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Moorburg

Elbdorf im ständigen Wandel

Ob Kohlekraftwerk, geplante Schlickdeponie oder künftige Hafenautobahn: Der Ort südlich der Elbe macht immer wieder bewegte Zeiten durch.

Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de

Der Stadtteil in Zahlen

Fläche

10,0 km²

Einwohnerzahl

718 (31. Dez. 2023)

Bevölkerungsdichte

72 Einwohner/km²


Moorburger ziehen weg

Idyllisch breiten sich in Moorburg Bauernhäuser, landwirtschaftliche Flächen sowie Wiesen mit Obstbäumen aus. Südlich des Moorburger Elbdeiches befinden sich Einzelhäuser sämtlicher Bauepochen, die von großzügigen Gärten umgeben sind. Einst wurde das Dorf im Bezirk Harburg „das kleine St. Pauli“ genannt, da es so quirlig und lebendig war. Doch als es 1982 zum Hafenerweiterungsgebiet wurde, verkauften fast 80 Prozent der Bewohner Haus und Grund an die Stadt Hamburg und verließen den Ort. 

Die Stadt vermietete die Häuser über ihre Wohnungsbaugesellschaft, Inhaber gaben ihre Geschäfte auf. Die verbliebenen Bewohner befürchteten, dass Moorburg ein ähnliches Schicksal wie Altenwerder ereilen würde, das bis auf die Kirche dem Hafen weichen musste. Es kam anders: Denn das Hafengeschäft brach ein, der Containerverkehr wuchs weniger stark als erwartet – und der Hafen wurde nicht ausgebaut.

Künstler kommen

Das führte zu einem gewissen Aufbruch in Moorburg: In den vergangenen Jahren wurden viele Häuser saniert, und mittlerweile gibt es einen Bestandsschutz bis 2035. Obwohl die Bewohner damit über keine langfristige Sicherheit verfügen, haben sich in dem kleinen Elbort immer mehr Künstler angesiedelt, die die Abgeschiedenheit des Stadtteils zu schätzen wissen. Auch Musiker Ulrich Wendt ist nach Moorburg gezogen, der die Musik für Filme wie „Im Juli“ und „Getürkt“ des bekannten Hamburger Regisseurs Fatih Akin komponierte.

Einen erneuten Wandel führte die Senatsdrucksache 20/13587 für die Anwohner herbei: Mit dieser besiegelte die Hamburgische Bürgerschaft den Verkauf von 161 Immobilien und Grundstücken in Moorburg an die Wohnungsbaugesellschaft SAGA/GWG. Das sind rund 90 Prozent der Immobilien in dem Stadtteil. Sie werden nach Erbbaurecht für 75 Jahre an die SAGA abgegeben. Einige Moorburger befürchten seitdem, dass der Ort aufgrund von günstigen Neubauten seiner Eigenheiten beraubt wird. Zudem werden die geplante Deponie für kontaminierten Hafenschlick, die Ost-West-Straßenverbindung zwischen Bundesautobahn A7 und A1 und das Vattenfall-Kohlekraftwerk ebenfalls Auswirkungen auf das Leben im Stadtteil haben.

Kultur und Freizeit im Stadtteil

Die Infrastruktur des Orts hatte sich bereits in den 2000er-Jahren weiter verändert. Der Hamburger Senat wollte die Moorburger Grundschule 2004 schließen, unterließ dies jedoch zunächst – nach Bürgerprotesten. Organisatorisch wurde die Grundschule vorübergehend die Zweigstelle der Schule in Neuenfelde. Da allerdings die Anmeldezahlen nicht ausreichten, wurde die Schule 2007 endgültig geschlossen.

Sie wurde 2009 an den Kulturverein Elbdeich e.V. vermietet. In der ehemaligen Pausenhalle befindet sich der Kultursaal. Klassenräume werden von Musikgruppen, Druckerei, Fotoatelier und offener Kunstwerkstatt genutzt. Auch die fahrende Märchenpuppenbühne „Die Sterntaler“ veranstaltet dort ihre Aufführungen. Freizeitangebote gibt es für Kinder und Jugendliche zudem im Moorburger Turn- und Sportverein, im Schützenverein und in der Jugendfeuerwehr.

