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St. Georg: Wissens- und Sehenswertes

Bunt, lebendig, divers

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St. Georg beheimatet auf seinen 1,8 Quadratkilometern eine bunte und lebendige Mischung kultureller Vielfalt. Die Lange Reihe unweit des Alsterufers bietet als Shopping- und Restaurantmeile ein besonderes Flair. Darüberhinaus ist der Stadtteil als Standort des Hauptbahnhofs der Verkehrsknotenpunkt Hamburgs.

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Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

1,8 km²

Einwohnerzahl

12.631 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

7017 Einwohner/km²


Das bunteste Viertel Hamburgs

Wenn es eine Welt gäbe, in der verschiedene Kulturen, Religionen, Sexualitäten und Lebensentwürfe friedlich zusammenleben, dann würde sie St. Georg heißen. Bunt macht den Stadtteil seine Diversität, die vom ständigen Trubel rund um den zentralen Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof, über den Steindamm mit seinem alt-kreuzberger Chic, das homosexuell geprägte Viertel rund um die Lange Reihe, bis zu den gediegenen und teuren Adressen an der Außenalster alle Facetten zeigt. 

Diese Zusammensetzung macht St. Georg zu einem besonderen Stadtteil und sorgt vermutlich für die besonders hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil. Doch auch die bewegte Geschichte trägt dazu bei. Leicht hatte es St. Georg nie und war kurzzeitig sogar vom kompletten Abriss bedroht. Dennoch hat sich der Stadtteil heute zu einer der besten Adressen Hamburgs entwickelt.

Die Lange Reihe

Quicklebendig präsentiert sich die Lange Reihe, quasi die Hauptstraße St. Georgs. Dort reihen sich auf knapp 730 Metern Cafés, Restaurants, Boutiquen und kleine Läden aneinander und bilden ein einzigartiges und pulsierendes Ensemble. Vor allem in den warmen Monaten ist die Straße gesäumt von Menschen, Tischen und Stühlen, die sich die Gehwege teilen. Auf der Langen Reihe geht es schick und bunt zu, die Straße ist eine der teuersten Gegenden in Hamburg. Ein besonderer Blick lohnt sich übrigens auf die Hausnummer 71. Dort wurde Hans Albers, einer der berühmtesten Söhne der Stadt, geboren.

Die Lange Reihe ist zudem Zentrum der schwul-lesbischen Szene Hamburgs. Überall wehen bunte Regenbogenfahnen. Und: An der Ecke Kirchenallee/Lange Reihe steht eine Verkehrsampel, die es so in Hamburg kein zweites Mal gibt. Statt der üblichen, im Singledasein fristenden Ampelmännchen zeigen dort Pärchen Rot oder Grün. Auf der einen Seite ein schwules Paar, auf der anderen Seite ein lesbisches. Die Lange Reihe ist zudem Startpunkt der jährlichen Parade zum Christopher Street Day.

St. Georg gehört ein Viertel der Außenalster

Etwas nördlich der Langen Reihe steht man bereits an der Außenalster. Der Weg dorthin führt durch wunderschöne, verwinkelte Straßenzüge mit altem Fachwerk. An der Alster kann man den Blick über das Wasser schweifen lassen, wo sich Fahrgastschiffe, Segler und Ruderboote tummeln. Dieser Anblick bietet Entspannung pur inmitten der Großstadthektik an der Uferpromenade, die von Spaziergängern, Radfahrern und Joggern bevölkert wird. Ein optisches Highlight auf dieser Seite der Alster setzt das Hotel Atlantic mit seiner strahlend weißen Fassade.

Schnittstelle Hansaplatz

Neben dem Alsterufer und der Langen Reihe ist der Hansaplatz einer der prägnanten Punkte des Stadtteils. Auf der Westseite des Platzes zeigt sie sich noch, das schmuddelige Bild St. Georgs. Zum Hauptbahnhof hin mehren sich schrammelige Kneipen und Sexkinos, dort stehen Prostituierte und warten auf Kundschaft. Auf der Ostseite des Hansaplatzes genießt man hingegen einen Kaffee in der Sonne oder gönnt sich ein leckeres Essen. Der Platz mit seinem 1878 fertiggestellten Hansa-Brunnen zieht aber auch eine Linie zwischen dem Hotelviertel an der Bremer Reihe und der Wohnbebauung nach Osten hin.

Zentraler Verkehrsknotenpunkt Hamburgs

Vor allem im Hinblick auf den Nah- und Fernverkehr hat St. Georg die zentrale Rolle in Hamburg. Im Stadtteil liegt der Hamburger Hauptbahnhof, der mit täglich fast 500.000 Reisenden und über 700 Zügen des Fern- und Nahverkehrs einer der meist frequentierten Bahnhöfe Deutschlands ist. Der Hauptbahnhof bedient alle Linien des Hamburger Schienen-Nahverkehrs – auch ein Grund für die Attraktivität St. Georgs. Direkt neben dem Hauptbahnhof befindet sich der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB).

Angewandte Kunst

Mit dem Deutschen Schauspielhaus und dem Ohnsorg Theater befinden sich zwei der bedeutendsten Kulturinstitutionen Hamburgs in St. Georg. Das Schauspielhaus ist mit 1.200 Plätzen das größte Sprechtheater Deutschlands und präsentiert ein größtenteils experimentierfreudiges und internationales Programm.

