Hamburg.de Startseite Leben in Hamburg Bezirke und Stadtteile Stadtteile Bezirk...
Billstedt

Ein Stadtteil im Wandel

Einfamilienhäuser und gepflegte Wohnsiedlungen, viele Bäume, der Öjendorfer See und die Bille, eine tolle Anbindung an die Innenstadt – das ist Billstedt.

  • Sie lesen den Originaltext
Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

16,8 km²

Einwohnerzahl

72.623 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

4323 Einwohner/km²


Ruhig wohnen in der Vorstadt

Billstedt hat nur ein Problem – das ist sein schlechtes Image! Dabei hat der 16,8 Kilometer große Stadtteil im Osten Hamburgs vieles zu bieten. Wer Ruhe und Natur schätzt und von einem eigenen Häuschen träumt, der sollte in Billstedt Ausschau halten. 53 Prozent der Wohngebäude in Billstedt sind Einzelhäuser, das sind mehr als in Blankenese.

Die Mieten steigen zwar auch hier, liegen aber noch unter dem Durchschnitt. Billstedt ist jung. Erst 1927 wurden die Dörfer Öjendorf, Schiffbek und Kirchsteinbek zur Gemeinde Billstedt zusammengefasst. Seit 1938 gehört der Stadtteil zu Hamburg. Heute leben hier knapp 70.000 Einwohner.

Wohnstadt Billstedt

Menschen, die ihre Abende am liebsten in schicken Bars verbringen oder gern mal kurz zum Shoppen vor die Tür gehen, könnten sich in Billstedt langweilen. Denn Billstedt ist eine typische Wohnstadt.

Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sind selbstverständlich vorhanden, zum Beispiel im Billstedt Center und einigen anderen Einkaufszentren.

Ebenso gibt es eine überschaubare Auswahl an Lokalen und netten Cafés wie das Dubrovnik, das Café Adam und Sophie am Öjendorfer Friedhof oder das Café Winter in der Möllner Landstraße. Eine Kneipenvielfalt sucht man in Billstedt jedoch vergebens.

Top-Anbindung 

Doch das stört die Billstedter kaum, denn die Anbindung an die Innenstadt ist hervorragend. Sie nehmen an einer der vier Billstedter U-Bahnstationen die U2 oder U4 und erreichen nach zwölf Minuten den Hauptbahnhof. Autofreunde nutzen die naheliegende A1 oder A24.

Kultur und Vereine 

Zum Kulturtanken gehen Billstedter generationenübergreifend am liebsten in den Kultur Palast Hamburg. Von Comedy, Kindertheater bis hin zu klassischer Musik gibt’s in diesem Stadtteilzentrum Kultur für jeden Geschmack. An der bekannten Hip Hop Akademie üben sich Jugendliche im Breakdance und Gesang, hier wurden schon Stars geboren! Kinder aus allen Schichten lernen im Kulturpalast Cello, Klarinette oder Gitarre.

Kleinstadt-Flair 

Im Ortsteil Schiffbek sind die Straßen meist schmal, die Bürgersteige nur teilweise gepflastert und oft von Bäumen gesäumt. Einfamilienhäuser aus den 1950er-Jahren mit ordentlichen Vorgärten reihen sich aneinander und verbreiten Kleinstadt-Flair. Gepflegte Reihenhaussiedlungen sowie ein Straßenzug im Bauhaus-Stil der 1920er-Jahre sorgen für ein abwechslungsreiches Straßenbild.

Kirchsteinbeker Kirche und Steinbeker Mühle

Im Ortsteil Kirchsteinbek fällt die neugotische Kirche in den Blick. Sie steht auf einem Hügel und ist über Hamburgs Osten hinaus als Hochzeitskirche bekannt. An der Glinder Au mahlt seit dem Mittelalter die Steinbeker Mühle. Seit fast 300 Jahren gehört sie der Familie Neubauer und verarbeitet jetzt Kakaoschalen und Glimmer statt Getreide.

