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Neuwerk

Hamburgs Nordsee-Insel

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Drei Inseln und nicht einmal 40 Bewohner – das ist der Hamburger Stadtteil Neuwerk. Über 100 Kilometer vom Zentrum Hamburgs entfernt findet sich in der Elbmündung ein kleines Paradies für Ruhesuchende und Naturinteressierte.

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Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

7,62 km²

Einwohnerzahl

21 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

3 Einwohner/km²


Hamburger Stadtteil mit nicht einmal 40 Einwohnern

Die kleine Insel Neuwerk liegt mitten in der Elbmündung und bildet gemeinsam mit den Inseln Nigehörn und Scharhörn den am weitesten vom Zentrum Hamburgs entfernten Stadtteil. Knapp 40 Menschen leben dort und etwa 100.000 Besucher kommen jährlich auf das Eiland, um den historischen Leuchtturm, die vielfältige Vogelwelt und die Abgeschiedenheit zu bestaunen.

Die drei Quadratkilometer große Insel liegt 14 Kilometer von Cuxhaven entfernt. Für die Hansestadt war Neuwerk seit Jahrhunderten von strategischer Bedeutung, weil es so die Elbmündung unter Kontrolle hatte. Diese Region zählt seit jeher zu den meist befahrenen Schifffahrtszonen der Welt.

Kutsche, Wattwandern oder Schiff

Nach alter Tradition reisen die Besucher besonders gern mit einer Pferdekutsche an. In Duhnen und Sahlenburg steigen die Gäste in die gelben Droschken und lassen sich dann eine gute Stunde übers Watt kutschieren. Stämmige und duldsame Pferde ziehen die Wagen durch knietiefe Priele und über moddrigen Schlick.

Neben der Kutschenkarawane sind einige Reiter unterwegs, die hoch zu Pferde übers Watt traben. Auf dem höher gelegenen Prickenweg stapft eine Gruppe von Wattwanderern über festeren Sandschlick. Verlaufen kann man sich im weiten Watt nicht, denn die Pricken, das sind in den Wattboden gesteckte Reisigbündel, weisen den Weg.

Elf Kilometer übers Watt

Etwa zweieinhalb Stunden benötigen Wattwanderer für die elf Kilometer lange Strecke. Wer ohne Wattführer läuft, sollte sich unbedingt über die Tidezeiten informieren. „Alle, die meinten, dass sie bei Ebbe hin und zurücklaufen können, wurden nicht mehr gesehen“, scherzt ein Wattführer. Wenn unvorsichtige Wanderer doch mal von der Flut überrascht werden, finden sie Schutz in drei Rettungsbaken längs des Wattweges. Für die Rückfahrt zum Festland bevorzugen viele Wattwanderer ein Schiff der Cassen Eils-Reederei. Einen regelmäßigen Schiffsverkehr gibt es allerdings nur während der Sommersaison.  

In einer Stunde rund um die Insel

Auf Neuwerk angelangt, stellen sich die Wattwanderer erst einmal an der Fußwaschdusche an. Wer noch Kraft hat, marschiert einfach weiter am Deich und umrundet die Insel. Das dauert eine Stunde und der Weg führt vorbei an grünen Wiesen mit Kühen und Pferden sowie an wenigen Häusern vorbei. Am Ufersaum kann man nach Bernstein Ausschau halten. Oder man genießt den Blick auf die Salzwiesen und das offene Meer und pumpt die Lungen voll mit sauberer Seeluft.

Vom Festungsturm zum Leuchtturm

Spektakulär ist der Neuwerker Leuchtturm. Mit 45 Metern Höhe weithin sichtbar, hat der Leuchtturm Jahrhundertfluten und Orkanen getrotzt. 1310 errichteten ihn die Neuwerker, um Piraten abzuschrecken.

