Osdorfer Born wie eine Fata Morgana ins Blickfeld schiebt.
Alt-Osdorf
Bis in die 1930er-Jahre lag das kleine Bauerndorf Osdorf abseits der Stadt. Reste des alten Dorfes entdeckt man zwischen Langelohstraße und Diekweg an der Osdorfer Landstraße. Gegenüber von einem gläsernen Autohaus und beige gestrichenen Sozialwohnungen säumen alte Reetdachhäuser und aus Backstein gemauerte Scheunen die vielbefahrene Osdorfer Landstraße. Im historischen Kastanienhof befindet sich ein Reitsportgeschäft, ein paar Schritte weiter liegt der 170 Jahre alte Wackerhof, der seit 30 Jahren das Restaurant Lambert beherbergt.
Man bekommt einen Eindruck vom Charme Alt-Osdorfs, wenn man in der ruhigeren Langelohstraße am Kulturzentrum Heidbarghof und hübschen, fast verwunschenen Bauernkaten entlangläuft. In diesem Viertel finden sich kleinere Gewerbegebiete und bürgerliche Wohnstraßen mit Reihenhaussiedlungen und Mehrfamilienhäusern, in denen sich besonders Familien wohlfühlen. Mit der Osdorfer Landstraße und dem Rugenbarg durchschneiden stark befahrene Ausfallstraßen den Stadtteil.
Kulturzentrum Heidbarghof und Elbe Kino
Der reetgedeckte Heidbarghof von 1842 mit seinem wunderschönen Bauerngarten ist das kulturelle Zentrum Osdorfs. In der alten Bauerndiele finden regelmäßig Jazz, Folk- und Klassikkonzerte oder Theateraufführungen statt. Nicht weit entfernt an der Osdorfer Landstraße liegt das preisgekrönte Elbe Programmkino.
Osdorfer Born
Als Antwort auf die steigende Wohnungsnot entstand ab 1967 die erste Hamburger Großbausiedlung. Auf grüner Wiese wurde im Osdorfer Born eine gigantische Wohnsiedlung für 12.000 Menschen geschaffen, darunter ein architektonisch gelungenes Wohnhaus mit 21 Stockwerken – genannt der Affenfelsen. An seiner 43 Meter hohen Hauswand prangt übrigens das zeitweise höchste Graffiti der Welt.
Das Born-Center und ein Stadteilhaus mit Sozialangeboten und sogar einen Zirkus gibt es im Zentrum. Das bekannte KL!CK Kindermuseum am Born Center lockt Schulklassen und Familien aus ganz Hamburg an. Ebenso wie das großzügige Osdorfer Freibad mit dem 50-Meter-Becken und der 40 Meter langen Wasserrutsche, das im Sommer Badegäste aus dem gesamten Westen der Stadt anzieht.
Die meisten Borner identifizieren sich mit ihrem Stadtteil und gehen gern in der nahegelegenen Osdorfer Feldmark und dem Bornpark spazieren. Oder sie segeln oder angeln auf dem idyllischen Schack-See, junge Leute und Kinder nutzen die Spiel-, Bolz- und Basketballplätze im Stadtteil. Die Stadt investierte im Jahr 2015 37 Millionen Euro in einen Neubau der Geschwister-Scholl-Schule, um die Schule als Quartierszentrum zu stärken und neue Lernkonzepte zu ermöglichen.
Hochkamp
Im Süden Osdorfs siedelten sich seit 1880 wohlhabende hanseatische Familien an und ein großbürgerliches Nobelviertel entstand. Geht man hier spazieren, hat man das Gefühl, durch einen einzigen Park zu laufen. Wunderschöne Gründerzeithäuser und repräsentative Prunkvillen liegen inmitten von großzügigen Grundstücken mit riesigen knorrigen Bäumen. Die Straßen sind wenig befahren und die meisten Bürgersteige nicht gepflastert.
Die Hochkamper – einer von ihnen ist der wohl berühmteste deutsche Filmproduzent und Schauspieler Til Schweiger – leben im Grünen. Das haben sie unter anderem der Lex Hochkamp zu verdanken, einer Verordnung, die besagt, dass die Grundstücke nicht weiter aufgeteilt oder nachverdichtet werden dürfen.
Im Südosten entstanden seit den 1960er-Jahren zahlreiche Reihenhäuser in Elbnähe, die auf dem heutigen Immobilienmarkt teuer gehandelt werden. So manche Hochkamper verleugnen lieber ihre Zugehörigkeit zu Osdorf und geben sich als Flottbeker aus.
Ländliche Idylle
In Osdorf kann man wunderbar spazieren gehen. Zum Beispiel durch die weitläufige Feldmark bis zum Bornpark und zum idyllischen Helmut-Schack-See, an dem es die Gelegenheit gibt, zu grillen und Kanus auszuleihen. Auch das Hamburger Pologestüt ist in der Osdorfer Feldmark beheimatet.
Die Naturidylle mit Kühen, Schafen und Pferden wird von den Osdorfern, seien sie nun aus Hochkamp, aus Alt-Osdorf oder dem Osdorfer Born, als wohltuend empfunden. Und auch aus anderen Ecken Hamburgs kommen Naturliebhaber, um bei einem Gang durch die Feldmark Kraft zu tanken.
In Hamburg weit bekannt ist auch der Neue Botanische Garten, der nun Loki-Schmidt-Garten heißt und eine besondere Vielfalt an exotischen Pflanzen und Themengärten zeigt.
Lage und Infrastruktur
Die südliche Grenze Osdorfs liegt an der Bahnlinie Richtung Wedel, im Norden erstreckt sich der Stadtteil bis zum Schack-See nahe Schleswig Holstein. Im Westen reicht der Stadtteil bis zur Osdorfer Feldmark und im Osten gehört das Elbe Einkaufszentrum mit seinen 180 Geschäften gerade noch dazu.
Von den S-Bahn-Stationen Hochkamp und Klein Flottbek erreicht man die Innenstadt in 25 Minuten. Im Norden von Osdorf befördern Busse die Bewohner in einer halben Stunde nach Altona. Bislang ist die Verkehrsanbindung abends aber leider noch ausbaufähig.
In Osdorf leben gut 25.000 Einwohner, davon mehr als die Hälfte im Osdorfer Born. In dieser Großbausiedlung im Norden des Stadtteils beziehen überdurchschnittlich viele Personen staatliche Hilfen. Das vornehme Hochkamp im Süden Osdorfs zählt hingegen schon zu den Elbvororten und gehört zu den teuersten Ecken Hamburgs.
Geschichte des Stadtteils
Das Dorf Oslevesthorpe wurde im 13. Jahrhundert erstmalig erwähnt, als es an das Kloster Harvestehude verkauft wurde. 500 Jahre blieb es in seinem Besitz. 1712 richteten die Dänen dort ein Pesthospital ein und 1870 baute Altona eine Armenanstalt – das bis heute bestehende Altonaer Landpflegeheim. Mit seinen damals 1088 Einwohnern wurde Osdorf 1927 nach Altona eingemeindet. In nur 40 Jahren stieg die Einwohnerzahl Osdorfs um mehr als 200 Prozent auf 23.000 Menschen.