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Hamm

Hamm lebt auf

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Vom Krieg zerstört, aus Ruinen multikulturell und vital auferstanden: So präsentiert sich das zentrumsnahe Hamm, das bis 2011 noch aus den drei einzelnen Stadtteilen Hamm-Nord, -Mitte und -Süd bestand.

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Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

3,8 km²

Einwohnerzahl

38.868 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

10.228 Einwohner/km²


Gefragtes Wohnquartier

Hammer Park, Hammer Kirche, Hammer Landstraße, Hammer Damm – ganz so „hammer“ wie es klingen mag, war der Stadtteil jedoch nicht immer. Einst lebten in Hamm rund 90.000 Menschen, bis der Stadtteil im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Beim Wiederaufbau wurde dann eher funktional gedacht und aufgrund der sehr pragmatischen Nachkriegsarchitektur und seiner stark befahrenen Verkehrsachsen büßte Hamm viele Jahrzehnte seine Attraktivität als Wohnviertel ein. Fast jeder Hamburger kennt den Schmäh-Spruch: „Hamm und Horn erschuf Gott im Zorn.“ Inzwischen ist der zentrumsnahe, sehr vitale und multikulturelle Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte bei vielen jüngeren Hamburgern aber wieder sehr beliebt. Eine Marktstudie aus dem Jahre 2014 weist Hamm sogar als eines der meist gefragten Wohnquartiere der Hansestadt aus.

Belebte Einkaufsmeile

Als urbanes Zentrum haben die aufgeschlossenen, trendbewussten Stadtteilbewohner den Hammer Steindamm für sich entdeckt. Die belebte Straße dient nicht nur als Einkaufsmeile mit vielen Geschäften für den täglichen Bedarf, sondern bedient auch kulturelle und gastronomische Ansprüche. In ganz Hamburg bekannt ist etwa die alteingesessene Buchhandlung Seitenweise oder das mit nur 18 Plätzen winzige, aber innovative Feinschmeckerlokal Genno`s. Von außen weniger attraktiv, dafür drinnen umso leckerer ist das Restaurant Der Chinese am Fleet im Borstelmannsweg. Der kleine Laden ist ein absoluter Geheimtipp für ein waschechtes chinesisches Essen in Hamburg.

Grüner Park, lange Rutsche

Neben aller Urbanität hat Hamm aber auch eine der größten Grünanlagen der Stadt zu bieten: den Hammer Park, zudem eine der ältesten Parkanlagen Hamburgs. 1773 erwarb der Kaufmann Jacques de Chapeaurouge weite Teile des Hammer Waldes und ließ den Park um sein Anwesen anlegen. Heute wissen die Bewohner Hamms die grüne Lunge zu schätzen, in der der Sportplatz des SV St. Georg integriert ist sowie ein Kinderspielplatz, ein Planschbecken, ein Minigolfplatz sowie mehrere Kräutergärten, in denen man seinen grünen Daumen aufleben lassen kann. Platz zum Relaxen gibt es auch im Aschbergbad. Das Freibad im süd-östlichsten Zipfel Hamms kann sich damit rühmen, mit 111 Metern die längste Außenwasserrutsche der Stadt zu besitzen.

„Hamm' wir alles“

Die Gemeinschaftsgärten gehen zurück auf die Aktion „Hamm' wir alles“, bei der sich engagierte Bewohner zu einer Stadtteilinitiative zusammenschlossen. Die Hammer sind überhaupt sehr engagiert, wenn es um ihren Stadtteil geht – und darum ihn weiter aufzuwerten. Dazu gehört auch der Kulturladen Hamm, in den auch das Stadtteilarchiv integriert ist.

Kulturelle Anlaufstellen in Hamm sind darüber hinaus die Fabrik der Künste. Am Kreuzbrook entstand 2007 in einer sanierten Lagerhalle ein Veranstaltungszentrum, das sowohl klassische als auch experimentelle Kunst bedient. Ein gutes Jahr länger existiert das Kunstforum Markert, das sich um den Bereich Bildende Künste kümmert.