In Moorburg macht es vielen Aktiven Spaß, auf dem Weg neben dem Deich zu radeln und zu skateboarden. Spaziergänger erklimmen gerne den Moorburger Berg der HPA, ein künstlich aufgeschütteter Hügel von mehr als 20 Meter Höhe am Moorburger Elbdeich. Oben warten Parkbänke auf den ausgedehnten Magerrasenflächen; dazu locken Streuobstwiesen, Totholzgebiete und wertvolle Feuchtbiotope. Bei klarer Sicht kann man über das Containerterminal Altenwerder bis zur Hamburger Innenstadt blicken.

Obwohl es ihn nicht mehr gibt, ist der Wasserturm Moorburg Namensgeber eines Restaurants im Stadtteil. Der 40 Meter hohe Turm, 1904 gebaut, gehörte zur ersten Generation technischer Bauwerke in Moorburg. Noch 1930 als Wahrzeichen der Gemeinde gepriesen, wurde er 1952 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Wallfahrtsstätte

Die erste Ansiedlung Moorburg wurde urkundlich nicht erwähnt. Es ist jedoch überliefert, dass dort 1309 – als Filiale der Kirche in Wilsdorf – eine Kapelle zu Ehren der Maria Magdalena errichtet wurde. Gläubige gingen davon aus, dass sie ein wundertätiges Heiligenbild beherbergt. Daher entwickelte sich die Kapelle über die folgenden Jahrhunderte zu einem bekannten Wallfahrtsort. Sie stand bis 1597 auf einer Warft am Moorburger Kirchdeich. Im gleichen Jahr wurde die Kirche St. Maria Magdalena geweiht.

Moorburg trug ursprünglich den Namen „Glindesmoor“ und ist einer der ältesten Stadtteile Hamburgs. 1375 kaufte Hamburg den Herzogen von Braunschweig-Lüneburg das strategisch gut gelegene Gebiet ab. Nicht ohne Hintersinn: Die Stadt konnte bis dahin nur die Schiffe auf der Norderelbe mit Zöllen belegen, nun war das auch für die Süderelbe möglich, die damals zahlreiche Kapitäne bevorzugt als günstigen Schleichweg befuhren.

Süderelbe überwacht

Deshalb errichtete Hamburg 1390 eine Burg, die nach dem Landschaftscharakter Moorburg genannt wurde, um von dort aus die Einhaltung der Vorschriften zu kontrollieren und das Stapelrecht auszuüben. Das bedeutete, dass die Kaufleute für die Waren auf den Schiffen entweder Zölle zahlen oder ihre Waren in Hamburg einige Zeit zum Verkauf anbieten mussten.

Dies führte zu einem langwierigen Streit mit den Lüneburger Herzögen, die im benachbarten Harburg residierten und ihre Rechte verletzt sahen. 1686 wurde die Moorburg von Truppen des Herzogs Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle besetzt, der alte Ansprüche auf den Besitz Moorburgs geltend machte. Mit seinem Versuch scheiterte er jedoch. Im Laufe der Zeit verfiel das Burggebäude allmählich und wurde schließlich nur noch landwirtschaftlich genutzt. 1821 wurde es abgebrochen.

Ende des 18. Jahrhunderts betrieben zahlreiche Moorburger Bürger Handel, indem sie Gemüse und Milch in Hamburg oder Altona an Kunden verkauften. 1883 erhielt Moorburg einen gepflasterten Weg und eine Klinkerbahn, so dass viele Radler vom Dorf aus weitere Fahrten ins Umland unternahmen. Einige Jahre später erbaute Moorburg einen neuen Landungsdamm, an dem die Hamburger Dampfschiffe anlegen konnten. Dadurch kamen noch mehr Ausflügler in den Ort, um in den nahegelegenen Forsten zu wandern. 

Bis 1937 blieb Moorburg der einzige Stadtteil südlich der Elbe. In den Jahrzehnten danach wuchs der Hamburger Hafen stark und es wurde mehr Platz nötig. Nur der Süden bot genügend Flächen für weitere Containerterminals. 1981 wurde schließlich die Räumung Moorburgs beschlossen – und die meisten Bewohner verließen das Dorf. 

*Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein / Melderegister (Stand: Jan 2019)

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