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Harburg

Lebendiger Stadtteil mit eigenem Hafen

Harburg und Hamburg – ähnliche Namen und doch zwei Welten, dazwischen die Elbe. Harburg steht für die renommierte Technische Universität TUHH, ein reiches Kulturleben, ganze Straßenzüge im Gründerzeitstil – und für das mit Abstand größte zusammenhängende Stadtentwicklungsgebiet Hamburgs nach der HafenCity.

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Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

3,9 km²

Einwohnerzahl

28.933 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

7419 Einwohner/km²


Harburg in Kürze

Bei einem Spaziergang durch Harburg entdeckt man wunderhübsche Fachwerkhäuser, noble Jugendstilhäuser und historische Industrieanlagen. An der Technischen Universität Hamburg forschen Hochleistungswissenschaftler und im Binnenhafen entsteht ein neues lebendiges Viertel. Gleichzeitig leben hier überdurchschnittliche viele Menschen mit geringem Einkommen.

Harburger Binnenhafen

Er ist architektonisch besser gelungen als die HafenCity, sagen nicht nur Harburger. Im Channel Hamburg, so wird das Stadtentwicklungsprojekt im Harburger Binnenhafen genannt, mischt sich der Charme alter Backstein-Industriehallen und Kontorhäuser mit innovativer Architektur. Das neue Wahrzeichen des Binnenhafens ist der 75 Meter hohe Channeltower, der nicht weit vom denkmalgeschützten Palmspeicher und dem historischen Fleethaus in die Höhe ragt. Das Fleethaus diente früher als Kornspeicher und wurde zum modernen Büro- und Parkhaus umgestaltet. Am Schellerdamm fällt das dreistöckige Kontorhaus mit Stuckornamenten auf, das in scharfem Kontrast zum riesigen Silo-Gebäude steht. Der Silo ist ein ehemaliger Getreidesilo von 1936, der mit Glasfassaden ummantelt und um sieben Stockwerke erhöht wurde.

Der Channel Harburg hat sich als Technik- und Wissenschaftsstandort sowie als Heimat kleinerer Dienstleister etabliert. Nicht nur zum Arbeiten und Forschen, sondern auch zum Speisen zieht es Menschen ins Binnenhafen-Quartier. Im Erdgeschoss des Silos befindet sich das Nobelrestaurant Silo16. Am Schellerdamm liegen weitere renommierte Lokalitäten. Das Viertel wandelt sich ständig und neue Wohnquartiere wie das Marina mit 162 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen zurzeit am Kanal.

Wasser ist immer in Sichtweite, das Hafenbecken und diverse Kanäle verleihen dem Binnenhafenviertel maritimes Flair. An den alten Hafen erinnert der historische Kran, der schon 1910 3.000 Kilo heben konnte. Ein historisches Highlight ist die alte Harburger Elbbrücke von 1899. Wer Harburg mit dem Rad ansteuert, fährt ab Veddel die alte Reichsstraße entlang und passiert die Süderelbe über die imposante Brücke, die für Fußgänger und Radfahrer freigegeben ist.

Schöne Ecken in der Innenstadt

Die Harburger sind stolz auf ihre zahlreichen historischen Gebäude. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt sollte man sich unbedingt das prächtige Rathaus anschauen, das mit Blattwerk und Ranken aus Sandstein verziert ist. Nach der Zerstörung 1944 bauten die Harburger es im Neorenaissance-Stil wieder auf. Von dort aus gelangt man schnell zur Harburger Schloßstraße, in der sieben denkmalgeschützte Häuser stehen. Eines von ihnen ist das Bornemannsche Haus, das aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammt und bis zum Zweiten Weltkrieg eine Textilfärberei und beherbergte. Im historischen Gasthaus Goldener Engel von 1740 befindet sich heute ein gleichnamiges, beliebtes Lokal.

