Lage und Stadtbild
Nur eine S-Bahn-Station vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt, liegt Borgfelde zwischen St. Georg im Westen und Hamm im Osten. Der Mittelkanal im Süden trennt Borgfelde von Hammerbrook, nördlich grenzt es an Hohenfelde. Der Stadtteil profitiert stark von seiner zentralen Lage, denn durch das Berliner Tor ist Borgfelde gut an die Innenstadt angebunden und das quirlige St. Georg ist nur einen Katzensprung entfernt. Die Immobilienpreise sind deshalb in den vergangenen Jahren auch in Borgfelde weiter angestiegen. Die Borgfelder Straße teilt den Stadtteil zudem in das auf dem Geesthang gelegene „Oben Borgfelde“ und das tieferliegende „Unten Borgfelde“. Letzteres ist eher Gewerbegebiet mit einigen Handwerksbetrieben.
Im höher gelegenen Oben Borgfelde dominiert hingegen die Wohnnutzung, die Architektur ist dabei größtenteils schlicht, geprägt von Zeilenhäusern aus Rotklinker. Nach der fast vollständigen Zerstörung während des Krieges, wurden die meisten Häuser in den 50er- und frühen 60er-Jahren neu errichtet. Nur wenige Villen aus der Vorkriegszeit sind erhalten.
Zwar ist Borgfelde durch seine zentrale Lage verkehrstechnisch gut an die Innenstadt angebunden, eine Einkaufsstraße, wie es die Klaus-Groth-Straße früher einmal war, fehlt heute jedoch weitestgehend. Für den Einkauf muss man daher in die umliegenden Viertel ausweichen. Besonders beliebt im Quartier ist daher die Bio-Backstube Rettungsbrot, die wohl kleinste Bio-Bäckerei Hamburgs, die sich unmittelbar in Borgfelde befindet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist der 1940 erbaute Rundbunker Berliner Tor. Der dreigeschossige, runde Bunker bot während der Bombardierung des Viertels im Jahr 1943 rund 800 Menschen Zuflucht. Er war mit Holzbänken, Feldbetten, Waschräumen und einer kleinen Küche ausgestattet. Wegen der beengten Zustände musste damals im Schichtsystem geschlafen werden. Der Verein unter hamburg e.V. bietet heute Führungen im Bunker an – dort kann Geschichte für jeden anschaulich und greifbar erlebt werden.
Mittlerweile eine feste Institution des Kulturangebots im Stadtteil ist das Hamburger Sprechwerk: Das seit 2004 bestehende Theater ist eine der sechs Off-Theaterbühnen in Hamburg. Off, das bedeutet off-Mainstream. Auf diesen Bühnen bekommt das zumeist junge Publikum innovative Kunsterlebnisse mit wenig Budget, dafür aber viel Kreativität geboten. Das Sprechwerk gehört zu den größten und schönsten Off-Theater-Spielräumen Hamburgs und präsentiert ein vielfältiges Repertoire von Komödien über klassische Dramen bis hin zu Kindertheaterstücken und Konzerten.
Ein weiteres Theaterprojekt, das Theater Klabauter, befindet sich im ehemaligen Gemeindehaus der Erlöserkirche. Menschen mit Behinderungen haben dort die Möglichkeit, als professionelle Schauspieler zu arbeiten. Eigene Interpretationen von Werken wie Shakespeares „Sommernachtstraum“ sowie selbst entwickelte Stücke stehen auf dem Spielplan. Das Theater bietet Platz für etwa 70 Besucher.
Kirchen, Interkulturalität und Wohltätigkeit
Woran es in Borgfelde sicher nicht mangelt sind Gotteshäuser. Ein Wahrzeichen des Viertels ist die Erlöserkirche in der Jungestraße 7. Diese einst neoromanische Backsteinkirche fiel 1943 Bombenangriffen zum Opfer. Der 1952 errichtete Wiederaufbau ist äußerlich eher schlicht, präsentiert sich im Innenraum jedoch heller und freundlicher als vermutet.
Gleich nebenan befindet sich das Afrikanische Zentrum Borgfelde. Jeden Sonntag wird dort Interkulturalität gelebt, wenn deutsche und afrikanische Christen in der Erlöserkirche unter dem Motto „Different colours. One people“ gemeinsam den Gottesdienst feiern. An jedem zweiten Sonntag im Monat findet zudem der Internationale Gospel-Gottesdienst statt. Der deutschlandweit bekannte Chor Hamburg Gospel Ambassadors bringt dabei afrikanische Lebensfreude und Spiritualität in den hohen Norden. Neben der evangelisch-lutherisch ausgerichteten Erlöserkirche gibt es in Borgfelde auch die älteste Gemeinde der Neuapostolischen Kirche, die seit über 150 Jahren besteht sowie eine Kapelle der römisch-katholische Kirche in der Sankt-Ansgar-Schule.
Schon früh siedelten sich in Borgfelde außerdem Frauenhäuser und Stiftungen an. Im Jahr 1875 wurde von Ida Schmidt zum Andenken an ihre frühverstorbene Tochter Alida ein "Wohnhaus für hilfsbedürftige, unbescholtene Witwen und Jungfrauen christlicher Konfession", wie es damals hieß, eingerichtet. Heute befindet sich in dem Anwesen eine Wohn- und Pflegeeinrichtung. Wie das Hiobs-Hospital, das Ende des 19. Jahrhunderts von den Architekten Manfred Semper und Carl Friedrich Phillipp Krutisch erbaut wurde und dessen roter Backsteinbau an Schlösser der deutschen Renaissance erinnert, steht auch das Alida-Schmidt-Stift mittlerweile unter Denkmalschutz.
Vom Weideland zum Wohnviertel
Nachdem das heutige Gebiet Borgfeldes den Hamburgern 1256 von den Schauenburger Grafen überlassen worden war, wurde es jahrhundertelang überwiegend als Viehweide genutzt. Erst nach den Befreiungskriegen 1815 begann eine langsame Urbanisierung. Reiche Bürger besiedelten Oben Borgfelde, es entstanden mehrere Villen und Landhäuser mit herrschaftlichen Gärten und der Stadtteil gehörte bald zu den beliebtesten Gegenden für Sommersitze.
Mitte des 19. Jahrhunderts zählte Oben Borgfelde bereits 116 Häuser und die landwirtschaftliche Nutzung verlor enorm an Bedeutung. War Oben Borgfelde eher bürgerlich strukturiert, so lebten im südlichen Unten Borgfelde vor allem Arbeiterfamilien. 1894 wurde der kleine Vorort Borgfelde schließlich ein Stadtteil Hamburgs.
Im Juli 1943 wurde Borgfelde zu großen Teilen zerstört. Die Einwohnerzahl reduzierte sich durch die verheerenden Bombenanschläge im Zweiten Weltkrieg erheblich. Flächendeckend entstand während des Wiederaufbaus der typische Nachkriegs-Rotklinkerstil.
Über die Herkunft des Namens Borgfelde kursieren verschiedene Annahmen. Als gesichert gilt, dass Borgfelde ursprünglich mal ein Feld war. Dieses Feld diente den Bürgern (plattdeutsch "Borger" oder "Börger") in früheren Zeiten als Weideland für das in der Stadt untergebrachte Vieh. Auf die ursprünglich landwirtschaftliche Nutzung weist ebenso der Straßenname Bürgerweide hin.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)