Walddorf an der Grenze zu Schleswig-Holstein
Die über 6.000 Bewohner Duvenstedts wohnen in ländlicher Abgeschiedenheit an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Der 6,8 Quadratkilometer große Stadtteil zählt zu den sogenannten Hamburger Walddörfern und ist umgeben von einzigartigen Naturschutzgebieten.
Die Alster bildet die natürliche Grenze im Osten, im Süden liegt Lemsahl-Mellingstedt und im Nordwesten Schleswig-Holstein. Wer autofrei in die Innenstadt gelangen möchte, muss dafür etwa 45 bis 50 Minuten in Kauf nehmen. Zunächst geht es mit den Bussen 176, 276 zur U1-Station in Ohlstedt oder zur S1-Station in Poppenbüttel und von dort aus weiter mit der Bahn.
Familienhochburg und Naturparadies
Im Stadtteil leben mit fast 33 Prozent überproportional viele Familien, darunter etwa 25 Prozent Kinder, die zur Duvenstedter Grundschule oder auf weiterführende Schulen in Poppenbüttel oder Ohlstedt gehen. Die Einwohnerzahl Duvenstedts hat sich in den letzten 20 Jahren nahezu verdoppelt. Kinder sind im Ortsbild sehr präsent, sie düsen auf Rädern oder Rollern den Bürgersteig entlang oder reiten über die Koppeln, die es auch mitten in Duvenstedt noch gibt.
Neben den Kindern fallen die zutraulichen Tiere auf. Spechte hacken auf Bäume ein, abends wuseln Igel über den Rasen, Rehe springen über die nahen Wiesen und nachts hört man die Käuzchen rufen. Für Tierliebhaber und Outdoor-Sportler ist Duvenstedt wirklich ein ideales Biotop.
Das weiß auch der Duvenstedter Gerhard Delling zu schätzen. Der bekannte TV-Moderator der ARD, joggt gern durch den Duvenstedter Brook, das Wittmoor oder an der Alster entlang. Überhaupt kommen Sportsfreunde in Duvenstedt voll auf ihre Kosten. Denn mit der Tennishalle Eichenhof, dem Reiterhof Iden und dem Sportverein Duvenstedter SV ist das Sportangebot breit gefächert.
Wohnen in Duvenstedt
Im wohlhabenden Duvenstedt wuchsen seit den 1990er-Jahren eine Reihe von Neubausiedlungen aus dem Boden – unter anderem die zitronengelben Holzhäuser auf dem Gelände des alten Kinderkrankenhauses. Das Besondere: dort leben Wohnungseigentümer und Zuwanderer in Mietwohnungen Tür an Tür.
Gegenüber, am Duvenstedter Triftweg, liegt das historische Reetdachlokal Alster Au und auf einer Anhöhe die Lichtwark-Villa. Dort brachte der impressionistische Maler Paul Lichtwark viele Hamburg-Motive auf die Leinwand, unweit davon thront auf einer Anhöhe ein festungsartiger Bungalow.
In Duvenstedt bildete sich über die Zeit ein ganz spezieller architektonischer Mix mit Spitzdachhäusern der 1950er-Jahre, Bungalows der 1960er-Jahre, historischen Reetdachkaten, Stadtvillen, Kaffeemühlen und Neubausiedlungen heraus. Der ästhetischen Harmonie schadete die Vielfalt an Wohnformen nicht – vielleicht, weil die weitläufigen Grundstücke für Abstand sorgen.
Alt-Duvenstedt
An wenigen Plätzen blitzt das historische Duvenstedt hervor. Am Specksaalredder erinnert eine restaurierte Strohdachkate von 1743 ans alte Dorf. Die hübsche Reetdachkate am Schleusenredder, eine ehemalige Polizeiwache, und die alte Dorfschule befinden sich seit langem in Privatbesitz.
Von den alten Bauernhöfen wird nur noch der Iden-Hof bewirtschaftet, der von der alteingesessenen Familie jetzt als Reiterhof geführt wird. Der 2014 abgerissene Kastanienhof wurde von der Familie Kröger als Reetdachhotel neu erbaut. Sehenswert ist auch die Holzhaussiedlung im skandinavischen Stil im Sarenweg an der Alster. Die einfachen Häuschen mit Grasdach entstanden in den 1940er-Jahren und dienten einst als Unterkünfte für NSDAP-Parteifunktionäre.
