Wohnen in Barmbek-Nord
Nah am Stadtpark und dem Osterbekkanal und trotzdem urban: Das Quartier Barmbek-Nord punktet vor allem mit seiner Lage, bezahlbaren Mieten und dem Gefühl, das man in dem ehemaligen Arbeiterviertel einiges entdecken kann, wenn man genauer hinsieht. So mögen die vielen Rotklinkerbauten, die das Stadtbild prägen, vielleicht erst einmal eintönig wirken. Wer sich aufmerksam umsieht, wird jedoch bemerken, dass der bekannte Hamburger Architekt Fritz Schuhmacher trotz der Masse eine vielfältige Formensprache einbaute, umlaufende Balkone, Erker und Verzierungen entwarf.
Auch in jüngster Zeit steht das Thema Wohnungsbaupolitik in Barmbek-Nord wieder ganz oben auf der Prioritätenliste des Hamburger Senats. Allen voran ist hier das Quartier 21 mit knapp 600 neuen Wohnungen auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Barmbek zu nennen. Auf 13 Hektar entsteht ein familienfreundliches Wohngebiet in parkartiger Landschaft. Durch das Großprojekt im Pergolenviertel werden seit 2016 sogar 1.400 neue Wohnungen in unmittelbarer Nähe des Stadtparks und der S-Bahn Stationen Alte Wöhr und Rübenkamp verwirklicht. Der Stil orientiert sich dabei am architektonischen Konzept Schumachers mit großen, grünen Innenhöfen. Eine Besonderheit wird hier die Integration der etwa 150 bereits bestehenden Kleingärten und städtischen Grünflächen unter dem Motto „Wohnen im Park“. Und dank verhältnismäßig immer noch günstiger. An der Dieselstraße entstehen um eine alte Schiffbauversuchsanstalt außerdem weitere 675 Wohneinheiten, ein Nahversorgungszentrum und weitere Kleingartenflächen.
Infrastruktur rund um die "Fuhle"
Die zentrale Einkaufsstraße und Verkehrsstraße in Barmbek-Nord ist die Fuhlsbüttler Straße. Seit einigen Jahren wird hier mächtig investiert und die Fuhle, wie sie von Anwohnern genannt wird, erwacht zu neuem Leben. Seit 2014 machen Sanierungsarbeiten aus einer der ältesten und bekanntesten Einkaufsstraßen Hamburgs einen Einkaufsboulevard. Breite Bürgersteige und etliche Sitzbänke unter großen Bäumen sollen zum Verweilen einladen.
Um die Fuhlsbüttler Straße wieder attraktiver zu machen und Barmbek-Nord zu stärken, haben Einzelhändler zudem das Firmennetzwerk „Die Fuhle“ ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, Menschen, Unternehmen und Institutionen im Quartier zusammenbringen. Denn hier gibt es sie noch, die inhabergeführten Einzelhandel mit dem gewissen Etwas. Da wäre zum Beispiel die Konditorei "Was das Herz begehrt", die fantasievolle Cupcakes, Cake-Pops, und Motivtorten jeglicher Art zaubert, oder der Laden "Kleines Glück", der mit Feinkost, Delikatessen und Wein aus kleinen, regionalen Manufakturen aufwartet. Nach und nach entsteht in Barmbek-Nord wieder ein echtes Stadtteilherz.
Hoher Freizeitwert zwischen Osterbekkanal und Bürgerhaus
Eines der kulturellen Herzstücke des Stadtteils ist das Museum der Arbeit. Es zeigt Hamburger Industrie-, Technik- und Sozialgeschichte und die Wandlung des Lebens und der Arbeit in den vergangenen 180 Jahren. In seinen Ausstellungen geht es der Frage nach, welche Auswirkungen die Industrialisierung auf Menschen, Gesellschaft und Natur gehabt hat. Am Eingang des Museumshofes steht das technische Denkmal T.R.U.D.E. (Tief runter unter die Elbe), das Schneidrad der größten Schildvortriebsmaschine der Welt. In rund zweieinhalb Jahren fraß sich die Maschine von Waltershof bis nach Othmarschen durch und hinterließ 2002 die vierte Röhre des Elbtunnels. Mit dem Kulturflohmarkt findet auf dem Gelände außerdem regelmäßig einer der schönsten Flohmärkte Hamburgs statt und einmal im Jahr ist es Zeit für das beliebte Hofsommerfest Barmbek schwingt.
