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Dulsberg

Revolution in Rotklinker

Klein und rot! Mit seinen 1,2 Quadratkilometern ist Dulsberg fast der kleinste Stadtteil und sicherlich der mit den meisten Rotklinkerhäusern. In den Straßenzügen dominieren drei- bis viergeschossige Mehrfamilienhäuser im Stil der 1920er-Jahre.

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Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

1,2 km²

Einwohnerzahl

17.237 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

14.364 Einwohner/km²


Viele Genossenschaftswohnungen

In Dulsberg werden die rot geklinkerten Häuserzeilen durch Balkone, Ornamente, begrünte Innenhöfe mit Statuen und Laubengängen aufgelockert und bilden ein Ensemble von seltener und ästhetischer Einheitlichkeit. Weil die Wohnungen im Stadtteil recht günstig sind und zentrumsnah liegen, ziehen seit einigen Jahren viele junge Leute nach Dulsberg.

Etwa die Hälfte der 10.000 Wohnungen befindet sich im Besitz der SAGA und von Baugenossenschaften wie den freien Gewerkschaftlern, den Schiffszimmerern oder der Hansa. Mit der U1 gelangt man vom Alten Teichweg und der Straßburger Straße in zehn Minuten ins Zentrum, etwa genauso lange benötigt die S1 von der Haltestelle Friedrichsberg.

Single-Hochburg

Dulsberg ist eine Single-Hochburg. Ein Grund dafür sind sicherlich die kleinen Wohnungen, die meistens um die 52 Quadratmeter groß sind. Auch überdurchschnittlich viele Alleinerziehende leben dort. In den vergangenen zehn Jahren hat die SAGA viele Wohnungen grundsaniert und manche Wohnungen zusammengelegt, um so verstärkt Platz für Familien zu schaffen.

Da der Bestand an größeren Wohnungen aber nach wie vor gering ist, verlassen viele Familien den Stadtteil. Eigentlich schade, denn für Kinder hat Dulsberg einiges zu bieten: sechs Kitas gibt es im Stadtteil, dazu ein Spielhaus, ein Haus der Jugend, eine Elternschule, die Villa Dulsberg und eine ganze Reihe großzügiger Spielplätze.

Wandlung des Stadtteils

Dulsberg liegt zwischen der S-Bahn-Linie in Richtung Barmbek, der Osterbek und den Straßen Eulenkamp und Stormarner Straße in Richtung Wandsbek. Das Image des Stadtteils war bis zum Jahr 2000 negativ besetzt, er galt als ein Brennpunkt mit hoher Kriminalität und Arbeitslosigkeit.

Seit 1995 investierte der Senat in die positive Entwicklung des Viertels und eröffnete ein Stadtteilbüro, in dem sich bis heute zahlreiche Dulsberger engagieren. Die Aktivitäten der Stadtentwicklungsbehörde und von Bürgerinitiativen zeigten Wirkung, laut neuer Statistiken ist die Kriminalitätsrate in Dulsberg mittlerweile eine der niedrigsten hamburgweit.

Lichtdurchflutete Wohnungen für Proletarier

Im Jahr 1943 fiel nahezu das gesamte Dulsberg dem Bombenhagel der Operation Gomorrha zum Opfer. In den 1950er-Jahren wurde das Quartier im alten Stil wieder aufgebaut, denn Dulsberg galt als architektonisches Vorzeigeviertel, das unbedingt zu erhalten sei. Konzipiert wurde der Stadtteil 1919 vom damaligen Oberbaudirektor und Architekt Fritz Schumacher, der bedeutende Architekten wie die Gebrüder Gerson und Paul Frank in die Planung miteinbezog.

Im Sinne des so genannten Reformwohnungsbaus verfolgten diese Architekten das Ziel, der proletarischen Bevölkerung menschenwürdigen Wohnraum zu verschaffen, obwohl die finanziellen Mittel nach dem Ersten Weltkrieg gering waren. Lichtdurchflutete und mit Sanitäranlagen ausgestattete Wohnungen für ärmere Schichten waren ein Novum in den 1920er-Jahren.

Herausragende Architektur

Die an den Bauhausstil angelehnte Zeilenbauweise trägt die Handschrift von Fritz Schumacher, die Laubenganghäuser in der Oberschlesischen Straße mit halbrunden Fassaden und Dachterrassen wurden von Paul Frank geplant. Die Dachterrassen sind leider heute nicht mehr geöffnet, doch die schönen Statuen in den Innenhöfen der Schlettstadter Straße sind erhalten und erfreuen die Anwohner nach wie vor.