Wohnen in Mümmelmannsberg

Als in den 1970er-Jahren Mümmelmannsberg aus dem Boden gestampft wurde, kam es durch eine unbedarfte Stadtentwicklung leider zu einer Ghettoisierung. Rund 23.000 Billstedter leben in der Siedlung Mümmelmannsberg nahe Schleswig-Holstein, die geprägt ist durch Hochhäuser, Wohnkomplexe und viele hohe Bäume.

Die Hausfassaden sind meist abwechslungsreich gestaltet, vereinzelte Großbauten wirken klotzig und überdimensioniert. Die Mieter leben in gut geschnittenen Wohnungen und längst haben auch Normalsituierte in Mümmelmannsberg ihre Heimat gefunden.

Kunst- und Kulturtage

Nach wie vor leben in Mümmelmannsberg allerdings mehr Menschen ohne Arbeit als anderswo. Mit Bildungsprogrammen und über die engagierte Schule wird gegengesteuert. Seit den 1980er-Jahren finden fast jedes Jahr die sogenannten Kunst- und Kultur-Tage statt. 2015 haben vier junge Tänzer etwas ganz Besonderes gewagt. Für den Wolkenkratzertanz haben sie sich von einer Hochhauswand abgeseilt und die Mümmelmannsberger von 35 Meter Höhe aus mit einer spektakulären Choreografie beeindruckt.

Natur in Billstedt

Billstedt ist wasserreich, vier Gewässer winden sich durch den Stadtteil. Die namensgebende Bille fließt unauffällig südlich der Bergedorfer Straße entlang. Eine Billstedter Bürgerinitiative wünscht sich deshalb eine Überdeckelung der Bergedorfer Straße und möchte so die Bille wieder in den Stadtteil integrieren. Entlang der Glinder Au und des Schleemer und Jenfelder Baches erstrecken sich Billstedts Grünstreifen, an denen es sich wunderbar spazieren gehen lässt.

Öjendorfer See

Naturfreunde zieht es besonders in den Öjendorfer Park. Dieser drittgrößte Park Hamburgs liegt am Öjendorfer See und ist ein beliebtes Ziel für Jogger, Tischtennis- und Schachspieler. Im Sommer liegen Sonnenanbeter am baumbestandenen Seeufer. Zwei Badestellen laden zum Schwimmen ein. Im Vogelschutzgebiet am See überwintern Rohrdommeln, im See selber fühlen sich Barsche, Quappen, Schleie und Hechte und seltene Fische wohl.

Ein Stadtteil wandelt sich

Dank einer besonnenen Stadtpolitik und dank des Engagements vieler Bürger hat sich der Stadtteil gewandelt. Die Kriminalität hat in Billstedt deutlich abgenommen und liegt jetzt unter dem Hamburger Durchschnitt. Billstedt zählt zu den eher einkommensschwachen Hamburger Stadtteilen, weshalb die Mieten noch niedriger sind als anderswo.

Eine von der Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg initiierte Zukunftskonferenz beschloss 2008 folgendes Leitbild: „2020 gehören Billstedt und Horn zu Hamburgs familienfreundlichsten Stadtteilen. Dafür setzt sich Hamburgs Osten in Bewegung – mit zeitgemäßen Wohnquartieren und Ortszentren sowie mit vorbildlichen Bildungs- und Freizeitangeboten.“

Billstedter Geschichte

Oberhalb des Schleemer Bachs stand ab dem 12. Jahrhundert die Schiffbeker Burg, die zwischen Dänen und Hamburgern heiß umkämpft war. Bis heute wird diese baumbewachsene, alte Wallanlage als Spökelburg bezeichnet – ein Ort, an dem es spukt.

In Webereien und Holzverarbeitungsbetrieben entstanden Ende des 19. Jahrhunderts neue Arbeitsplätze und die Einwohnerzahl stieg enorm. 1923 stürmten kommunistische Arbeiter die Schiffbeker Polizeiwache und bewaffneten sich. Dann riefen sie in Schiffbek für zwei Tage die sozialistische Räte-Republik aus.

Wer mehr wissen will über die Billstedter Geschichte, stattet Billstedt einfach einen Besuch ab und informiert sich auf dem historischen Rundweg der Billstedter Geschichtswerkstatt. Gleichzeitig lernt man dabei einen lebenswerten und grünen Stadtteil kennen.  

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)