Wohnviertel zum Wohlfühlen
Mit Einfamilien- und Reihenhäusern aus den 1960er- und 1970er-Jahren präsentiert sich Niendorf als bürgerliche Wohngegend. Im Norden des Quartiers dominieren Geschosshäuser. Gepflegte Gärten und viele Rasenflächen machen Niendorf zu einem grünen Stadtteil. Vier Stationen der U2 und die Metrobuslinie 5 sorgen für eine ausgezeichnete Anbindung ans Zentrum. Das 12,7 Quadratkilometer große Niendorf zählt zu den begehrten Hamburger Wohnlagen, trotz des manchmal nervenden Fluglärms.
Entschleunigen in Niendorf
Niendorf ist das ideale Biotop für Menschen, die die nahe Großstadt mit Jobs und Ausgehmöglichkeiten schätzen, doch gerne kuschelig und familiär im Grünen leben. In Niendorf wohnen überdurchschnittlich viele Familien und Senioren, die medizinische Versorgung ist ausgezeichnet und Seniorenwohnheime, Kitas, Schulen und ein tolles Schwimmbad bieten ihnen beste Bedingungen. Gute Nachbarschaft und ein aktives Vereinsleben sind den Niendorfern wichtig. Freunde lädt man nach Hause ein, denn Kneipen und Lokale schließen früh. Wer ein aufregendes Nachtleben sucht, wird in Niendorf wahrscheinlich nicht glücklich.
Tibarg
Der Niendorfer Markt mit seinen Einzelhandelsgeschäften und das Tibarg Center wirken beschaulich. Für einen gemütlichen Plausch oder zum Essen gehen gibt es Cafés und Restaurants und zweimal pro Woche findet der beliebte Wochenmarkt statt. Der Platz ist zudem geschichtsträchtig: Die Tibarg-Doppeleiche mit der Aufschrift „Up ewig ungedeelt“ erinnert an die vergebliche Revolte der Norddeutschen gegen die Dänen.
Alte Niendorfer Kirche und Friedhof
Die 1770 errichtete Kirche am Markt überstand als eines der wenigen Niendorfer Bauwerke den Krieg. Die schöne Kirche zählt nach dem Michel als das bedeutendste Barockbauwerk Hamburgs. Ungewöhnlich ist der achteckige Grundriss der Kirche, in deren Innenraum sich ein Marmoraltar und ein schwebender Taufengel befinden. An die Kirche schließt sich der Alte Friedhof an. Mit seinen verwitterten Grabsteinen, dem Heymann-Mausoleum und zarten Statuen auf Familiengruften lohnt er einen Besuch. Adolph Godeffroy, John von Berenberg-Gossler und die Schauspielerin Evelyn Hamann haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Villen im Niendorfer Gehege
Mitten im Niendorfer Gehege fallen einige schöne Landhäuser auf. 1903 ließ sich dort der Direktor der Hamburg-Amerika-Linie, Theodor Merck, in einem eleganten Landhaus nieder. Heute ist die Villa aufwendig restauriert, aber fürs Publikum nicht sichtbar. Ein hoher Zaun schirmt das Haus ab, das bis 2016 der Familie von Til Schweigers gehörte. Mittlerweile ist die Villa an den Otto-Versand-Erben Frank Otto verkauft. Ganz in der Nähe errichtete die Bankiersfamilie Berenberg-Gossler um 1910 ein Jagdhaus. Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz genauso wie die Mutzenbecher Villa, die vom Gründer der Hamburg Mannheimer Versicherung errichtet wurde. Sie ist leider bedroht durch die Abrissbirne.
Mahnmal für Widerstandskämpfer
Ein Abstecher zum Mahnmal „Tisch mit 12 Stühlen“ in den Kurt-Schill-Weg lohnt sich. Der Künstler Thomas Schütte platzierte zwölf Stühle mit elf Namen von Naziopfern um einen ovalen Tisch. Der zwölfte namenlose Stuhl ist eine Aufforderung an Besucher, der Toten zu gedenken.
An der Kollau und im Niendorfer Gehege
Auf dem Kollau-Wanderweg, der sich für eine ausgiebige Tour zu Fuß oder auf dem Rad anbietet, kann man Natur pur tanken. Man läuft ab der Vielohstraße den schmalen Bach entlang, der sich etwa 10 Kilometer durch den Stadtteil schlängelt und entspannt beim Anblick von Pferdekoppeln und der grünen, weiten Feldmark. Manchmal kreist ein Bussard am Himmel, eine Lerche singt oder ein Fuchs zeigt sich gegen Abend im Unterholz.
Schließlich gelangt man zum beliebten Ausflugsziel Niendorfer Gehege, einem alten Buchenmischwald mit vielen Eichen. Eltern und Kinder tummeln sich auf dem großen Waldspielplatz, Jogger rennen über weiche Waldwege und andere Besucher steuern das Wildgehege an, um die stattlichen Damhirsche und das Rotwild zu bewundern.
Waldcafe Corell
Was wäre ein Ausflug ins Niendorfer Gehege ohne eine Einkehr im Waldcafé Corell? Das gemütliche Blockhaus mit Grasdach und sechseckigem Gastraum steht dort seit 1981 und wird heute in zweiter Generation bewirtschaftet. Auf zünftigen Holztischen kann man auf der Terrasse ein Picknick veranstalten. Kinder lieben besonders den Ponyhof am Waldcafé.
Vom Bauerndorf zur Vorstadt
1343 zum ersten Mal schriftlich erwähnt, gehörte Niendorf abwechselnd zu Dänemark und Preußen oder galt als unabhängiges Kirchspiel. Seit dem Mittelalter bauten Torfstecher im Ohmoor den begehrten Rohstoff ab.
Ab 1750 entwickelte sich das hübsche Bauerndorf Niendorf zu einem beliebten Ausflugsort der Hamburger. Die ärmeren Ausflugsgäste kamen den weiten Weg aus Altona oder Eimsbüttel zu Fuß, die Betuchteren reisten mit der Kutsche an. Manchmal kam es durch zahlreiche Kutschen sogar zu einem Verkehrsstau. Die Sommerfrischler genossen die ländliche Idylle und kehrten in den Gasthäusern ein, um bei Rührei und Schinken für 1,40 Mark Kraft für den langen Rückweg zu tanken.
Ab 1900 siedelten sich hanseatische Kaufleute in eleganten Landhäusern an und 1937 wurde Niendorf von Hamburg eingemeindet. Als Anfang der 1930er-Jahre die Moore entwässert wurden, begann der Wohnungsbau in großem Maßstab. In den Bombennächten von 1943 brannte das wunderschöne Bauerndorf mit Dutzenden reetgedeckten Höfen komplett ab.
Bekannte Niendorfer
In den 1960er-Jahren bezog Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki eine „bescheidene und sehr enge Wohnung“ im Ubierweg. Rockröhre Suzi Quatro ist in Niendorf seit Jahren glücklich verheiratet. Und Niels Grötsch und Kristoffer Hünecke, die beiden Gitarristen von Revolverheld, sind waschechte Niendorfer. Niendorf inspiriert eben! So verewigte Niels Frevert das Niendorfer Gehege im gleichnamigen Song und Ildiko von Kürthy setzte Niendorf mit dem Buch Herzsprung ein Denkmal.
*Quelle: Stadtteilprofile Hamburg, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)