Duvenstedter Markt
Das alte Bauerndorf verschwand, doch das Dorfleben blieb erhalten. Heute trägt das große Freizeitangebot zum hohen Wohnwert Duvenstedts bei. Vom plattdeutschen Amateurtheater über das 120 Musiker starke Blasorchester bis zu Kinderhort, Sprachkursen und Feldenkrais fördert die Vereinigung Duvenstedt seit Jahrzehnten Kultur- und Bildungsaktivitäten. Als Schaltstelle und Versammlungsort dient dabei das Max-Kramp-Haus.
Der Verein Duvenstedt aktiv initiierte 2011 die 750-Jahres Feier und kurbelt unermüdlich das Gewerbe an. Die 80 Vereinsmitglieder gestalteten den verschlafenen Duvenstedter Markt in eine attraktive Einkaufsstraße um, in der auch Kunden aus den umliegenden Stadtteilen einkaufen. Die gemütliche Einkaufsmeile ist immer gut besucht. Kein Wunder, denn dort finden die Walddörfler alle Produkte für den täglichen Bedarf, dazu Apotheken, ein Reformhaus und zahlreiche Arztpraxen. Eine weitere Einkaufsmöglichkeit bietet der Wochenmarkt an der Ecke Duvenstedter Damm/Lohe.
Genießer schätzen das beliebte Eiscafé Duvenstedt und alkoholische Getränke von Hamburgs ältestem Weinkontor Wehber. Bekannt für seine gute Küche ist das renommierte Restaurant Lenz direkt am Duvenstedter Markt. Eine besondere Erfolgsgeschichte schrieb der Friedrich Oetinger Verlag an der Poppenbüttler Chaussee, der mit Kinderbüchern wie Pippi Langstrumpf, Sams und den Romanen von Cornelia Funke Weltruhm errang. Die Autorin lebte übrigens jahrzehntelang in Duvenstedt.
Natur pur
Duvenstedt liegt an den besonders interessanten Naturschutzgebieten Wittmoor und Duvenstedter Brook, die fast vollständig zu den Nachbarstadtteilen gehören. Auf Spazierwegen entlang der gewundenen Alster kann man bis in die Innenstadt radeln. An einigen versteckten Plätzen lassen sich auch in Duvenstedt echte Naturidyllen entdecken. So wächst am Himmelsmoor eine Streuobstwiese mit schönen Obstbäumen. Am Ellernbusch liegt eine naturbelassene Wiese mit Sumpfdotterblumen und anderen seltenen Pflanzen.
Das Duvenstedter Naturbad wird aus reinem Brunnenwasser gespeist und bietet tollen Badegenuss. 60 Euro kostet eine Saisonkarte, mit der man auch außerhalb der Badezeiten schwimmen kann. 1984 nahmen die Duvenstedter den Schwimmbadbetrieb selbst in die Hand und führen seitdem ihr kleines schönes Bad im Eigenbetrieb. Typisch Duvenstedt eben!
Die Geschichte Duvenstedts
Schon in der Jungsteinzeit, also Tausende Jahre vor Christi, siedelten Menschen auf Duvenstedter Boden. Aus der Zeit um Christi Geburt datiert ein Eisenschmelzplatz am Rögensort. 1261 wurde Duvenstedt zum ersten Mal erwähnt – der Name Duve leitet sich von Taube her.
Wie überall hatten die leibeigenen Bauern es schwer, sie mussten abwechselnd für das Hamburger Domkapital, den holsteinischen Herzog oder das Amt Tremsbüttel Frondienste leisten. 1750 kam es zu einem Aufstand, als der damalige Wohldorfer Pächter den Duvenstedter Wald für sich beanspruchte, denn dort ließen die Bauern ihr Vieh weiden. Sie rebellierten und fielen mit Forken und Äxten im Nachbarort ein. Ob sie Erfolg hatten, ist leider nicht überliefert.
1866 fiel Duvenstedt an Preußen und verwandelte sich allmählich in einen Großstadtvorort. Duvenstedt galt als Geheimtipp für Ausflügler, insbesondere, nachdem 1907 die Kleinbahn nach Wohldorf tuckerte – am Wochenende extra mit doppelstöckigen Anhängern, um allen Touristen genügend Platz zu bieten. Die Ausflugsgäste kehrten gern im Lokal Alster Au ein und legten von dort aus mit einem Kahn zu Alstertouren ab. Als Duvenstedt 1937 nach Hamburg eingemeindet wurde, gab es noch sieben Gasthäuser für Ausflugsgäste im kleinen Stadtteil.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)