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Eißendorf

Quartier aus Hügeln

Südlich der Elbe geht's rauf und runter. Viel Wald macht Eißendorf zu einem attraktiven Wohngebiet am Rande Harburgs.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

8,4 km²

Einwohnerzahl

25.546 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

3041 Einwohner/km²


Auf und ab

In der Schlucht, Eichenhöhe, Beerental – die Straßennamen deuten es schon an: Eißendorf zählt zu einem der hügeligsten Stadtteile Hamburgs, landschaftlich geformt durch die Eiszeit. Dort müssen sich die Bewohner auf manchen Wegen ganz schön abmühen: So ist der Langenberg mit seinen 13 Prozent Steigung eine der steilsten Straßen der Hansestadt.

Zudem besteht Eißendorf zur Hälfte aus Wald – ein Grund, warum hier viele Menschen gerne wohnen. Auf zahlreichen Wegen lässt es sich ungestört wandern, joggen und radeln. Im Winter laden die Harburger Berge zum Rodeln und – eher untypisch fürs Hamburger Gebiet – zum Skifahren ein.

Alter Ortskern im Tal

Urig geht's in Eißendorf im Göhlbachtal zu, das sich nord-westlich des Harburger Stadtparks entlang zieht. Dort liegt der alte Ortskern von Eißendorf. Fachwerk und Reetdächer der einstigen Bauernhäuser lassen ein wenig die lange Geschichte des Ortes erahnen. An dem Flüsschen Göhlbach ließen sich vor fast 700 Jahren die ersten Siedler nieder.

Das Göhlbachtal mit seinem Lohmühlenteich ist auch heute eine grüne Oase, zwischen dem Tal und der Bremer Straße liegen mehrere Kleingartenvereine. Dazu zählt der Gartenbauverein Reiherhop II von 1919, der damals für die Familien in der näheren Umgebung gegründet wurde. Heute hat der Verein 190 Parzellen, die sich teilweise in leichter Hanglage befinden.

Eißendorf selbst ist ein typischer Wohnstadtteil. Rund 24.000 Menschen leben dort auf 8,4 Quadratkilometern. Der nordöstliche Teil ist eher städtisch: Er ist geprägt von Mehrfamilienhäusern und geht fließend in Heimfeld und Harburg über. Im Süden dagegen stehen zahlreiche Einzelhäuser – teilweise versteckt auf großen Waldgrundstücken gelegen, teilweise an Hängen gebaut. Die Menschen, die dort wohnen, schätzen die Lebensqualität im Grünen.

Schöner wohnen

Aber auch in Eißendorf-Ost soll sich etwas an der Wohnqualität bessern. Die Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnungsbau hat das Quartier 2016 zum Fördergebiet im Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) erklärt. Auf diese Weise besteht die Chance, dass dortige Wohngebäude künftig aufgewertet werden. Ein Beirat aus Anwohnern und Akteuren im Quartier soll nun die Arbeit des Gebietsentwicklers unterstützen und darüber diskutieren, wie auch Grün- und Sportflächen aufgewertet werden können.

„Hauptschlagader“ des Stadtteils ist die Eißendorfer Straße. Sie verläuft auf einem Hügelrücken zwischen zwei Tälern. Dort reihen sich an einigen Abschnitten die Geschäfte aneinander, darunter Fleischerei, Fischgeschäft, Konditorei.

Unter Buchen verweilen

Der Stadtteil strahlt einfach eine gewisse Gelassenheit aus. Die überträgt sich besonders auf die Besucher des rund 520 Hektar großen Eißendorfer Forsts. In dem Naherholungsgebiet laden rund 40 Kilometer Wanderwege und 10 Kilometer Reitwege zum Genießen der Natur ein – mächtige Buchen, Eichen, Douglasien und zahlreiche andere Baumarten sind dort zu Hause. Daneben haben sich heimische Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten und Molche in mehreren angelegten Teichen angesiedelt.

Was ist eigentlich Boden? Wie ist er entstanden? Welche Funktionen kann er übernehmen? Diese und weitere Fragen beantwortet der Bodenlehrpfad Harburger Berge im Eißendorfer Waldweg. Schautafeln informieren darüber, warum der Bodenschutz notwendig ist und wie die Harburger Berge entstanden sind.

Viel Grün bietet auch der Neue Friedhof, eine Parkanlage mit zahlreichen Rhododendren und Azaleen an der Bremer Straße. Als der Friedhof 1892 als Ersatz für den Alten Harburger Friedhof angelegt wurde, befand er sich noch zwei Kilometer außerhalb des Orts – heute liegt die Begräbnisstätte mittendrin. Obwohl sie mit einer Fläche von 31 Hektar nur ein Zehntel so groß ist wie der Ohlsdorfer Friedhof, gehört sie zu den größeren Friedhöfen in Hamburg. Von einigen höher gelegenen Punkten kann man gut über Teile Eißendorfs blicken.

