Grüne Idylle
Rund 15 Kilometer nördlich des Hamburger Rathauses eröffnet sich eine andere Welt. Wege unter Bäumen entlang der Alster und des Nebenflüsschens Susebek laden zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Hummelsbüttel überzeugt durch seine grünen Qualitäten. Hier lebt es sich nicht so hektisch und geschäftig wie in Hamburgs Zentrum, sondern wesentlich ruhiger.
Das wissen auch die knapp 17.500 Einwohner, von denen rund ein Viertel älter als 65 Jahre alt ist. Familien mit Kindern wohnen hier trotz fehlenden Bahnanschlusses ebenfalls gerne, ihr Anteil liegt bei rund einem Fünftel.
Bunter Baumix
Was die Wohnmöglichkeiten angeht, ist der Stadtteil sehr vielseitig: Im Südosten an der Alten Landstraße, direkt am idyllischen Lauf der Alster, stehen exklusive Einzelhäuser und vereinzelt Villen. Am Alsterwanderweg hat es sich zum Beispiel Achim Reichel, Gründer der Beatband The Rattles, in einer Reetdachvilla gemütlich gemacht. In der Nähe geht's durch beschauliche Seitenstraßen mit Einfamilienhäusern und gepflegten Gärten.
Gleichzeitig befinden sich in Hummelsbüttel Großsiedlungen aus den 1970er-Jahren: Im Südwesten am Lentersweg und im Norden im Tegelsbarg, wo rund 7.000 Menschen zu vergleichsweise moderaten Mieten leben. Der Anteil sozial geförderter Wohnungen zählt in Hummelsbüttel zu den höchsten unter den Hamburger Stadtteilen. Er beträgt etwas mehr als 27 Prozent, was dem Anteil der Ein- und Zweifamilienhäuser entspricht. Auch große Gewerbegebiete und Landwirtschaftsflächen gibt es im Stadtteil.
Monte Müll als Aussichtspunkt
Diese sehr unterschiedlichen Areale sind gut zu erkennen, wenn man den 76 Meter hohen ehemaligen und mittlerweile begrünten Müllberg besteigt. Der „Monte Müll“, wie er im Volksmund genannt wird, bietet bei klarem Wetter einen Weitblick auf die Hamburger Skyline im Süden, bis zu den Harburger Bergen. Im Winter dient er auch als halsbrecherische Rodelpiste.
Zu Füßen des Bergs liegt der Hummelsee, der nicht nur bei Anglern, Spaziergängern und Radfahrern beliebt ist: Besucher lassen mitunter Modellboote über das Gewässer schippern. Südlich davon befinden sich die beiden Naturdenkmale Ohlkuhlenmoor und Hüsermoor, die Teil des Naturschutzgebietes Hummelsbütteler Moore sind, sowie ein Teil des Ausflugsziels Raakmoor an der Grenze zu Langenhorn.
Sehenswerte Tierwelt
Das Raakmoor in der Hummelsbüttler Feldmark wurde vor und während des Zweiten Weltkrieges durch Torfgewinnung und Entwässerung beinahe zerstört, ist jedoch in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich renaturiert worden. In einigen Bereichen leben zum Beispiel der Moorfrosch, die Kreuzotter und Libellen. Aussichtskanzeln verhelfen zu einem weiten Blick über das Refugium, in dem sich auch Rehe wohlfühlen.
Die Sievertsche Tongrube noch weiter südlich – ebenfalls ein Naturdenkmal – ist ein Überbleibsel einer großen Ziegelei, die Ende der 1950er-Jahre stillgelegt wurde. Besucher können dort auf Pfaden entlangwandern und auf einer Freifläche Pflanzen wie Tausendgüldenkraut, Augentrost und Schwarzwerdende Weide bewundern. Das zehn Hektar große Gebiet beherbergt zudem Ablagerungen aus der Holstein-Warmzeit vor etwa 330.000 Jahren.