Das älteste Gebäude Harburgs ist übrigens das Schloss, auch wenn man es ihm nicht ansieht. Die Kellergewölbe und Teile der Außenmauern stammen aus dem 14. Jahrhundert. Ein Abstecher in die Lämmertwiete lohnt sich auf jeden Fall. In dieser urigen Straße schmiegen sich die Fachwerkhäuser aneinander, manche davon sind altersschief und krumm. Wir laufen durch die 91 Meter lange Kneipenstraße Harburgs, in der sich vor allem jüngere Harburger abends auf ein Bier, einen Cocktail oder einen Imbiss treffen. Wer ein bisschen Grün tanken möchte, wandert über den Alten Friedhof nach Wilstorf zum Außenmühlenteich, dem Naherholungszentrum der Harburger. 

Als sich Harburg im 19. Jahrhundert zu einem Industriestandort entwickelte, entstand der heutige Problemkiez Phönix-Viertel als typische Arbeitergegend. Die Hamburger Gummi-Waaren Compagnie stellte Tausende Arbeiter ein, die neben den riesigen Fabrikanlagen in den noch heute ansehnlichen Wohnstraßen lebten. Die Gummiwaren Fabrik wanderte 2009 nach Lüneburg ab, die beeindruckenden Industrieanlagen aus dunklem Backstein, die sich am Autobahnzubringer entlang winden, stehen heute leer. Mit einer Ausnahme: Die bedeutende Falkenberg-Sammlung, die zum Bestand der Deichtorhallen gehört, wird in einer alten Lagerhalle ausgestellt.

Harburger Kultur

Das Archäologische Museum für Früh- und Neuzeit richtet sich an Geschichtsinteressierte und an Familien mit Kindern. Seit 2001 befindet sich auch die mittlerweile zu den Deichtorhallen gehörende Sammlung Falckenberg in den Harburger Phoenix-Hallen. Etwa 2.000 Arbeiten der zeitgenössischen Kunst sind dort zu besichtigen. Musik- und Theaterliebhaber kommen in Harburg ebenfalls auf ihre Kosten. Sie gehen ins Kulturzentrum Komm du, wo traditionell nach jeder Veranstaltung der Hut rumgeht. Im Stellwerk auf dem alten Bahnhofsgelände organisieren Ehrenamtliche tolle Jazz-Live-Acts in coolem Ambiente, während es Rockfreunde in den Club Marias Ballroom zieht.

Bekannte Harburger

Aus Harburg kam der Mediziner Hans-Gerhard Creutzfeldt, der 1920 die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entdeckte. 1962 ist der Entertainer und Schriftsteller Heinz Strunk in Harburg geboren und aufgewachsen. In seinem teils autobiografischen Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ wird eine Kindheit im kleinbürgerlichen Milieu im Süden Hamburgs beschrieben. Eine bekennende zugezogene Harburgerin ist die NDR-Moderatorin Bettina Tietjen, die hier seit langem mit ihrer Familie lebt und sagt: „In Harburg fühle ich mich einfach wohl!“

Geschichtliches

Harburg wurde erstmals 1130 als Horeburg erwähnt. Hore bedeutet so viel wie Sumpf oder Morast, denn Harburg lag damals inmitten von Elbarmen und Mooren. Schon im 14. Jahrhundert konkurrierten Hamburger und Harburger darum, wer den bedeutenderen Hafen hat. Da die Süderelbe im Mittelalter sehr viel mehr Wasser als die Norderelbe führte, liefen die Schiffe meistens den Harburger Hafen an, wenn sie über die Elbe zur Nordsee schipperten.
Hamburg setzte zum Gegenschlag an und kaufte Moorwerder und Gebiete südlich der Elbe. Von dort aus dämmten sie den Zustrom zur Süderelbe ein. So hat Hamburg der Stadt Horeburg, die damals zu Braunschweig-Lüneburg gehörte, buchstäblich das Wasser abgegraben. Die Süderelbe versandete, während der Hamburger Hafen von der jetzt wasserreichen Norderelbe profitierte. Harburg war jahrhundertelang eine selbstständige Stadt und wurde erst im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937/38 nach Hamburg eingemeindet.

*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)