Die Dulsberger Architektur ist richtungsweisend für den Stil der Neuen Sachlichkeit und in solcher Einheitlichkeit nur selten erhalten. Architekturfreunde kommen deshalb aus der ganzen Welt, um das Viertel zu besichtigen und das denkmalgeschützte Emil-Krause-Gymnasium, die Gesamtschule Alter Teichweg oder die Laubenganghäuser anzusehen. Etwa 20 Prozent aller Gebäude Dulsbergs stehen unter Denkmalschutz.

Grünanlagen

Neben zahlreichen baumbestandenen Innenhöfen stehen den Dulsbergern zwei Grünanlagen für Spaziergänge zur Verfügung. Quer durch Dulsberg erstreckt sich der Grünzug Dulsberg, auch an beiden Ufern der Osterbek kann man entlangwandern.

Olympiastützpunkt, Beach-Center und Freibad

Seit 1988 befindet sich der Olympiastützpunkt Hamburg und Schleswig-Holstein (OSP) in Dulsberg. Damals wurde das Dulsberg-Bad zum Landesleistungszentrum des Hamburger Schwimmverbandes ausgebaut. Es verfügt über besondere Hightech-Einrichtungen wie einen Strömungskanal für Leistungsschwimmer. Von speziellen Unterwasserfenstern können die Trainer darin die Bewegungen der Schwimmer beobachten.

Ganz in der Nähe des Olympiastützpunktes gehen viele der jungen Leistungssportler in die Eliteschule des Sports am Alten Teichweg. Die jungen Sporttalente aus dem Bereich Fußball und Schwimmen können an dieser Schule ihr Sporttraining perfekt mit dem Lernen für die Schule verbinden.

Als weiteres sportliches Leuchtturm-Projekt schuf man 2010 das Beach-Center Hamburg. Auf Außenplätzen und in zwei Beachvolleyball-Hallen pritschen und baggern Leistungssportler und Laien nach Herzenslust. Im Sommer besuchen viele Dulsberger ihr großzügiges Freibad, um dort ausgiebig zu schwimmen oder zu plantschen.

Kulturelles Leben

Zentrum des kulturellen Lebens ist der Kulturhof Dulsberg in der Schule Alter Teichweg. Kleinkunst-Events wie der ComedyCup, der Dulsberg Poetry Slam, die Dulsberger Herbstlese oder die JazzFrühschoppen, Bandschmiede und Kindertheater finden dort statt. Die Veranstaltungen ziehen Menschen aus ganz Hamburg an.

Dulsbergs Geschichte

Der Name Dulsberg leitet sich vom Tollsberg, dem Teufelsberg, ab, einem etwa 19 Meter hohen Hügel an der heutigen Krausestraße. Bis Ende des 19. Jahrhunderts diente Dulsberg als Weideland oder Wiese. Dann verkauften die Bauern fast das gesamte Gebiet an die Stadt Hamburg, die das Areal zunächst für Einrichtungen nutzte, „die Bürger in Wandsbek aus hygienischen und sozialen Gründen an dessen äußersten Rand verlegt wissen wollten“, heißt es in alten Schriften.

So siedelten sich eine stinkende Müllverbrennungsanlage mit zwei 57 Meter hohen Schornsteinen und die Fischfabrik Walkhoff in Dulsberg an. Dazu errichtete die Stadt ein Gaswerk, ein Armenhaus und Militäranlagen. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man mit dem Bau von Wohnhäusern in der Dithmarscher und der Stormarner Straße.

Ein stolzes Quartier

Durch den Krieg verzögerte sich der weitere Wohnungsbau, der ab 1919 von Fritz Schumacher weitergeführt wurde. Bis 1923 entstand das Dulsberg, das wir heute kennen. Ein Stadtteil, der seinen Bewohnern aus der ärmeren Bevölkerungsschicht gesunde, hygienische und ästhetische Wohnverhältnisse bot und dies bis heute tut.

„Dulsberg hat ein sehr eindrucksvolles und eigenes Gesicht, geprägt durch die Schumacher-Bauten aus den 1920er-Jahren, die dem öffentlichen Raum einen bedeutungsvollen Rahmen geben. Das Stadtviertel ist einfach schön anzuschauen. Ich glaube, dass solche Architektur den Bewohnern eine bessere Möglichkeit schafft, stolz auf ihr Quartier zu sein“, sagte Hamburgs ehemaliger Bausenator Willfried Maier. Dies stimmt, denn die Verbundenheit der Dulsberger mit ihrem Stadtteil ist besonders hoch. 

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)