Das Ohnsorg Theater ist hingegen für seine Stücke „op Platt“ und sein regional inspiriertes Programm bekannt. Vor dem Theater findet man in Bronze gegossen die bekannteste Schauspielerin des Ohnsorg Theaters. Der 2010 verstorbenen Heidi Kabel, waschechtes Hamburger Original, wurde dort ein Denkmal gesetzt und auch der Platz vor dem Theater wurde der beliebten Volksschauspielerin gewidmet. Mit dem Hansa Theater gibt es eine weitere Anlaufstelle für Theater-, Varieté- und Kabarettfreunde in St. Georg. Im Centralkomitee wird Comedy und Stand-up geboten.

Klassisches Lichtspielhaus

Für Kinogänger ist das Savoy auf dem Steindamm eine der beliebtesten Anlaufstellen in Hamburg. Das Kino zeigt vornehmlich Originalfassungen aktueller aber teils auch klassischer Kinohits. Filmliebhaber werden auch vom edlen Ambiente mit hochflorigem Teppich und komfortablen Ledersesseln mit verstellbaren Rückenlehnen angezogen.

Auf der südlichen Seite des Hauptbahnhofes befindet sich zudem eines der beliebtesten Museen Hamburgs. Das Museum für Kunst und Gewerbe besitzt eine große Sammlung, die sich den europäischen, asiatischen und antiken Kulturkreisen widmet und gilt als eines der führenden Museen für Kulturgeschichte, Kunsthandwerk, Design, Fotografie und angewandte Kunst in Europa.

Angewandte Wissenschaft

St. Georg hat neben der angewandten Kunst auch angewandte Wissenschaften zu bieten und ist Hamburgs zweitgrößter Wissenschaftsstandort. An der HAW (Hochschule für angewandte Wissenschaft) qualifizieren sich über 15.000 Studierende in 41 Bachelor- und 31 Master-Studiengängen. Die drittgrößte Fachhochschule Deutschlands ist in vier Fakultäten gegliedert mit den Schwerpunkten Design, Medien und Information, Life Sciences, Technik und Information sowie Wirtschaft und Soziales.

Vereinter Glauben

Besonders in St. Georg ist das religiöse Zusammenleben – ob evangelisch-lutherisch, katholisch oder islamisch, der Stadtteil bietet innerhalb von wenigen hundert Metern allen Glaubensgemeinschaften eine Heimat. Die Dreieinigkeitskirche nördlich der Langen Reihe etwa ist der Sitz der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Georg. Südlich der Langen Reihe steht der Mariendom, die Kathedralkirche des römisch-katholischen Erzbistums Hamburg. Noch ein Stück weiter, unweit des Hansaplatzes, befindet sich wiederum die Centrum-Moschee der Islamischen Gemeinde Hamburg. 

Die Geschichte St. Georgs

So ge- und beliebt wie heute war St. Georg in seiner langen Geschichte nie. Alles begann im Jahr 1194 mit dem Bau des Lepra-Hospitals außerhalb der Hamburger Stadtmauer. Der Stadtteil erhielt seinen Namen nach eben diesem Hospital, das nach dem heiligen St. Georg benannt wurde. Die Erkrankten wurden aus dem Stadtzentrum ausgelagert und hatten keinen Zutritt zum eigentlichen Stadtgebiet. Das blieb lange Zeit so, denn auch die Pestkranken wurden später in St. Georg behandelt beziehungsweise bestattet. 

Ab dem 17. Jahrhundert wandelte sich das Bild erstmals. 1606 wurde der Pesthof in den Hamburger Berg – das heutige St. Pauli – verlegt. Der Wandel führte dazu, dass St. Georg Ende des 17. Jahrhunderts in die Stadtgrenzen eingegliedert wurde, was einen weiteren Aufschwung zur Folge hatte. 

Um weiteren Raum im Stadtteil zu schaffen, wurde ein Teil des Marschgebietes des Hammerbrooks mit Schutt und Trümmern zugeschüttet. Neben Wohnhäusern entstanden Lagerplätze, Fabriken, Eisenbahnanlagen und Pferdeställe, was St. Georg jedoch zu einem grauen, unattraktiven Stadtteil machte, der aufgrund seiner Tristesse den Spitznamen Jammerbrook zugeschrieben bekam. Mit dem Bau des Hauptbahnhofes siedelten sich schließlich viele Hotels im Stadtteil an. Als weitere Begleiterscheinungen entwickelten sich jedoch auch das horizontale Gewerbe und eine Drogenszene, was St. Georg lange ein negatives Image auferlegte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Georg dann nahezu komplett zerstört. So gab es in den 1960er- und 1970er-Jahren die Überlegung, die verbliebene Bebauung im Stadtteil abzureißen und das ambitionierte Bauprojekt „Alsterzentrum“ zu realisieren. Dabei sollte ein Gebäudekomplex mit Wohnraum für 20.000 Menschen und Gebäuden mit bis zu 63 Stockwerken entstehen. Der Plan wurde jedoch 1973 verworfen. So blieb das ursprüngliche St. Georg erhalten, das sein negatives Image in den folgenden Jahrzehnten nach und nach ablegte. Die Drogenszene wurde weitestgehend aus dem Stadtteil verdrängt, die Prostitution wurde eingedämmt und schließlich entdeckte die schwul-lesbische Gemeinde das Quartier für sich. Bis heute hat sich St. Georg im Zuge eines Gentrifizierungsprozesses zu einem der beliebtesten und schönsten Stadtteile Hamburgs entwickelt. 

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)