Das Gelände ist fast rechteckig, doch durch die Vielzahl an Grabstellen – rund 40.000 sind es – kann man sich schon mal verlaufen. Von den Denkmälern und Grabsteinen lassen sich zahlreiche Geschichten der Harburger Vergangenheit ablesen, denn dort befinden sich unter anderem Gräber von Soldaten des Ersten Weltkriegs und polnischer Zwangsarbeiter.

Kult-Imbiss

Während der Friedhof ein Ort des Innehaltens ist, rauscht der Verkehr fast ständig über die Bremer Straße. Dort betreibt Stefan Rupprecht seit mehr als zehn Jahren seine „Bruzzelhütte“. Mittlerweile ist der Imbiss Kult: Dort soll es Hamburgs beste Currywurst geben.

Rupprecht bereitet seine Wurst in zwölf verschiedenen Schärfegraden zu. Eisengaumige Curry-Fans kommen von Nah und Fern, um sich an Varianten wie „Nervenschocker“, „Feuerhammer“ und „Sterbehilfe“ zu versuchen. Inzwischen steht die Bruzzelhütte sogar im Wettbewerb mit anderen Imbissen um die schärfste Currywurst Deutschlands.

Ein Vergnügen anderer Art können die Besucher einmal jährlich auf dem Festplatz im Lübbersweg erleben. Dort richtet der Eißendorfer Schützenverein das Dorffest aus. Eine lange Tradition hat das Vogelschießen, das der Verein bereits seit 1888 veranstaltet. Hier wird allerdings nicht auf echt Vögel geschossen, sondern auf einen gefiederten Kollegen aus Holz. Die Idee zum Vogelschießen wurde in Sahlings Gasthaus geboren, eine echte Eißendorfer Institution. Das Lokal brannte Anfang des 20. Jahrhunderts ab, wurde 1912 aber wieder aufgebaut. Heute residiert dort ein griechisches Restaurant, das auch Politprominenz aus dem Harburger Rathaus zu Gast hat.

Altes Haufendorf

Eißendorf wurde 1332/1333 zum ersten Mal geschichtlich erwähnt. 1450 hieß die Siedlung noch Eytzen-dorpe. Dieser Name geht vermutlich auf einen der ersten Siedler des Haufendorfes zurück und wird mit „das Dorf des Eizo“ übersetzt. Über Jahrhunderte gehörte der Ort zum Kirchspiel Sinstorf und bestand im 17. Jahrhundert aus mehreren großen Bauernhäusern.

Die Franzosenzeit unter Napoleon brachte viel Leid nach Eißendorf: 1811 sollten Arbeitskräfte des Dorfes gezwungen werden, eine Heerstraße zu bauen, um einen zügigen Truppentransport zu gewährleisten. Doch laut Chronik wussten sich die Bauern zu wehren und schickten statt kräftiger Männer „nur Kinder, ohnmächtige Weiber und kümmerliche Personen“. Die geplante Straße (heute Bremer Straße) entstand dennoch. Sie führte von Harburg über Bremen nach Wesel. 1813 und 1814 litt Eißendorf erneut unter den Besatzern und wurde mehrfach niedergebrannt. Die Bauern hatten sich rechtzeitig in die umliegenden Wälder zurückgezogen.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstand Eißendorf an gleicher Stelle neu. Ab 1900 bekam der Ort die Folgen der zunehmenden Industrialisierung zu spüren: Bauernhöfe mussten aufgegeben werden, und die Eißendorfer Straße wurde bebaut. 1904 wurde eine eigene Kirchengemeinde gegründet und zwei Jahre später die Lutherkirche am Kirchenhang geweiht, mit ihrer Holzempore und den bemalten Holzdecken sehr ansehnlich.

Im Jahr 1910 wurde Eißendorf aus dem Landkreis Harburg in die Stadt Harburg/Elbe eingemeindet und entwickelte sich auf diese Weise zum Stadterweiterungsgebiet. Großsiedlungen entstanden jedoch erst in den 1920er- und 1930er-Jahren, als aus Harburg die Großstadt Harburg-Wilhelmsburg wurde. Zeugnisse dieser Zeit sind die verputzten Zeilenbauten in der Eißendorfer Straße sowie der Adolf-von-Elm-Hof, der im Stil des Neuen Bauens erstellt wurde und vier Backstein-Zeilen umfasst. Eißendorf kam 1937 im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes zu Hamburg.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)