Beste Aussichten für Shipspotter
Waltershof ist auf den ersten Blick einer der Stadtteile, die das Bild Hamburgs maßgeblich prägen – Container, Kräne und Frachtschiffe vermitteln einen guten Eindruck vom Geschehen und der Arbeit im Hafen. Dabei war Waltershof früher einmal auch Heimat für knapp 4000 Menschen, bis die große Sturmflut von 1962 und der Ausbau des Hafens aus der Elbinsel ein Industrieviertel machten. Heute ist Waltershof zumindest einwohnertechnisch das kleinste Stadtviertel Hamburgs: Lediglich zwei Menschen sind offiziell in dem Stadtteil zu Hause, der aus dem Parkhafen im Norden, dem Petroleumhafen im Westen und dem Waltershofer Hafen im Südosten besteht. Doch Hobby-Fotografen und Shipspotter kommen hier zwischen Seefahrtsromantik und dem Knallen der aufeinanderprallenden Container voll auf ihre Kosten. Am Bubendey-Ufer zum Beispiel hat man einen grandiosen Blick auf die Containerriesen vor dem Panorama der Stadt.
Auch für Ausflügler ist dieses Stück Elbufer einen Besuch wert. Direkt am Anleger der Fähre 62 reihen sich die ersten Bäume der ein Kilometer langen Allee Bubendeyweg aneinander, Brombeersträucher und Pappeln säumen den Weg – das letzte Stück Natur inmitten des Hafens. Zudem ein perfekter Picknickplatz mit bestem Ausblick.
Zweite Heimat der Seeleute: Der seamen`s club
Der Seemannsclub Duckdalben ist so etwas wie eine Institution im Hamburger Hafen, die ein wenig Gastfreundlichkeit und Gemütlichkeit in den Alltag der vielreisenden Seeleute bringt. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1986 besuchten 938.00 Menschen aus 179 Ländern den Club in der Zellmannstraße, der nebenbei wiederholt zum besten Seeleute-Center der Welt gekürt wurde. Nach langer Zeit an Bord können Seefahrer dort nicht nur Sport machen, Kicker oder Dart spielen, sondern sich auch entspannen, die Sprechstunde des Hafenärztlichen Dienstes oder den Andachtsraum besuchen.
Container und Infrastruktur
Der Burchardkai, ein Containerterminal der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), ist bereits seit 1968 im Einsatz. In der größten Anlage zur Abfertigung von Container sind ganze 30 Containerbrücken an den Kaianlagen zur Be- und Entladung der Schiffe im Einsatz. Die zweite Anlage im westlichen Hafenteil ist das Eurogate-Terminal. Dort werden zurzeit die größten Containerschiffe im Hamburger Hafen abgefertigt. Zum wiederholten Mal ist es 2015 zudem zum besten Container-Terminal Europas ausgezeichnet worden. Für die Prüfung der Ladung der ankommenden Container ist das Zollamt Waltershof zuständig, das eine der modernsten Anlagen für diese Zwecke besitzt.
Neben den Container-Terminals befindet sich in Waltershof auch der Güterbahnhof Hamburg-Waltershof, der lediglich für gewerbliche Zwecke und nicht für Personenverkehr genutzt wird. An der Nordwestspitze Waltershofs sind darüber hinaus die Lotsenstation Seemannshöft sowie der Hamburger Schiffsmeldedienst ansässig.
Auch erneuerbare Energien haben inzwischen Einzug in das Hafengebiet gehalten: In Waltershof befinden sich seit 2011 zwei Windkraftanlagen mit 140 Metern Höhe und einem Rotor-Durchmesser von 100 Metern.
Elbtunnel und Köhlbrandbrücke sind Wahrzeichen des Stadtteils
In Waltershof befinden sich gleich zwei der wichtigsten Wahrzeichen Hamburgs: der Elbtunnel und die Köhlbrandbrücke. 1975, eröffnete der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt den Neuen Elbtunnel in Anwesenheit von rund 600.000 Menschen. Den 3.325 Meter langen Tunnel, der Waltershof mit dem Elbvorort Othmarschen verbindet und der zu den längsten Unterwasserstraßentunneln der Welt gehört.
Für die Köhlbrandbrücke laufen jedoch bereits die Planungen für einen Ersatzbau. Die Tragfähigkeit der Brücke ist lediglich bis 2030 gesichert und auch die Durchfahrtshöhe von 53 Metern ist nicht mit auf die Größen der Containerschiffe der neueren Generationen ausgerichtet. Nach der letzten Sanierung im Jahr 2015 soll dann 2030 endgültig Schluss sein. Zirka 30.000 Fahrzeuge fahren jeden Tag über die 1974 eröffnete Brücke, die Waltershof mit Steinwerder und Wilhelmsburg verbindet. Auch die längste Straßenbrücke Deutschlands, die Hochstraße Elbmarsch, befindet sich in dem Hafengebiet.
Bewegte Geschichte
Benannt wurde Waltershof vermutlich im Jahr 1788 nach dem Hamburger Senator Walter Beckhoff. Die Elbinsel gehörte ursprünglich zur großen Elbinsel Gorieswerder, diese wurde jedoch mit den Elbinseln Rugenbergen, Mühlenwerder und Markenwerder zusammengefasst. Auch, wenn es heute nicht mehr so offensichtlich ist: Früher war es in Waltershof ziemlich grün und ein Kleingartenparadies. Nicht nur Strand der Elbe lockte die Hamburger zum Baden und Spazieren auf die Elbinsel, sondern auch die ruhigen Lauben, in die Städter den Sommer über wohnten. Einen enormen Einwohnerzuwachs erlebte der Stadtteil während des Zweiten Weltkriegs, als wohnungslos gewordene Hamburger Obdach in den Lauben und Hütten suchten.
Nach der teilweisen Zerstörung durch Luftangriffe, besiegelte die Flut von 1962 endgültig das Schicksal von Waltershof. Bei der Sturmflut starben 43 Menschen, im Januar 1976 zerstörte ein weiteres schweres Hochwasser einen Großteil der Häuser von 800 Bewohnern der Siedlung Dradenau. Mit der fortschreitenden Industrialisierung und dem Ausbau des Hamburger Hafens verschwand Waltershof als Wohngebiet schließlich gänzlich.
*Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein / Melderegister (Stand: Jan 2019)
**Quelle: Statistikamt Nord und Landesbetrieb für Geoinformation und Vermessung