Hammer Sporttradition

Der bekannteste Sportverein in Hamm ist die Hamburger Turnerschaft von 1816. Das Gründungsjahr des HT16, wie die Abkürzung des Vereins lautet, ist bedeutsam: es gibt lediglich einen Verein, der der Turnerschaft den Titel des ältesten Turnvereins der Welt streitig macht. Der TSV Friedland aus Mecklenburg-Vorpommern trägt als Gründungsjahr die 1814 im Namen, ging jedoch in der ehemaligen DDR in verschiedene Betriebssportgemeinschaften auf und wurde 1990 neu gegründet. Seitdem gelten die Friedländer offiziell als ältester Sportverein der Welt.

Ebenfalls traditionsreich ist der Hammerdeicher Ruderverein – 1893 gegründet. Der Verein vom Bille-Ufer brachte mit Peter-Michael Kolbe einen der besten Ruderer der Welt hervor, der zwischen 1975 und 1986 unter anderem fünf Weltmeistertitel sowie eine olympische Silbermedaille gewann.

Der Stadtteilname

Historiker vermuten, dass der Name Hamm aus dem Altsächsischen übernommen wurde. Damals bedeutete „Hamm“ wohl Sumpfgebiet oder Wald. Auch im Namen der Hansestadt kommt dieser Wortbestandteil vor. Deswegen könnte das ehemalige holsteinische Dorf auch als Namensgeber für die Hammaburg fungiert haben und somit für ganz Hamburg.

Landherrenschaft Hamm und Horn

Schriftlich dokumentiert ist das ursprüngliche Haufendorf erstmals 1256. Im Jahr 1410 kam die östliche Landherrenschaft „Hamm und Horn“ zum Verwaltungsbereich Hamburg. Im 17. Jahrhundert setzte schließlich die erste Blütezeit Hamms ein: Damals erwarben wohlhabende Kaufleute und „Pfeffersäcke“ im noch bäuerlich besiedelten Gebiet große Parkgrundstücke, auf denen sie repräsentative Sommervillen errichteten. In diese Zeit fällt auch der Bau des ersten Hammer Gotteshauses, der Dreifaltigkeitskirche. Im Krieg zerstört, wurde die Kirche 1957 neu erbaut und ist mit ihrem charakteristischen Turm eines der Wahrzeichen Hamms.

Ältestes Mausoleum Hamburgs

Auf dem historischen Friedhof im Garten der Kirche finden sich einige historisch bedeutsame Gräber, unter anderem von Johann Hinrich Wichern, dem Gründer der diakonischen Einrichtung Rauhes Haus im Nachbarstadtteil Horn. Zudem befindet sich dort das Sieveking-Mausoleum, das älteste Mausoleum Hamburgs. Die Grabkammer ist die Beisetzungsstätte der Familien Sieveking und Chapeaurouge.

Das großzügige Anwesen des schweizerischen Kaufmanns mit dem heutigen Hammer Park ging übrigens später durch Heirat in den Besitz der Familie Sieveking über und entwickelte sich im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt, als zahlreiche bekannte Persönlichkeiten im Hammer Hof verkehrten.

Schussfeld für Napoleon

Allerdings währte der großbürgerliche Wohlstand des grünen und waldreichen Quartiers nicht lange. Napoleons Truppen machten im Belagerungswinter von 1813/1814 große Teile des Gebietes dem Erdboden gleich. Unzählige Bäume wurden gefällt und die meisten Gebäude zerstört. Mit der Einebnung schufen die Franzosen freies Schussfeld, um sich gegen die anrückenden Truppen des russischen Zaren in Stellung zu bringen.

Ende der ländlichen Ära

Nach dem großen Hamburger Brand im Jahre 1842 und der Aufhebung der Torsperre 1860 entwickelte sich zusehends der städtische Charakter Hamms. Nun ließen sich viele Hamburger dort dauerhaft nieder, die landwirtschaftliche Nutzung ging stark zurück. Viele ansässige Bauern veräußerten ihre Grundstücke, auf denen zum Teil prächtige Villen entstanden.