Wichtig für das kulturelle Leben in Barmbek-Nord ist außerdem das Kulturzentrum Zinnschmelze, das in der ehemaligen New York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie untergebracht ist. Beliebt ist auch das dazugehörige Café LüttLiv. Mit viel persönlichen Charme und schwedischer Lebensart serviert das LüttLiv saisonale Gerichte aus der Region, hausgemachte Kuchen und Brote und einen abwechslungsreichen Mittagstisch. Zur Sommerzeit gibt es sogar Lagerfeuer im Hof.
Eine weitere Institution ist das Bürgerhaus an der Lorichsstraße, ein sozialer und kultureller Treffpunkt für Menschen aller Altersgruppen. Im Fokus des Stadtteilkulturzentrums steht dabei die Förderung der Völkerverständigung und Toleranz auf allen Gebieten der Kunst und Kultur. Es bietet unter anderem Kurse und Workshops, Musikveranstaltungen und Theater, Stadtteilfeste, Lesungen und Live-Malerei an.
Neben so viel Kultur kommt jedoch auch der Erholungsfaktor nicht zu kurz: Trotz der relativ dichten Bebauung, existieren in Barmbek-Nord zahlreiche grüne Flächen. Auch der nahe Stadtpark (wenn auch schon in Winterhude gelegen) hat hohe Anziehungskraft. Auf dem Osterbekkanal kann Kajak gefahren und gerudert werden und auch immer mehr Stand-up-Paddler ziehen im Sommer ihre Bahnen.
Geschichte des ehemaligen Dorfs Bernebeke
Die älteste Erwähnung über das Dorf Bernebeke (wie Barmbek einst hieß) geht auf das Jahr 1271 zurück. Barnebeke war der frühere Name der Osterbek. Barmbek-Nord war seinerzeit ein Ritterdorf. Bis in die 1860er Jahre war es landwirtschaftlich geprägt. 1894 wurde Barmbek ein eigenständiger Hamburger Stadtteil.
Anfang des 19. Jahrhunderts ging es in Barmbek-Nord turbulent zu. Fast wäre der gesamte Stadtteil abgebrannt worden, als er von französischen Truppen 1813 besetzt wurde. Als Retter in der Not sprang Gerhard Heinrich von Essen ein. Er besaß in Barmbek selbst einen Landsitz und bestach den zuständigen französischen Kommandanten mit tausend Silbertalern. Damit blieb der Stadtteil vom Abriss verschont.
Im Zuge der Industrialisierung und durch den Ausbau von Hafen und Speicherstadt zogen viele Arbeiterfamilien nach Barmbek. Die Wohnsituation war katastrophal, bis Oberbaudirektor Fritz Schumacher die Lage entspannte. Vor allem rund um den Habichtsplatz kann das Ergebnis begutachtet werden: Es entstanden Mehrfamilienhäuser im typischen Barmbeker Rotklinker mit begrünten Innenhöfen. Barmbek-Nord galt damit in den 1910ern und 20ern Jahren als Pionierstandort der Stadtplanung.
Bis 1937 bildeten die heutigen Stadtteile Barmbek-Nord, Barmbek-Süd und Dulsberg einen gemeinsamen Stadtteil, der damals noch Barmbeck geschrieben wurde. Wegen der fast vollständigen Zerstörung Barmbeks gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, dauerte es bis in die 60er Jahre hinein, bis der Stadtteil wiederaufgebaut wurde.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)