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Groß Borstel

Ländlicher Charme und gelebte Stadtteilhistorie

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Groß Borstel ist ein ländlich geprägter, grüner Stadtteil mitten in Hamburg. Südlich des Flughafens gelegen findet sich dort ein Mix aus moderner Wohnbebauung, historischer Reetdach-Architektur und großen Vorstadtvillen, was dem Stadtteil einen unverwechselbaren Charme verleiht.

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Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

4,5 km²

Einwohnerzahl

10.943 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

2432 Einwohner/km²


Grüner Fleck südlich des Flughafens

Obwohl Groß Borstel mitten in Hamburg liegt, findet man hier eine Menge Grün – so nimmt beispielsweise allein das Eppendorfer Moor 26 Hektar des Stadtteils ein. Seinen dörflichen Charakter konnte sich Groß Borstel lange Zeit bewahren, da es wesentlich langsamer wuchs als Nachbarstadtteile wie Eppendorf. Dies schlägt sich auch im Engagement und in der Verbundenheit der Groß Borsteler zu ihrem Stadtteil nieder.

Eine große Rolle im Viertel spielt der 1889 gegründete Kommunalverein Groß Borstel, der gemessen an der Einwohnerzahl der größte Bürgerverein Hamburgs ist. Die kommunalpolitische Instanz wacht über den Stadtteil und sorgt dafür, dass sein Erscheinungsbild erhalten bleibt. Direkt südlich des Airport Hamburg gelegen, ist der Flughafen ebenfalls ein wichtiger Faktor und Arbeitgeber für Groß Borstel. 

Wohnen in Groß Borstel

Zu den vielen Reetdach- und Fachwerkhäusern im ländlichen Groß Borstel gesellen sich auch immer mehr Neubauten, die viel Platz für Wohnraum in City-Nähe bieten. So entstehen beispielsweise auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs am Tarpenbecker Ufer 750 neue Wohnungen, davon mindestens 225 Sozialwohnungen. Baubeginn war bereits im Jahr 2017, Ende 2018 sollen die Wohnungen dann beziehbar sein. 

Moorlandschaft in der City

Die größte Grünfläche in Groß Borstel ist das Eppendorfer Moor. Auf 26 Hektar Fläche hat sich eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt. Besonders ist auch die Lage des Moors: mitten in Hamburg findet sich das größte innerstädtische Moor Mitteleuropas. In dem Naturschutzgebiet gibt es eine vielfältige Naturlandschaft aus rund 320 Pflanzenarten, verschiedenen Vogelarten, Fledermäusen und über 600 verschiedenen Schmetterlingsarten.

Sein grünes Erscheinungsbild hat Groß Borstel mitunter den wohlhabenden Hamburgern zu verdanken, die Mitte des 17. Jahrhunderts vier Lustgärten im Stadtteil angelegt haben. Von Pehmöllers Garten, Brödermanns Kohlgarten, dem Petersenpark und dem Frustbergpark ist heute jedoch nur noch letzterer erhalten. Die anderen Parks mussten Gewerbe- und Wohngebieten weichen oder wurden zu Kleingartenvereinen, von denen es in Groß Borstel gleich 13 gibt.

Auch der Borsteler Jäger, ein kleines Waldgebiet im Norden des Stadtteils, trägt zur Natur Groß Borstels bei. Die vielen Stadtvillen an der Straße Weg beim Jäger unterstreichen zudem die schöne Wohnlage im Grünen. Auf dem Tarpenbek-Wanderweg, der am südlichen Rand des Stadtteils verläuft, lässt es sich zudem hervorragend in der Natur spazieren. Über den Wanderweg gelangt man in östlicher Richtung zum Eppendorfer Mühlenteich und weiter auf den Alsterwanderweg.

Barockbau im Lustgarten

Im Frustbergpark, dem letzten verbliebenen Lustgarten in Groß Borstel, befindet sich mit dem Stavenhagenhaus das kulturelle Zentrum des Stadtteils. In dem barocken Backsteinbau aus dem 18. Jahrhundert finden Lesungen, Konzerte, Klavierabende sowie viele weitere wichtige Veranstaltungen für die Groß Borsteler Stadtteilkultur statt. Zudem können sich Paare im Stavenhagenhaus, das auch Außenstelle des Standesamtes Nord ist, in besonderer Atmosphäre trauen lassen.

In unmittelbarer Nähe des Stavenhagenhauses liegt mit der Kirche St. Peter ein architektonisches Highlight des Stadtteils. Mit den massiven Mauern aus dem typisch hamburgischen Rotklinker fügt sich die Kirche in das Gesamtbild Groß Borstels ein und zieht mit dem abgeschleppten Dach die Blicke auf sich. Auch der 40 Meter hohe Kirchturm ist nicht zu übersehen. Die Kirche wurde vom Hamburger Architekten Otto Andersen geplant und gilt als sein schönstes und konsequentestes Werk.

Die Geschichte Groß Borstels

Groß Borstel erhielt sich lange seinen ländlichen Charakter, der auch heute trotz der Innenstadtlage noch deutlich zu sehen ist. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 1325. Damals wurden die Dörfer Borstel und Alsterdorf von Graf Adolf von Holstein, Stormarn und Schauenburg an den Probst des Klosters Jungfrauental verkauft. Bis dahin gehörte Groß Borstel zum hamburgischen Landgebiet.

Bis Mitte des 17. Jahrhunderts blieb die bäuerliche Idylle und dörfliche Gemeinschaft Groß Borstels unberührt. Als es dann innerhalb der Stadtmauern immer enger wurde, zogen viele wohlhabende Hamburger vor die Stadtmauern oder errichteten dort Landhäuser. So entstanden in Groß Borstel die vier Lustgärten Pehmöllers Garten, Brödermanns Kohlgarten, Petersenpark und Frustbergpark.

Die Industrialisierung brachte knapp 100 Jahre später weitere Veränderungen mit sich. So wurde der Raum zwischen Borsteler Chaussee und der Tarpenbek 1846 zum Gewerbegebiet mit Nickelfabrik, Kattunfabrik und Lederfabrik. Um 1900 stiegen die Einwohnerzahlen der umliegenden Stadtteile immer weiter an. Eppendorf zum Beispiel hatte zu diesem Zeitpunkt 19.000 Einwohner, in Groß Borstel waren es 1.900. Knapp 40 Jahre später hatte es Groß Borstel auf immerhin 4.200 Bewohner gebracht, da hatte Eppendorf jedoch bereits 80.000 Einwohner.

So konnte sich Groß Borstel über die Jahrhunderte seinen Charakter bewahren. Zudem gab es viel Platz, zum Beispiel für den Bau einer Luftschiffhalle, die 1912 eingeweiht wurde. Diese stand unweit der Borsteler Rennbahn, die bereits 1891 angelegt wurde. Die Luftschiffhalle war schließlich der Vorreiter für den heutigen Flughafen Hamburg.

Die weiteren Freiflächen gingen nach und nach an die Stadt Hamburg, die Groß Borstel 1913 eingemeindete. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges gehörten rund zwei Drittel der Groß Borsteler Ländereien der Hansestadt, die dort jedoch mehr Gewerbe als Wohnungen plante. Da weite Teile des Stadtteils bis heute nahezu unangetastet blieben, versprüht Groß Borstel auch heute noch einen ländlichen Charme mit starker dörflicher Gemeinschaft.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)