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Harvestehude

Villenviertel zwischen Alster und Isebekkanal

Harvestehude war und ist einer der vornehmsten Stadtteile Hamburgs. Neben den großen Villen und prachtvollen Mehrfamilienhäusern prägen aber auch die Grindelhochhäuser das Bild des Quartiers. Harvestehude ist als Heimat des Norddeutschen Rundfunks zudem bedeutender Medienstandort und besitzt als Austragungsort des größten deutschen Tennisturniers eine große Sporttradition.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

2,0 km²

Einwohnerzahl

17.880 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

8940 Einwohner/km²


Weiß-grünes Zylinderviertel

Weiß und Grün wechseln sich in Harvestehude regelmäßig ab. Das strahlende Weiß an den Fassaden der zahlreichen Altbauten, Herrschaftshäuser und Villen im Historismus und Jugendstil, die das Bild im Stadtteil prägen. Dazu das Grün der Gärten, Parks und Grünanlagen. Aufgrund seiner Lage zwischen Außenalster und Isebekkanal ist Harvestehude seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine bevorzugte Wohngegend in Hamburg mit Mieten deutlich über dem Durchschnitt der Hansestadt. Das brachte dem Stadtteil schon früh den Spitznamen „Zylinderviertel“ ein, in Anlehnung an die feinen Leute, die mit Zylinder durch den Stadtteil flanierten. Als Heimat des Norddeutschen Rundfunks (NDR) ist Harvestehude zudem einer der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands. 

Medienstandort Harvestehude

Seit 1956 befinden sich die Verwaltungszentrale sowie die Hörfunkanstalten des NDR mit Landesfunkhaus an der Rothenbaumchaussee in Harvestehude. Dort werden unter anderem die Programme der Radiosender NDR 2, NDR Info oder vom Jugendsender N-Joy produziert. Zum NDR gehört zudem das Rolf Liebermann Studio an der Oberstraße. Gebaut wurde das Gebäude 1930 als jüdischer Tempel, ehe es nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst vom NWDR und dann vom NDR als Konzertsaal genutzt wurde.

Zur selben Zeit wie die NDR-Zentrale entstanden die Grindelhochhäuser im Westen des Stadtteils. Zwölf Gebäude, errichtet in Nord-Süd-Richtung mit acht bis 15 Geschossen, ragen am Grindelberg in die Höhe – bei der Fertigstellung 1965 die erste Hochhauswohnsiedlung Deutschlands. Neben knapp 3.000 Wohnungen finden sich in den denkmalgeschützten Gebäuden auch Restaurants und Geschäfte. Zudem ist im Haus direkt am Grindelberg das Bezirksamt Eimsbüttel untergebracht. Die Grindelhochhäuser bilden mit ihrer für das damalige Verständnis modernen Bauweise einen starken Gegensatz zur weiteren Architektur im Stadtteil.

Hamburger Hauptkirche und quadratischer Park

In Harvestehude befindet sich eine der fünf Hamburger Hauptkirchen. Die Kirche St. Nikolai am Klosterstern ist die neueste des Quintetts und wurde erst 1962 eingeweiht. Sie gilt als die Nachfolgerin der 1943 ausgebombten Nikolai-Kirche in der Hamburger Altstadt und nimmt an vielen Stellen Bezug zu ihrer Vorgängerin. Auch das beeindruckende, 1939 fertiggestellte Kirchenfenster in der Eingangshalle war ursprünglich für die alte Kirche St. Nikolai vorgesehen.

Direkt gegenüber der Hauptkirche befindet sich der Bolivar Park, benannt nach dem südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar, der als Statue im Park verewigt wurde. Größer als der Bolivarpark ist der Innocentiapark. Die Grünanlage misst knapp drei Hektar und ist im Sommer Anlaufpunkt für viele Harvesterhuder. Die Besonderheit des Innocentiaparks ist die Konzeption nach dem Vorbild der quadratischen Londoner Parks. Beim Innocentiapark ist das sogenannte „Square“ deutlich zu erkennen und fügt sich dadurch besonders gut in die schachbrettartig angelegten Straßen Harvestehudes ein.

Außenalster und Isebekkanal als Stadtteilgrenze

Noch mehr Grünflächen als im Zentrum des Stadtteils gibt es am Ufer der Außenalster – dort zusätzlich mit dem Blick über die Wasserfläche und auf die Alsterschiffe, Segler und Ruderer. In Harvestehude zieht sich der Alsterpark als Alstervorland, eine großen Hundewiese, weiter nach Norden und geht schließlich in den Eichenpark an der Krugkoppelbrücke, dem nördlichen Ende der Außenalster, über. Der Alstersee ist zudem die östliche Grenze Harvestehudes.

Im Norden und im Westen übernimmt diesen Job der Isebekkanal, der mit dem Kaiser-Friedrich-Ufer in der Nähe der U-Bahnstation Hoheluftbrücke einen schönen Grünstreifen zum Schlendern oder Joggen am Wasser bietet. Entlang des Isebekkanals findet zudem zweimal in der Woche der beliebte Isemarkt statt, der sich unter dem Hochbahn-Viadukt an der Isestraße bis zur U-Bahnstation Eppendorfer Baum zieht. Der Markt findet seit 1949 an dieser besonderen Stelle statt.