Entspannen lässt es sich ebenfalls gut im Teetzpark, der sich bis Ohlsdorf und Fuhlsbüttel erstreckt. Ihn kann man über einen Rundweg erkunden, vorbei an Teichen und am Alsterlauf.
Heimat von Sportlern
Nicht nur wegen der Nähe zur Natur leben in Hummelsbüttel viele Bürger gerne: Ein reges Kulturleben mit etlichen Vereinen garantiert Geselligkeit und Gemeinschaft. Der Hummelsbütteler SV hat sogar schon einen Fußball-Bundesligaspieler hervorgebracht: Otto Addo. Übrigens hat auch der Uhlenhorster Hockeyclub seine Sportplätze in Hummelsbüttel.
Alles für den täglichen Bedarf gibt es beim Hummelsbüttler Markt, dem ehemaligen Dorfkern. Er heißt so, obwohl es hier nie einen Markt gegeben hat. Denn in der hamburgischen Gewohnheit wird das Wort in der Bedeutung von Platz verwendet. Wer von der umgebenden Hummelsbüttler Dorfstraße in den kopfsteingepflasterten Grützmühlenweg an der Susebek abbiegt, erahnt, wie es sich einst an diesem Ort lebte. Dort stehen noch ein alter Bauernhof, Stallungen für Reitpferde und eine eingewachsene Reetdachkate – Reste einer ländlichen Idylle. Einst war dort auch eine Grützmühle in Betrieb, doch sie wurde 1885 wegen technischer Probleme stillgelegt, 1962 abgebaut und ins Museumsdorf Volksdorf versetzt.
Wechselvolle Geschichte
Das Dorf Hummelsbüttel wurde erstmals urkundlich 1319 als Humersbotle erwähnt. Der Ortsname deutet allerdings darauf hin, dass Hummelsbüttel viel älter ist: Denn die Nachsilbe -büttel kommt aus der altsächsischen Sprache, sie bedeutet so viel wie Wohnstätte und verweist auf eine sächsische Gründung. Ein gewisser Hunmar, der dort ansässig war, wird als Namensgeber angenommen. 1253 wird das erste Mal ein Lambertus de Hummersbutle erwähnt, der aus dem adligen Geschlecht der Wedel kam.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert gehörte Hummelsbüttel dem Kloster Harvestehude. Mit der Reformation ging es 1528 an die Grafschaft Holstein-Pinneberg. Nachdem das Grafengeschlecht 1640 ausstarb, fiel das Dorf mit der Pinneberger Herrschaft an Dänemark. 1660 waren neun Bauern mit eigenem Hof ansässig, danach wandelte sich das Dorf weg vom reinen Bauerndorf: Ziegeleien siedelten sich im 17. Jahrhundert an, die den gesteigerten Bedarf an Material im nahen Hamburg befriedigten. Sie stellen auch Ziegel her, die nach dem Großen Brand 1842 in der Hamburger Altstadt für den Wiederaufbau benötigt wurden.
Sitz von Hamburger Kaufleuten
Im Jahr 1867, mit der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen, wurde Hummelsbüttel in den neugebildeten Kreis Stormarn eingegliedert. Mit der preußischen Kommunalverfassung 1889 wurde es dem Amtsbezirk Poppenbüttel zugeordnet. Prachtvoll und herrschaftlich entwickelte sich das Viertel, als wohlhabende Hamburger Kaufleute nach 1900 an der Alster ihre Villen errichteten. 1937 wurde Hummelsbüttel mit seinen 1.900 Einwohnern im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes an Hamburg angeschlossen. In den 1960er- und 70er-Jahren erlebte Hummelsbüttel einen Bauboom, im Zuge dessen die Großsiedlungen Lentersweg und Tegelsbarg hochgezogen wurden. Bauernhäuser mussten dafür weichen. In den 1970er-Jahren wurde der Ring 3 ausgebaut – von einem Dorf hat Hummelsbüttel heute nicht mehr viel.
*Quelle: Hamburger Stadtteilprofile, Statistikamt Nord (Stand: Jan 2019)