Blütenpracht und Dorfidylle
Francop ist irgendwie anders. Haben sich in den Nachbarstadtteilen Neuenfelde und Cranz einige Wohnsiedlungen mit Mehrfamilienhäusern etabliert, konnte sich Francop sein dörfliches Ambiente bis heute erhalten. Doch einen Dorfkern im eigentlichen Sinne gibt es nicht: Fast alle Häuser der knapp 700 Einwohner liegen an einer einzigen langen Straße.
Der Baubestand besteht hauptsächlich aus alten Fachwerkhäusern. Diese teils prachtvollen Bauernhäuser mit ihren Schnitzereien und Verzierungen sind zusätzlicher Anziehungspunkt von vielen Ausflüglern im Alten Land. Einige von ihnen stehen sogar unter Denkmalschutz. Diese genießen das Panorama vom alten Elbdeich an der Alten Süderelbe, der direkt gegenüber der Häuser auf der anderen Straßenseite eine Art grüne Wand bildet. Hinter dem Deich findet sich nicht, wie man denken könnte, ein Fluss, sondern die Obstplantagen der Francoper Höfe.
Alles dreht sich um den Apfel
In Francop gibt der Obstanbau den Ton an. Die meisten Familien leben bereits seit Generationen in der Region des Alten Landes, dem größten Obstanbaugebiet Mitteleuropas, und setzen die ländlichen Traditionen fort. Siebzig Prozent des in Francop angebauten Obstes sind Äpfel, gefolgt von Kirschen und anderen Beerenfrüchten. Neben Klassikern wie Elstar, Jonagold und Holsteiner Cox gewannen in den vergangenen Jahren auch wieder zunehmend alte Sorten wie der Finkenwerder Herbstprinz oder der Seestermüher Zitronenapfel an Bedeutung.
Über 20 Obstanbaubetriebe existieren heute noch in Francop und da die meisten Höfe ihr Obst auch direkt zum Mitnehmen anbieten, decken sich viele Besucher meist gleich körbeweise mit frischen Früchten oder auch Marmeladen ein.
Dorfleben und Infrastruktur
Ein besonderer Termin für die Francoper und ihre Nachbarn ist das große Erntefest, das seit 1999 gefeiert wird. Alle zwei Jahre, immer im ungeraden Jahr also, findet das Fest nach der Erntezeit am ersten November-Wochenende statt. Festlich geschmückte Trecker und Erntewagen ziehen dann durch den Ort, anschließend wird auf einem der Höfe ausgiebig gefeiert. Der Austragungsort ändert sich jedes Mal, doch die riesige Kaffeetafel mit selbstgebackenen Kuchen ist obligatorisch. Ein kleines Kinderprogramm und Musik und Tanz am Abend runden das Fest ab.
Die Infrastruktur ist aufgrund der geringen Einwohnerzahl überschaubar. Es gibt weder Geschäfte, noch Kitas oder Schulen. Für die Dinge des täglichen Bedarfs fahren die Bewohner daher nach Jork oder Neugraben-Fischbek. Der öffentliche Nahverkehr ist immerhin mit zwei Buslinien vertreten: die Linie 157 zur Anbindung an den Harburger Bahnhof und die Linie 257 zur S-Bahn Neugraben.
Am besten lassen sich Francop und seine Umgebung mit dem Drahtesel erkunden. Ein besonderes Erlebnis ist es, während der Obstblüte im Frühling und Sommer durch die Landschaft zu fahren, wenn die Kirsch- und Apfelbäume aufblühen. Einen schönen Blick auf die Blütenpracht hat man vom Elbdeich aus. Der besteht bereits seit 1460 und ist seit 1977 ein Kulturdenkmal. Von Francop aus ist auch Jork nur noch einen Apfelwurf weit entfernt. Ein Ausflug ins Landesinnere auf dem Obstmarschenweg lohnt sich in jeden Fall.
Francops Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung Francops stammt aus dem Jahr 1235, vermutlich ist das kleine Dorf aber bereits Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. Namensgeber war der Ortsgründer Franko, die Endung -cop ist mittelniederländisch und war eine Bezeichnung für Siedlungsbeamte. Denn holländischen Siedlern ist es zu verdanken, dass aus der einstigen Sumpflandschaft im Urstromtal der Elbe durch Eindeichung, Entwässerung und Kultivierung die für das Alte Land typischen Marschhufen- und Deichhufendörfer entstanden.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wachsen dort nun schon die Obstbäume, anfangs viele Pflaumen, heute vor allem Äpfel. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 gehörte Francop zusammen mit Cranz und Neuenfelde zum Hamburger Teil des Alten Landes.
Wie viele andere Stadtteile im Hamburger Süden, war auch Francop von der großen Sturmflut von 1962 betroffen. Den Flutopfern, die damals starben, ist heute ein Denkmal in Francop gewidmet.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)