Eine der markantesten entwarf der prominente Hamburger Architekt Martin Haller: 1875 wurde das Palais im Renaissancestil von der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Ohlendorf bezogen. Das Anwesen an der heutigen U-Bahn-Station Burgstraße wurde wie die meisten historischen Gebäude Hamms im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Ohlendorff Park hingegen blieb bis in die Gegenwart erhalten und zählt zu den schönsten Gartendenkmälern der Hansestadt.

Urbanisierung in Hamm

Ende des 19. Jahrhunderts nahm das Tempo der Verstädterung zu. Bereits 1871 wurde Hamm offizieller Hamburger Vorort und 1894 schließlich Stadtteil der Hansestadt. Das Stadtbild prägten bald Etagenhäuser und Backsteinwohnblocks. In Hamm-Süd und Hamm-Mitte errichtete man im großen Stile Arbeiterquartiere, im nördlichen Hamm ließen sich Besserverdiener- und Beamtenfamilien in schmucken Mietshäusern nieder.

Das soziale Gefälle besteht bis heute – zumindest dem architektonischem Anschein nach. So ziehen in der Palmerstraße und im westlichen Teil der Sievekingsallee sorgsam renovierte, stuckverzierte Fassaden die Blicke auf sich.

Verheerende Bombardements

Weite Teile Hamms vernichtete das Flächenbombardements der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. 96 Prozent der Bebauung lag nach den Luftangriffen der „Operation Gomorrha“ im Juli 1943 in Trümmern.

Wegen des trockenen, heißen Sommerwetters konnte sich in Hamm und den benachbarten Stadtteilen ein verheerender Feuersturm ausbreiten. Das dicht besiedelte Viertel, in dem vor den Bombennächten fast 90.000 Menschen lebten, bezahlte den von den Nazis angezettelten Weltkrieg mit fast vollständiger Auslöschung.

Die Zerstörung war so flächendeckend, dass man in den ersten Nachkriegsjahren von der Kreuzung Sievekingdamm / Carl-Petersen-Straße freie Sicht bis zum südlichen Elbufer hatte – über ein riesiges, trostloses Trümmerfeld hinweg.

Museum unter der Erde

Zeugnis über den Schrecken der Bombennächte legt der vier Meter unter der Erde befindliche Vier-Röhren-Bunker an der Wichernstraße ab. Der Schutzraum mit vielen Original-Ausrüstungsgegenständen, Tonaufnahmen der Bombeneinschläge und zeitgeschichtlichen Fotografien wurde 1997 zum Bunkermuseum und veranschaulicht beklemmend das Leiden der Zivilbevölkerung im Inferno der Luftangriffe.

Nachkriegsbauten und Stadtteil-Teilung

Nach dem Zweiten Weltkrieg verzichtete man weitgehend auf einen Wiederaufbau der Hammer Wohnblocks. Stattdessen ebnete man die Ruinen ein, so dass sich durch die gigantische Menge an Schutt das Niveau in weiten Teilen des Areals erhöhte. In Hamm-Süd ersetzten vor allem Gewerbeflächen die Vorkriegsbebauung, an der Süderstraße entstand mit der bekannten Tchibo GmbH zum Beispiel einer der größten Kaffeeröster Europas.

Von seiner äußeren Erscheinung würde man das Störtebekerhaus im Süden Hamms ebenfalls in den 1950er-Jahren ansiedeln, gebaut wurde es jedoch erst 2005 und fällt im sonst faden Gewerbegebiet an der Süderstraße auf. Ebenso wie die Störtebeker-Säule, die mitten im Kreisverkehr der Kreuzung Süderstraße/Borstelmannsweg steht. Oben auf der Säule thront die Störtebeker-Kogge, die von vier Kanonen beschützt wird. 

Wohnungsbau setzte schließlich in den fünfziger Jahren zunächst im nördlichen Hamm und in Hamm Mitte ein. Wohnungsbaugenossenschaften errichteten dort einfache Wohnblöcke mit meist kleinen Wohneinheiten. 1951 gliederte man Hamm schließlich in die drei Teile Hamm Nord, Hamm Mitte und Hamm Süd, die von den großen Hauptverkehrsstraßen getrennt wurden. Erst seit dem 1. Januar 2011 ist Hamm zu einem einzigen Stadtteil wiedervereinigt.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)