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Billbrook

Zentrumsnah und industriell geprägt

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Billbrook ist einer der größten Industriestandorte Hamburgs, an dem sich viele namhafte Unternehmen angesiedelt haben. Am östlichen Rand des Hamburger Bezirks Mitte liegt der Stadtteil zwischen urban geprägten Räumen und Naturschutzgebieten im Umland.

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Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

6,1 km²

Einwohnerzahl

1869 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

306 Einwohner/km²


Zweitgrößter Industriestandort Hamburgs

Eingerahmt von Bille und Norderelbe liegt im Hamburger Osten einer der größten und wichtigsten Industriestandorte der Hansestadt. Zusammen mit dem Nachbarstadtteil Rothenburgsort ist Billbrook mit 770 Hektar hinter dem Hafen die zweitgrößte zusammenhängende Industriefläche in Hamburg. Die Betriebe in Billbrook orientieren sich dabei überwiegend am Kraftwerk Tiefstack, so dass sich im Umkreis des Müllheizkraftwerkes viele mittelständische Entsorgungs- und Recyclingbetriebe angesiedelt haben. Dazwischen findet sich zudem Platz für eine wichtige brandschutztechnische Einrichtung: die Feuerwehrakademie der Stadt Hamburg.

Die großen Freiflächen in Billbrook haben auch flächenintensive Betriebe angezogen. Speditionen und viele namhafte Unternehmen wie der Otto Versand, der Kaffeeröster J.J. Darboven, ThyssenKrupp oder der Limonadenhersteller Fritz Kola nutzen zudem die idealen Standortbedingungen zwischen Wasserwegen und direkter Autobahn- und Gleisanbindung für Produktion und Lagerei. Doch das Bild des Stadtteils bietet nicht nur große Hallen. Neben den modernen Betrieben zeigt sich immer wieder die Historie des Stadtteils in Form alter Industriearchitektur, die Tradition und Moderne Billbrooks verbindet. 

Industrie von morgen

Um den Standort Billbrook weiter zu stärken spielt der Stadtteil im Entwicklungskonzept „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ des Senats eine wichtige Rolle. Billbrook soll demnach als Industriemagnet ausgebaut und aufgewertet werden. Am Tiefstackkanal entsteht dabei ein kleines Zentrum für die Kreativ- und Produktivwirtschaft. An den Kanalköpfen soll Industriearchitektur gebaut werden, die das Bild des Stadtteils prägt, zudem werden die Hauptverkehrsadern zu sogenannten Industrieboulevards aufgewertet. Ebenfalls geplant ist, die industriellen Kulturdenkmäler des Stadtteils stärker zu nutzen, um diese mehr in den Fokus zu rücken und die Tradition Billbrooks zu erhalten.

Funktionale Straßenplanung

Bevor Billbrook zum industriellen Zentrum wurde, war der Stadtteil ein dicht besiedeltes Arbeiterviertel. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet jedoch großflächig zerstört, so dass der Stadtteil beim Wiederaufbau funktional für eine wirtschaftliche Nutzung geplant wurde. Entsprechend verlaufen die Straßen im Stadtteil schnurgerade und sind für hamburgische Verhältnisse sehr breit angelegt.

Obwohl die Industrie Billbrook derartig dominiert, finden sich im Norden und Nordosten längs des Billeufers sowie im Süden des Stadtteils kleinere Wohngebiete. Der Weg ins Grüne ist für die Bewohner nicht weit, denn östlich Billbrooks beginnt das natürlich geprägte Umland mit Agrarflächen und dem Naturschutzgebiet Boberger Niederung, wo man im Heideland und in Hamburgs letzter Wanderdüne spazieren gehen kann.

Nachdem die Einwohnerzahl Billbrooks in den vergangenen Jahrzehnten stetig zurückgegangen ist und im Jahr 2009 mit 1.100 Einwohnern ihren Tiefstand erreichte, sind die Zahlen seitdem wieder leicht angestiegen. Heute wohnen rund 1.400 Menschen in Billbrook. Ebenso viele Flüchtlinge sind im immer multikultureller werdenden Stadtteil in Wohneinheiten am Billstieg sowie in der Berzeliusstraße untergebracht. In der Anlage engagieren sich viele gemeinnützige Vereine wie das Wohnschiffprojekt Altona, das Deutsche Rote Kreuz oder der Verein SpielTiger, die Sprachkurse, Kinderbetreuung und Spiele-Aktionen anbieten.

Borcherts Bill Brook sucht Billbrook

Der Name des Stadtteils war auch Titel eines Hörspiels des Hamburger Dichters Wolfgang Borchert. Das Stück heißt „Bill Brook sucht Billbrook“ und handelt vom kanadischen Soldaten Bill Brook, der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Hamburg kommt und dort ein Ortsschild mit seinem Namen drauf entdeckt: Billbrook. Der Soldat macht sich auf, den Ort zu suchen und streift dabei durch zerstörte Straßenzüge und Trümmerlandschaften, bis er auf eine Gruppe Menschen trifft. Er fragt sie nach dem Weg nach Billbrook und erfährt, dass er die ganze Zeit durch den Stadtteil gegangen ist und dieser nicht mehr existiert.

Von der Marsch zum industriellen Zentrum

Ursprünglich war Billbrook sumpfiges Marschgebiet. Daher leitet sich auch der Name des Stadtteiles als Brook (Sumpfgebiet) an der Bille ab. Das Gebiet gehört seit 1395 als Teil des Dorfes Billwärder zum Hamburger Landgebiet. Seit dieser Zeit wurden auch die Marschflächen eingedeicht, um das Areal nutzbar zu machen. Mondän wurde es im 17. Jahrhundert, als viele wohlhabende Hamburger Landhäuser auf dem Billbrook erbauten.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet aufgeschüttet und es siedelte sich immer mehr Industrie an, die die Landwirtschaft und das Landleben nach und nach verdrängte. Billbrook wurde schließlich 1912 von Billwerder abgetrennt und wird seitdem als eigener Stadtteil geführt. Durch das Großkraftwerk Tiefstack, das von 1914 bis 1917 während des Ersten Weltkrieges gebaut wurde, wurde Billbrook zum wichtigsten Energiestandort Hamburgs. Das Kraftwerk war mit einer Leistung von 100.000 Kilowatt zur damaligen Zeit die größte Kraftwerksanlage der Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW). Das Kraftwerk wurde 1993 durch das heutige Müllheizkraftwerk ersetzt.

Billbrook wurde bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg großflächig zerstört. Nach dem Wiederaufbau blieb das Gebiet als einer der größten Industriestandorte Hamburgs erhalten. Die Zeit der 1990er-Jahre und der Jahrtausendwende kratzten schließlich stark am Image Billbrooks. Der Stadtteil geriet bundesweit durch die „Berze“, ein Wohnblock an der Berzeliusstraße, in die Schlagzeilen. Weitestgehend isoliert lebten dort Flüchtlinge und Obdachlose in Plattenbauten unter schlechtesten Bedingungen bis der Häuserblock schließlich als unbewohnbar abgerissen und ein trauriges Kapitel Stadtgeschichte abgeschlossen wurde.  

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)