Im Herzen Hamburgs
Am südlichen Elbufer, zwischen den Stadtteilen Waltershof und Kleiner Grasbrook, liegt Steinwerder am Zusammenfluss der Norderelbe mit dem Köhlbrand. Auf der gegenüberliegenden Elbseite sind St. Pauli und die Neustadt in Sichtweite – zentraler geht’s kaum. Dennoch kennen viele Hamburger den Stadtteil nur aus der Ferne vom Flanieren über die Landungsbrücken.
Steinwerder ist ja auch in erster Linie Hafen und die knapp acht Quadratkilometer bestehen größtenteils aus Containerterminals, Gewerbeflächen und Werftanlagen. Wirkliche Bewohner gibt es nur wenige, in Steinwerder wird vor allem gearbeitet. Dabei lohnt sich eine Überfahrt mit der Hafenfähre durchaus, denn das Quartier bietet einen traumhaften Ausblick auf Hamburg. Der Michel, die HafenCity mit Elbphilharmonie und natürlich die Landungsbrücken erschließen sich aus einem völlig anderen Blickwinkel.
Alter Elbtunnel und Köhlbrandbrücke
Steinwerder kann zudem mit zwei Hamburger Wahrzeichen punkten: dem Alten Elbtunnel und der Köhlbrandbrücke. Beide muss es sich allerdings mit zwei seiner Nachbarschaftsstadtteile teilen. Der Alte Elbtunnel lässt sich mit dem PKW, vor allem aber wunderbar mit dem Fahrrad oder zu Fuß durchqueren.
Es ist schon ein Erlebnis, in den rumpelnden Aufzügen unter die Erde gefahren zu werden. Die 426 Meter lange Unterführung stellt seit 1911 die Verbindung zwischen St. Pauli und Steinwerder dar. Die gekachelten Wände mit verschiedenen maritimen Reliefs und das spezielle Licht in den gewölbten Röhren verleihen dem Tunnel eine ganz eigene Atmosphäre und sind daher unlängst beliebtes Motiv für Fotografen.
Die Köhlbrandbrücke ist hingegen vor allem für den Güterverkehr relevant. Etwa 30.000 Fahrzeuge fahren seit 1974 täglich über die zweitlängste Straßenbrücke Deutschlands, die Steinwerder mit Waltershof und somit den westlichen mit dem östlichen Teil des Hafens verbindet. Vor der Köhrbrandbrücke fallen mehrere eiförmige Gebilde ins Auge. Sie gehören zum Klärwerk Köhlbrandhöft der Hamburg Wasser GmbH, das seine Faultürme auf dem Köhlbrand errichtet hat.
Zweifacher Musicalstandort
Abgesehen von den Hafenarbeitern halten sich sicherlich mehr Touristen als Hamburger regelmäßig in Steinwerder auf. Das hat vor allem einen Grund: Im Norden des Stadtteils, auf dem Gelände der ehemaligen Stülcken-Werft, steht das Musicaltheater, in dem bereits seit 2001 das Erfolgsmusical König der Löwen gespielt wird. Das 1994 erbaute Stage Theater im Hafen, in dem zunächst Buddy Holly gezeigt wurde, gehört mittlerweile zu den klassischen Ausflugszielen eines Hamburg-Wochenendes.
Im Jahr 2013 gesellte sich direkt daneben eine weitere große Spielstätte hinzu: Das Theater im Hafen von Stage Entertainment ist Hamburgs viertes Musicaltheater und hat seit seiner Eröffnung verschiedenen Musicals wie "Das Wunder von Bern" oder "Tanz der Vampire" als Spielstätte gedient. Von den Landungsbrücken aus sind die Theater über eine eigens eingerichtete Fährlinie zu erreichen.
Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss
Wer den Hafen aus nächster Nähe kennenlernen möchte, hat auf vielen Hafenrundfahrten die Gelegenheit dazu, bei denen man mitten durch das rege Treiben an den Container-Terminals und auf den großen Frachtschiffen hindurch fährt. Nicht fehlen darf dabei natürlich die Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss. Die einst größte Werft der Welt hat im 19. Jahrhundert entscheidend zum Boom des Hafens beigetragen.
Der Hamburger Schiffsbau insgesamt war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs weltweit führend. Viele andere große Werften wie Stülcken und Schlieker sind mittlerweile jedoch aus Steinwerder verschwunden und auch bei Blohm + Voss geht es heute etwas bescheidener zu. Doch noch immer werden dort Kreuzfahrtschiffe wie die Queen Mary 2 überholt und Luxusyachten gebaut. Prominentestes Beispiel ist die Eclipse des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch. Mit ihren 162 Metern Länge ist das Schiff die zweitlängste Privatyacht der Welt.
Cruise Center Steinwerder
Auch im 2015 eröffneten Cruise Center Steinwerder steht alles im Zeichen der Kreuzfahrt. Nach den bestehenden Hamburger Kreuzfahrtterminals in Altona und der HafenCity kam das dritte schließlich im Kaiser-Wilhelm-Hafen hinzu. Das neue, 9.000 Quadratmeter große Gebäude am Kronprinzkai besteht aus zwei Teilen – im westlichen Part findet die Abreise statt, im östlichen die Anreise. Über 4.000 Passagiere können somit im Terminal abgefertigt werden.
Auch das neue Flaggschiff der AIDA Cruises, die AIDAprima, sticht regelmäßig von Steinwerder aus in See und steuert die Metropolen Westeuropas an. Innerhalb einer Woche können Ziele wie London/Southhampton, Paris/Le Havre und Rotterdam bereist werden – mit Hamburg als Start- und Zielhafen. Damit ist die AIDAprima das erste Schiff, das ganzjährig von einem deutschen Hafen aus betrieben wird.
Geschichte der Steininsel
Steinwerder hieß einst Nordersand und war bis zur Eindeichung im Mittelalter eine eigenständige Insel, die erst anschließend bewirtschaftet wurde. Die rasante Entwicklung zum bedeutenden Industriestandort begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich die ersten Werften im Stadtteil ansiedelten.
Seinen Namen verdankt der Stadtteil übrigens dem Volksmund: Nach dem Großen Brand von 1842 landeten auf der Insel große Mengen Bauschutt. Mit diesem wurde das Gelände zum Fluss und zum Reiherstieg hin erhöht. Der Namensteil Werder ist mittelhochdeutsch und geht auf das althochdeutsche Wort "werid" zurück. Es bedeutet Fluss- oder auch Halbinsel, insgesamt bedeutet der Name als Halbinsel der Steine.
Ein entscheidender Wendepunkt in der Historie des Stadtteils ist die Gründung der Werft Blohm + Voss im Jahr 1877, die bald zu Hamburgs wichtigster Werft aufsteigen sollte. Weitere Werften folgten. Um die Jahrhundertwende expandierte der Hafen weiter und Hafenbecken wie der Kuhwerder Hafen, der Travehafen oder der Kaiser-Wilhelm-Hafen entstanden. 1894 wurde Steinwerder als Stadtteil eingemeindet und 1902 der bis dahin immer noch nur volkstümlich gebräuchliche Name Steinwerder auch amtlich übernommen.
Stadtplan
*Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein / Melderegister (Stand: Jan 2019)