Tennis- und Hockeytradition

Der Sport spielt eine große Rolle in Harvestehude. Prägnanteste Sportstätte im Stadtteil ist das Tennisstadion Am Rothenbaum. In dem 13.200 Zuschauer fassenden Stadion finden die German Open statt – das größte deutsche Tennisturnier, an dem einige der besten Spieler der Welt teilnehmen. Auf dem Gelände des Tennisstadions ist auch der Sitz des Deutschen Tennisbundes.

Direkt neben der Arena befinden sich die Hockeyplätze des Clubs an der Alster. Der traditionsreiche Verein ist deutschlandweit bekannt und sowohl die Männer, als auch die Frauen haben bereits diverse deutsche und internationale Meisterschaften gesammelt. Eine erfolgreiche Adresse im Hockeysport ist übrigens auch der Harvestehuder THC. Dieser hat sein Gelände aber bereits seit 1919 im benachbarten Winterhude.

Theater im Zimmer und auf dem Schiff

Harvestehude war lange ein beachteter Theaterspielort. Diese Tradition hält heute das speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichtete Theater Zeppelin aufrecht. Das schwimmende Theater mit der Bühne im Bauch des Hoheluftschiffs am Isebekkanal, ist mit der integrierten Theaterschule gleichzeitig Ausbildungsstätte für junge Talente. 

Zu einer solchen wurde zwischenzeitlich auch das traditionsreiche Theater im Zimmer. Helmuth Gmelin eröffnete die Sprechbühne 1948 in seiner Dachgeschosswohnung, zog aus Platzgründen aber bald in die Villa an der Alsterchaussee 30. Dort spielten unter anderem bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen wie Marie Bäumer, Hans Peter Korff oder Michael Lott. 1999 stellte das Theater jedoch den Spielbetrieb ein, der Name prangte aber weiterhin über dem Eingang der denkmalgeschützten Villa. Gänzlich hat das Haus seine glorreiche Vergangenheit auch nie hinter sich gelassen – zwischen 2009 und 2015 wurde die Villa von der Hochschule für Musik und Theater genutzt, heute finden dort wieder Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Kunstvorträge und Lesungen statt.

Eine ebenso lange Geschichte hat auch das Holi Kino in der Schlankreye. Das ehemalige Premierenkino hat sich den Charme von früher bewahrt und bietet als Programmkino eine passende Filmauswahl. Bei einem Besuch fällt der schön gestaltete Eingangsbereich mit dem Springbrunnen in der Mitte auf. In Saal 1 ist zudem der mit Pailletten besetzte Vorhang erhalten geblieben, der sogar unter Denkmalschutz steht.

Ein Kloster und die vornehme Gesellschaft

Der Stadtteil hat seinen Anfang im ehemaligen Kloster Harvestehude. Ursprünglich war das Kloster als Herwardshude bekannt, was so viel bedeutet wie Stapelplatz an einer Fährstelle – der „Hude“– von einem Mann Namens Herward. Von 1293 bis 1530 war das Kloster in der Nähe des heutigen Eichenparkes zu finden, ehe es abgebrochen wurde und in städtische Verwaltung überging. 1860 verkaufte die Stadt das Gut Harvestehude an das „Consortium Hamburger Bürger“, das die schöne Lage als Bauplatz für Villen und bessere Etagenhäuser nutzte. So wurde Harvestehude zu einem der vornehmsten Stadtteile Hamburgs. 

In dieser Zeit entstand auch das bis heute erhaltene, nach englischem Vorbild gezogene Straßenbild im Stadtteil. Nach dem Großen Brand von 1848 war man darauf bedacht, den Innenstadtbereich neu zu ordnen und besser zugänglich zu machen. Die regelmäßigen, schachbrettartigen Straßenzüge sind besonders in Harvestehude noch gut zu erkennen.

Zusammen mit dem Grindelviertel, das zum größten Teil im Stadtteil Rothenbaum liegt, war Harvestehude lange auch Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg. Vieles im Stadtteil erinnert noch heute daran. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet um Grindelberg, Oberstraße, Brahmsallee und Hallerstraße dann stark zerstört. Auf den Trümmern begann nach Kriegsende schließlich der Bau der Grindelhochhäuser.

Diese sollten ursprünglich als Hauptquartier der britischen Truppen dienen, weshalb der Bau unter dem Namen "Project hamburg" lange geheim gehalten wurde. Als die britische Zentrale schließlich doch in Frankfurt am Main einzog, stoppte der Bau der Hochhäuser zunächst, bis der damalige Hamburger Bürgermeister Max Brauer entschied, dass die Gebäude wie geplant hochgezogen werden sollten, um neuen Wohnraum zu schaffen. Dieser war anfangs beliebt, verfiel in den 1980er- und 90er-Jahren jedoch mehr und mehr. Erst Mitte der 1990er-Jahre begann eine über zehn Jahre andauernde Sanierung der Häuser.

*Quelle: Stadtteilprofile Hamburg, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)