Wenig Trubel und bezahlbarer Wohnraum
Zugegeben, wer den Trubel der Großstadt liebt, ist in dem Walddorf Bergstedt wahrscheinlich nicht ganz richtig: Zahlreiche Reiterhöfe, Naturschutzgebiete und ein dörfliches Treiben prägen den Charakter des Stadtteils. Daneben zeigen einige Villen, dass es hier auch durchaus gehobener zugehen kann. Aufmerksamkeit zieht Bergstedt alljährlich vor allem mit dem Hamburg-Cup für Spring- und für Dressurreiter auf sich, der auf dem Hof Bohnhoff stattfindet.
Dass man sich hier an Hamburgs grünem Stadtrand befindet, macht sich allerdings auch an der Anbindung bemerkbar: Die 16 Kilometer bis in die Innenstadt legt man mit Bus und Bahn in rund einer Stunde zurück. Die dörfliche Idylle zieht jedoch nicht nur Naturliebhaber an, sondern auch Familien und Menschen, die nach verhältnismäßig erschwinglichen Grundstücken und Wohnraum vor den Toren in Hamburgs Nordosten suchen.
Denkmalgeschützter Ortskern
Sehenswert ist die alte Backsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert, die auch von vielen Besuchern außerhalb des Stadtteils frequentiert wird. Jedes Jahr, am ersten Sonntag im Mai, wird rund um die Bergstedter Kirche zudem die „Bunte Meile“ zelebriert. Bei dem beliebten Stadtteilfest mit Flohmärkten und Veranstaltungen stellen Bergstedter Vereine und Einrichtungen ihre Arbeit vor. Musik und Tanzdarbietungen auf der Kulturbühne sowie ein reichhaltiges Angebot für das leibliche Wohl ziehen alljährlich zahlreiche Besucher an.
Bergstedt entstand ursprünglich übrigens ein sogenanntes Rundorf, und das ist auch noch heute erkennbar: Die Höfe und Häuser sind rund um den Dorfteich platziert. Dort befindet sich auch der Siemers'sche Hof, der 1757 als reetgedecktes Bauernhaus erbaut wurde und heute viele Aufgaben erfüllt. Nachdem das Gebäude 1870 abgebrannt war, wurde es wieder aufgebaut und beherbergt unter anderem einen Kindergarten, Arztpraxen, Büroräume und ein Café.
Flüsse rund um Bergstedt
In Bergstedt befindet man sich nicht nur inmitten von Wald, Wiesen und Naturschutzgebieten, sondern auch stets in Wassernähe. Hier fließen unter anderem die Rodenbek, die Lohbek, die Furtbek und die Saselbek durch den Stadtteil. Bek bezeichnet dabei den norddeutschen Begriff für einen Bach.
Zum Erkunden gut geeignet sind die beiden, von Wasserläufen durchzogenen, Naturschutzgebiete Hainesch Iland und das Rodenbeker Quellental. Letzteres befindet sich im äußersten Norden des Stadtteils. Drei Wasserläufe, die der Alster, der Rodenbek und der Bredenbek umgeben als natürliche Grenzen das Naturschutzgebiet. Bei einer Wanderung durch die Flusstäler entdeckt man an den Hängen Rinnsale, die ins Tal fließen. Diese Quellen gehören zu den wenigen natürlichen Wasseraustritten in Hamburg und geben daher dem Naturschutzgebiet seinen Namen: Rodenbeker Quellental. Aufgrund der vielen Wasserläufe eignet sich Bergstedt auch gut für Ausflügler, die gern mit dem Kanu unterwegs sind.
Unberührtes Alsterufer
Der Alsteroberlauf begleitet eine vom Menschen nahezu unberührte Uferlandschaft mit zahlreichen botanischen Besonderheiten wie hohen Schlüsselblumen, gelben Buschwindröschen und Veilchen. Im Frühjahr besonders imposant anzusehen sind die schön leuchtenden Sumpfdotterblumen. Doch das Gebiet lädt nicht nur zu idyllischen Spaziergängen, sondern auch zu ausgedehnten Paddeltouren mit dem Kanu ein. Und wer sich nach so viel sportlicher Aktivität stärken möchte, dem sei das Gasthaus Quellenhof empfohlen. Auf der großen Sommerterrasse kann man mit Blick auf den Rodenbeker Teich herrlich entspannen und Spezialitäten der Region genießen.
Im Hainesch Iland, im Süden Bergstedts, gelangt man in ein weiteres reizvolles Gebiet aus Weiden, Wiesen und Obstgärten und dem bewaldeten, steilen Tal der Saselbek. Dort findet sich zudem eine ornithologische Seltenheit: der vom Aussterben bedrohte Eisvogel. Der kobaltblau schillernde Vogel hat an den zerklüfteten Hängen der Saselbek sein Brutrevier – auch ein Indikator für das saubere Wasser im Naturschutzgebiet. Wer Richtung Mühlenteich spaziert, vorbei an Sumpfwiesen und Fischteichen, gelangt zum wunderschön gelegenen Restaurant Alte Mühle – ein Idyll am Rande des Naturschutzgebietes. Im Hauptgebäude aus dem 16. Jahrhundert wird traditionelle und neue deutsche Küche serviert. Den nostalgischen Charme gibt’s gratis.
Bergstedt im Wandel der Zeit
Im Jahr 1248 wurde Bergstedt erstmals urkundlich unter dem Namen Bericstede erwähnt. Der Name geht auf den sächsischen Ortsgründer Beric zurück. Bergstedt war jahrhundertelang landwirtschaftlich geprägt, seit Familie von Wedel Anfang des 14. Jahrhunderts einen Herrenhof mit der Rodenbeker Mühle bewirtschaftete.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg verarmte die Landbevölkerung auch in Bergstedt. Schließlich Jahr 1750 nahm die Stadt Hamburg Bergstedt von den hochverschuldeten Herzögen von Holstein-Gottorp als Pfand. Nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864 geriet Bergstedt dann an Preußen, bis es 1937 in die Freie und Hansestadt Hamburg eingemeindet wurde.
Erst seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts setzte der moderne Wohnungsbau in Form von Einzel- und Mehrfamilienhäusern ein, in denen zumeist junge Familien und Neu-Hamburger wohnen.
*Quelle: Stadtteilprofile Hamburg, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)