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Cranz

Das Tor zum Alten Land

An der südwestlichen Spitze Hamburgs, gleich neben Niedersachsen, liegt Cranz. Mit seinen Traditionslokalen, Obstplantagen und zahlreichen Hofläden ist das hübsche Dorf ein Besuchermagnet.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

1,3 km²

Einwohnerzahl

826 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

635 Einwohner/km²


Wenige Straßen

Das Tor zum Alten Land? So nennt sich Cranz. Der Stadtteil südlich der Elbe lockt viele Tagesausflügler aus der Hamburger Region an. Er ist, wie das umliegende Obstanbaugebiet Altes Land, ein beliebtes Ausflugsziel. Insbesondere zur Blütezeit im Frühjahr entfaltet der Ort seinen ganz besonderen Reiz.

Liebhaber der Region kommen gerne per Elbfähre von Blankenese; besonders am Wochenende haben viele Gäste ihr Fahrrad dabei. Radelnd ist Cranz, in dem 768 Einwohner leben, schnell erkundet. Das 1,3 Quadratkilometer kleine Örtchen hat nur vier Straßen. Ihre Namen deuten es an: Die Deiche von Elbe und Este spielen eine große Rolle in dem einstigen Schifferort. An den Deichen reihen sich in bunter Mischung die Häuserfronten entlang – von altem Fachwerk bis zum Neubau.

Das Hinterland dient fast ausschließlich dem Obstanbau. Bei einer Tour durch Cranz wird deutlich, dass sich das Altländer Örtchen im Bezirk Harburg seinen überwiegend dörflichen Charakter erhalten hat: geduckte kleine Fischerkaten, schmucke Gründerzeitbauten und alte Obstbauernhäuser ziehen die Blicke auf sich. Zahlreiche Höfe sind mit Fassaden und Prunkpforten versehen. Die Gärten und Grünflächen vermitteln eine ländliche Idylle mit viel Freiraum.

Häuser an der Flussschleife

Auch in der Estebogen-Siedlung verfügt fast jedes Haus über eine Wiese oder einen Spielplatz. Die viergeschossige Siedlung wurde in den 1970er-Jahren an einer Flussschleife im äußersten Süden des Stadtteils erbaut. Die dort lebenden Menschen sind überwiegend türkischer Herkunft. Viele gehören zur ersten Migrantengeneration, die in den 1960er-Jahren für die nahe Sietas-Werft angeworben wurden und in Cranz heimisch geworden sind.

Ein weiterer großer Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in der näheren Umgebung ist der Flugzeughersteller Airbus in Finkenwerder. Zudem gibt es noch viele Familienbetriebe, die überwiegend Äpfel, aber auch Kirschen, Himbeeren, Birnen und Johannisbeeren anbauen. In kleinen Hofläden verkaufen sie das Obst, der große Teil geht an die Verkaufsgenossenschaft Elbe Obst. Wer nicht in dieser Branche tätig ist, muss relativ lange Anfahrtswege in Kauf nehmen, um zu seinem Arbeitsplatz im Hamburger Stadtgebiet zu gelangen. Daher wird Cranz auch als „Schlafdorf“ bezeichnet.

Einstige Poststelle

Das wenig Trubelige im Ort kommt den Besuchern eher entgegen. Viele nutzen den Este-Wanderweg und genießen die entspannte Atmosphäre in der Region. Stint essen, auf die Este blicken, Geschichte inhalieren – das kann man in einer Traditionsgaststätte am Estedeich 88. Die Aufzeichnungen über das Gasthaus Zur Post reichen bis 1725 zurück. Seit dieser Zeit heißt es bei den Gästen „Komm', wir gehen zur Post“. Das Haus war einst Anlaufstelle der Postkutschen und wurde als Schankwirtschaft durch Hinrich Kramer betrieben. Über eine Poststelle, Krämerladen und Fähranleger hat es sich zu seiner heutigen Form entwickelt. Wer will, kann dort direkt mit dem Boot anlegen.