Erst ab 1644 funktionierte man den rechteckigen Festungsturm zum Leuchtturm um, der seitdem vorbeifahrende Schiffe durch die Elbmündung lotste. Das Leuchtfeuer, das hier seit 1814 täglich brannte, funktioniert zwar noch, aber brennt nicht mehr. Seit 2014 weist der weiße Radarturm am Nordwestufer den Schiffen den Weg.

Die 138 Stufen zur Besucherplattform des ältesten Hamburger Bauwerks aufzusteigen, lohnt sich allemal. Auf der Aussichtsplattform wird man mit einem Panoramablick auf die grüne Insel mit ihren Prielen, Salzwiesen und dahinter auf die weite See belohnt. Sogar übernachten kann man im Leuchtturm. Eine Pension bietet romantische Zimmer hinter meterdicken Leuchtturmmauern an.

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer 

Der 1990 gegründete Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist Deutschland kleinstes Biosphärenreservat. 2011 nahm die UNESCO das hanseatische Wattgebiet als Weltnaturerbe auf. Über die Ökologie des Wattenmeeres können sich Besucher im Nationalparkhaus informieren. Es befindet sich im alten Leuchtturmwärterhaus und bietet auch vogelkundliche Führungen an.

Paradies für Vogelkundler

Neuwerk ist ein Paradies für Vogelliebhaber. Im Frühjahr oder Herbst legen Schwärme von Pfeifenten, Ringel- und Nonnengänsen auf Neuwerks Salzwiesen einen Zwischenstopp ein. Im Vorland kann man brütende Austernfischer und Säbelschnäbler beobachten. Im Schutz von Meergras und Strandnelken bauen Seeschwalben, Möwen und Enten ihre Nester.

Nigehörn und Scharhörn

Die beiden Inseln Nigehörn und Scharhörn liegen in der „Wildniszone" und mitten im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Nigehörn kann daher nicht und Scharhörn nur nach Anmeldung betreten werden. Nach Scharhörn kommt man nur nach einem sieben Kilometer langen Marsch durch das Watt und vorheriger Genehmigung durch den Vogelwart.

Friedhof der Namenlosen

Die Elbmündung galt lange als gefährliches Schiffsrevier und viele ertrunkene Seeleute wurden auf Neuwerk angespült. Man begrub sie seit 1319 auf dem Friedhof der Namenlosen, der sich beim Leuchtturm befindet. Heute werden alle Toten auf dem Festland begraben.

Wohnen auf Neuwerk

Die meisten Besucher sind Tagesgäste. Ruhesuchende, Natur- und Vogelfreunde bleiben gern für ein paar Tage und haben die Auswahl zwischen verschiedenen Unterkünften – von Zelt bis zu Strohhotel, Pension oder Turmzimmer. Während der Wintersaison verkehren die Passagierschiffe nicht und die 34 Neuwerker sind ganz unter sich.

Geschichte

Neuwerk gehört seit über 700 Jahren zur Hansestadt Hamburg. Zwar gab es einige Unterbrechungen, diese waren jedoch nur von kurzer Dauer. Die Insel diente der Stadt lange als vorgelagerter Stützpunkt, der die Einmündung zur Elbe unter Beobachtung und Kontrolle halten sollte.

Neuwerk wurde erstmals im Jahre 900 erwähnt und wurde als "Nige Ooge", die friesische Bezeichnung für "neue Insel", benannt. Schon 1299 begann der Bau der Turms, der 1310 abgeschlossen wurde. Fortan war die Insel als "Nige Wark" benannt, was übersetzt aus dem Friesischen "neues Werk" bedeutet.

Seit etwa 1900 entwickelte sich Neuwerk zum Seebad. 1937 gab Hamburg Cuxhaven und Neuwerk an Preußen ab und erhielt dafür Altona und Wilhelmsburg. Nach 1945 wurde Neuwerk Niedersachsen zugeordnet und erst nach einem Staatsvertrag zwischen Niedersachsen und Hamburg im Jahr 1969 wieder der Hansestadt Hamburg zugeteilt.

*Quelle:  Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein / Melderegister (Stand: Jan 2019)