Seit einiger Zeit führen die Geschwister Wiebke und Herbert Kramer das Traditionshaus in fünfter Generation, laut Handelskammer die älteste in Familienbesitz gebliebene Gaststätte Hamburgs. Kunstvoll gedrechselte Möbel in der Gaststube verweisen auf die lange Geschichte des Hauses, im Wintergarten sitzt man an alten Nähmaschinen und genießt das saisonale Essen. Chefkoch Heino Grube sorgt mit seinem Team inzwischen seit mehr als 35 Jahren für Kontinuität in der Küche. Kleine Ferienwohnungen für Gäste und Touristen ergänzen den Betrieb.

Blick auf die Este

Nur wenige Häuser weiter präsentiert sich das Alte Fährhaus. Wie es der Name andeutet, legt hier die Fähre von und nach Blankenese an. Im Garten des Hotel und Restaurants kann man direkt an der Este sitzen. In der Nachbarschaft sind etliche Grundstücke mit einem eigenen Bootsanleger ausgestattet.

Um Boote, besser gesagt um ein faszinierendes Stück alter Bootsbaukunst, geht es auch am Estedeich 78. Die 1992 stillgelegte Bootswerft Hamburg-Cranz wurde 2008 von Stefan Cramer neu entdeckt und restauriert. Heute sind hier ein Wohnhaus mit dekorativer Stuckfassade und die alte Werkstatt auf Anfrage oder während der Tage der Industriekultur am Wasser zu besichtigen.

Rund 300 Meter entfernt taucht das innere Este-Sturmflutsperrwerk auf. Fußgänger und Radfahrer können die Este hier auf einer Rollbrücke überqueren. Von der Brücke aus schaut man auf die Sietas-Werft am anderen Flussufer sowie auf Boote und Gärten. Wer zur großen Klappbrücke am äußeren Sperrwerk geht, hat zudem einen weiten Blick bis auf das gegenüberliegende Blankenese mit seinem Süllberg. Das Sperrwerk wurde nach der Sturmflut 1962 erbaut und 2000 durch einen Neubau ersetzt.

Die Schützengilde von Estebrügge und Umgebung von 1612 e.V. und die ortsansässige Freiwillige Feuerwehr gehören zu den Gemeinschaften im Ort. Alle zwei Jahre wird hier ein Kinderschützenfest ausgerichtet. Der Arbeitskreis Cranz engagiert sich in der Stadtteilarbeit. Übrigens: Im Unterschied zu den übrigen Stadtteilen Hamburgs gehört Cranz zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Direkt am Deich

Cranz wurde erstmals 1341 urkundlich erwähnt. Zur Herkunft des Namens gibt es zwei Deutungen: Die eine besagt, dass sich der Name von einem Wirts- oder Fährhaus ableitet. So ist überliefert, dass man einst von Blankenese „zum Krantze“ am anderen Elbufer übersetzte. Eine andere weist auf die Eigentümlichkeit der Siedlung hin. Die Häuser wurden direkt am Deich gebaut, so dass sie in kranzartiger Weise an den Ufern der Flüsse Este und Lühe lagen. An der Este hat es zuvor noch eine ältere Siedlung namens Urenfleth gegeben, die aber aufgrund einer Sturmflut verschwand.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Cranz schwedisch, bevor 1712 die Dänen die Herrschaft übernahmen. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg kam Cranz 1863 zum Königreich Hannover, mit dem es 1866 von Preußen annektiert wurde. In Cranz wurden zu früherer Zeit vor allem Ziegelproduktion, Fischfang, Schiffbau und Schweinemast betrieben.

Aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 wurde Cranz als einziger Ort der Zweiten Meile des Alten Landes nach Hamburg eingemeindet; die Dritte Meile östlich der Este wurde komplett hamburgisch. Zuvor gehörte es zum preußischen Regierungsbezirk Stade. Die Sturmflut von 1962 traf Cranz schwer, wie ein Relief am Cranzer Hauptdeich zeigt. Seitdem schützen das Este-Sperrwerk und ein neuer Deich den Stadtteil vor dem Wasser.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)

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